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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya
Autoren: Blood Ties 04 - Blutpakt
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aber
trauern würde ich nicht um sie, denn dann
wäre sie genausowenig tot wie Sie."
    Seit sie Vicki sterbend auf dem Fußboden des Labors
gefunden hatten, maß Henry die Zeit am Herzschlag der
Freundin. Nun ließ er drei Herzschläge verstreichen, um Mike Cellucis Seele zu
studieren. „Sie meinen das wirklich so", sagte er schließlich.
Es fiel ihm schwer, das zu glauben, aber gleichzeitig fand
er es auch unmöglich, es nicht zu glauben.
    „Ja." Das Wort blieb Celluci fast im Hals stecken.
„Ich meine das wirk lich so." Er schluckte und rang um Beherrschung. Dann
weiteten sich seine Augen. „Wie meinen Sie
das: Sie müssen Ihren Hunger stillen?"
    „Sie sollten doch
mittlerweile wissen, was das heißt."
    „An wem?"
    „Ich könnte jagen gehen." Nur, daß er so
unglaublich müde war. Die Nacht dauerte jetzt schon länger, als
je eine Nacht gedauert hatte. Es schien ein Jammer, jagen
gehen zu müssen, wo doch ... Er erlaubte sich, noch ein wenig
mehr Macht spielen zu lassen.
    „Lassen Sie das! Ich weiß, was Sie da versuchen."
Mit großer Mühe wandte Celluci seinen Blick von Henrys Gesicht und richtete ihn
wieder auf die Frau, die vor ihnen auf dem Bett lag. Noch lebte
Vicki. Dafür zu sorgen, daß dies so blieb — das war jetzt das
einzige, was wirklich zählte. Diese Entscheidung hatte er schon im
Labor getroffen, und er stand auch weiterhin dazu. „Wenn
etwas anderes dazu gehört als Blutsaugen, können Sie den
verdammten Pizzaservice anrufen!"
    Henrys Brauen hoben sich; das Angebot
erstaunte ihn. „Etwas anderes als Blutsaugen gehört nicht dazu, Detective. Es
ist nicht Nahrung, die ich brauche, sondern einfach ein Auffüllen meiner
Vorräte."

„Also gut." Celluci schob
sich mit einem Achselzucken die Jacke von den
Schultern, ließ sie sorgfältig, die Innenseite nach außen gewendet, um auf dem Teppich keine Blutflecken zu verursachen,
auf den Boden fallen, und rollte einen Ärmel auf. „Handgelenk,
oder?"
    „Ja." Henry schüttelte den Kopf, und aus seiner Stimme klang
jetzt ebensoviel Erstaunen wie Hochachtung. „Wissen Sie, Detective: in all
meinen viereinhalb Jahrhunderten ist mir nie ein Mann wie Sie begegnet. Trotz
allem bieten Sie mir Ihr Blut an?"
    „Ja, trotz allem." Mit einem letzten
Blick auf Vicki drehte Celluci sich um und nahm nun auf dem
Ende des Bettes Platz. „Ich möchte Sie ja nicht beleidigen",
meinte er seufzend, „aber nach allem, was heute nacht geschehen ist, scheint
mir das hier keine so große Sache mehr. Außer dem
tue ich es für Vicki. Was mich betrifft, sind Sie momentan nicht mehr als eine primitive Abteilung vom Roten
Kreuz. Also los."
    Henry hob den Arm, der ihm geboten wurde, und blickte
dann auf Celluci,
die Augen dunkel, der Hauch eines Lächelns in den Mundwin keln. „Wissen Sie, es ist ein Jammer, daß so viel
zwischen uns steht, De tective."
    Celluci
spürte die Hitze und strich sich eine Haarlocke aus dem Ge sicht. „Übertreiben Sie es bloß nicht, Sie untoter
Hurensohn."
    Als Henry sie aus der Tür trug, ihr Leben immer noch an
einem seide nen Faden hängend, hielt er noch einmal kurz an. „Nagt es nicht an
Ih nen?" fragte er dann, unfähig zu
gehen, ohne das zu klären. „Daß sie am Ende
mich gewählt hat?"
    Celluci streckte die Hand aus, um Vicki sanft die Brille
in die Mantel tasche zu stecken. Ihre Handtasche und der
Koffer waren bereits in Hen rys Auto verstaut worden.
    „Sie hat nicht Sie gewählt", sagte er dann, trat
zurück und rieb sich den Verband am Handgelenk. „Sie wählte die einzige Chance
auf Leben, die sie hatte. Und ich lehne es ab, mich deswegen schlecht zu
fühlen."
    „Sie kann immer noch sterben."
    „Sorgen Sie dafür, daß sie es nicht tut." Tausend
Gedanken zwischen einem schwachen Herzschlag und dem nächsten. „Ich werde mein Bestes
tun."

Celluci nickte; er wußte, daß es
so sein würde. Dann beugte er sich vor und küßte Vicki sanft auf Lippen, die
sich kälter anfühlten, als sie es frü her getan hatten.
    „Leb wohl,
Vicki."
    Und dann war da
nichts mehr, was er noch hätte sagen können.
    Er wurde mit
Detective Fergusson fertig. Er erklärte, Vicki habe eine Art
Nervenzusammenbruch gehabt, nur zu verständlich, wenn man die Umstände in Betracht zog, und sei mit einem Freund
nach Toronto zurückgekehrt. „Ich lasse sie wissen, was hier passiert
ist..."
    Er wurde mit der Wohnung von Vickis Mutter fertig und
mit all den Sachen, die sich darin befanden. Er beauftragte einfach eine
Firma, die sich um
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