Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hütet euch vor Harry

Hütet euch vor Harry

Titel: Hütet euch vor Harry
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
des Schlafs zu reißen und mir das Grauen zu schicken. Ich bin sehr sensibel, was ihn angeht, und er hat auch gespürt, daß da jemand ist, der auf sein Kommen reagiert. Es sind die Reste, die in meinem Innern stecken. Die alten Erblasten, die von früher in die Höhe gestiegen sind und mich dann überschwemmt haben.«
    »Und weiter?«
    »Nichts mehr. Ich muß warten. Er hat mir Angst gemacht. Ich sah kein Gesicht, keinen Körper, ich sah das Böse. Er hat Schlimmes getan in all der Zeit, und jetzt ist er auf dem Weg zu uns, weil er uns mit dem Bösen überschwemmen will. Es ist seine neue Existenz, verstehst du?«
    »Nicht ganz, aber rede weiter.«
    Im Liegen schüttelte Jane Collins den Kopf. »Es gibt nichts mehr zu sagen, John. Es ist vorbei, verstehst du? Ich habe keine Antworten mehr, nur noch Gefühle.«
    »Auch die können etwas aussagen.«
    »Ja, das weiß ich«, flüsterte sie. »Doch ich will nicht darüber sprechen, denn sie…« Jane hörte mitten im Satz auf.
    Sie starrte mich an, ich sah, wie sich ihr Gesicht veränderte.
    Scharfe Falten gruben sich in die Haut. Ihre Augen nahmen einen Ausdruck an, der mir gar nicht gefiel. Der Blick war in die Ferne gerichtet, wo sie etwas sah, das nur für sie bestimmt war.
    Und dann verzerrte sich ihr Gesicht in einem panischen Schrecken. Sie riß die Arme hoch. Die Bewegung geschah so plötzlich und so heftig, daß ich nicht mehr ausweichen konnte und von ihrem Handrücken am Kinn gestreift wurde. »O nein!« brüllte sie los. Gleichzeitig fing sie an, mit den Beinen zu strampeln. »O nein, bitte nicht, bitte nicht!«
    »Jane, was ist los? Was hast du?« Sie gab mir keine vernünftige Antwort. Sie schrie nur noch und wollte nicht aufhören…
    ***
    Damals
    Als es hart gegen die Tür klopfte, stand Frau Bärmann auf und wunderte sich nicht einmal darüber, daß sie unter dem Klopfen nicht zusammengeschreckt war, denn es hatte sich so bestimmt angehört, und sie konnte sich denken, wer da Einlaß begehrte.
    In der alten Küche roch es nach gebratener Blutwurst und Kohl. Zu mehr reichte das Geld nicht. Der Mann war im Krieg, und wer konnte wissen, wie lange dieser Zweite Weltkrieg noch andauern würde?
    »Machen Sie auf, Frau Bärmann. Wir wissen, daß Sie zu Hause sind. Öffnen Sie, aber sofort!«
    »Ja, ja, meine Herren. Keine Sorge. Ich bin gleich da. Schlagen Sie nicht die Tür ein.« Sie hatte mit einer monotonen Stimme gesprochen, die schrecklich hoffnungslos klang, denn sie wußte, weshalb sie gekommen waren.
    Bestimmt ging es um ihren Untermieter, der das zweite Zimmer bewohnte. Ein junger Mann, der kein Soldat geworden war. Aber danach hatte sie ihn nicht gefragt, es interessierte sie nicht. Wichtig war, daß sie durch seine Miete ihr karges Einkommen etwas aufbessern konnte. Jetzt konnte sie sich das wohl abschminken, und sie hoffte nur, daß sie nicht auch noch in die Polizeimühlen hineingeriet.
    Wie immer hatte sie die Tür innen abgeschlossen. Es wohnten einige Typen im Haus, die sich häufig betranken und krakelten. Hin und wieder drangen sie dann in fremde Wohnungen ein.
    Sie waren zu zweit gekommen, wie sie es vermutet hatte.
    Die richtigen Typen, die lange Mäntel aus Leder trugen, aber sie gehörten nicht zur Geheimen Staatspolizei, was ihre Ausweise auch dokumentierten. Wahrscheinlich waren sie von der Kripo.
    »Kommen Sie herein, meine Herren.«
    »Ja, danke.« Sie betraten die Küche und sahen sich blitzschnell um, was auf eine große Routine in ihrem Job schließen ließ.
    Viel war nicht zu sehen. Die schlichte Einrichtung, der Vorhang, der von einer harten Hand zur Seite gerissen wurde und den Blick auf Frau Bärmanns Schlafstelle freigab, einem alten Bett aus Metall. Aber da gab es noch eine zweite Tür, die in den Nebenraum führte, und vor ihr blieb der größere der beiden Männer stehen.
    »Ist er da?« fragte er.
    Frau Bärmann wischte ihre Hände an der bunten Kittelschürze ab. »Ich glaube schon.«
    »Was heißt das?«
    »Heute in der Früh war er noch da«, erklärte sie. »Ich war zwischendurch einkaufen. Kann sein, daß er über Mittag wieder gegangen ist. Ich habe noch nicht nachgeschaut.«
    »Gut.« Der Mantelträger zog eine Waffe hervor. Es war eine Pistole mit einem langen Lauf. Frau Bärmann bekam eine Gänsehaut, als sie die Waffe sah.
    Der zweite Mann schob sich an ihr vorbei und ging ebenfalls auf die Tür zu. Sein Kollege hatte eine Hand auf die Klinke gelegt, sie aber noch nicht nach unten gedrückt, weil ihn irgend etwas
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher