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Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)

Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)

Titel: Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)
Autoren: Christine Feehan
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deren Namen er nicht einmal kannte. Er würde heute Nacht verschwinden, bevor er eine Frau anstarrte, die ihn keines zweiten Blickes gewürdigt hätte, und noch den Verstand verlor.
    »Es geht mir verdammt gegen den Strich, etwas Nettes zu dir zu sagen, Rolex, aber sie hat das Gesicht eines Engels. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass irgendeine Frau hält, was dieses Gesicht verspricht.« Er musste dafür sorgen, dass der Mann weitersprach. Selbst nach zwei Monaten kannte er noch nicht einmal ihren Namen, weil Jean-Claude so wortkarg war.
    Jean-Claude warf einen Blick auf ihn und sah dann wieder das Foto an. Zum ersten Mal, seit Stefan in seine Zelle gestoßen worden war, lächelte er. »Natürlich kannst du dir das nicht vorstellen. Sie spricht sieben Sprachen. Sieben.« Jean-Claudes abfällig verzogene Lippen sagten Stefan, dass der Mann sicher war, sein Zellengenosse könnte niemals mehr als eine einzige Sprache lernen.
    Stefan sprach fließend Französisch, mit einem perfekten Akzent, und seine Rolle als Geheimagent – John Bastille – erweckte tatsächlich nicht den Eindruck eines gebildeten Mannes, der sich mit anderen Dingen als mit der Verfolgung krimineller Ziele auskannte. In Wahrheit konnte Stefan es jedoch Sprache für Sprache mit der Traumfrau aufnehmen, was hieß, dass sie gebildet und umso verlockender war. Es überraschte ihn ein bisschen, dass Jean-Claude intelligente Frauen mochte.
    »Bestimmt ist sie eine von der Sorte, die Widerworte gibt«, hob Stefan seiner Rolle getreu hervor. Ein Muskelprotz wie er würde nicht wollen, dass ihm ein kleines Frauchen widersprach. Es sagte etwas aus, dass sich Jean-Claude eine kluge Frau wünschte.
    »Sie hält mit ihrer Meinung nicht zurück«, stimmte Jean-Claude ihm zu. Die Andeutung eines Lächelns schlich sich in seine Augen, ganz so, als erinnerte er sich an einen Moment, den er besonders amüsant fand. »Du würdest das nicht verstehen.«
    Stefan unterdrückte die zahllosen groben Bemerkungen, die zu seiner Rolle gepasst hätten, denn er wusste, dass es ein sofortiges Ende des Gesprächs nach sich gezogen hätte, wenn er sie ausstieß. Jean-Claude hatte in den zwei Monaten, seit sie eine Zelle miteinander teilten, nicht mehr als drei oder vier Sätze gesagt. Stattdessen richtete er den Blick auf den Fußboden, als sei er in traurige Gedanken versunken.
    »Ich hatte mal eine Frau. Eine lohnenswerte – keine Prostituierte. Ich hätte ein bisschen netter zu ihr sein sollen, dann wäre sie vielleicht geblieben.« Er bedachte Jean-Claude mit einem kurzen neidischen Grinsen. »So wie die hat sie aber nicht ausgesehen. Wie heißt sie?«
    Nicht ein einziges Mal in all den Monaten hatte Jean-Claude namentlich von der Frau gesprochen oder gesagt, wo sie lebte. Wenn es um den Engel an der Wand ging, war er sehr verschlossen. Es störte Stefan, dass er insgeheim unter diesem Namen an sie dachte. Engel. Mysteriös. Unbegreiflich. Für den gewöhnlichen Mann außerhalb jeder Reichweite. Außer Reichweite für einen Mann, der vollständig in den Schatten lebte. Einen Mann ohne eine wirkliche Identität.
    »Judith.« In Jean-Claudes Stimme drückte sich eine deutliche Warnung aus, der Identität der Frau nicht weiter nachzugehen.
    Triumph wogte in Stefan auf. Jean-Claude langweilte sich in der Zelle. Und er wollte über die Frau reden. Er musste über sie reden, er brauchte es. Stefan wollte, dass er sich nach ihr verzehrte, damit er die Gelegenheit zur Flucht ergriff, wenn sie sich ihm bot. Natürlich würde nicht Stefan ihm die Möglichkeit bieten, sondern einer der Wärter. Es würde nicht allzu schwierig sein, das einzufädeln. Wenn einem Jean-Claude La Roux einen Gefallen schuldig war, dann war das, als hätte man das große Los gezogen. Andererseits bekam man von Jean-Claude nichts umsonst. Worauf hatte er es abgesehen?
    »Ein hübscher Name. Sie sieht exotisch aus, aber der Name ist amerikanisch, oder nicht?« Tatsächlich war der Name hebräischen Ursprungs, aber Stefan hatte große Zweifel daran, dass sich der Gangsterboss dieser Tatsache bewusst war oder sich auch nur dafür interessierte. Es war ein reiner Versuchsballon, ein kalkuliertes Vortasten.
    Jean-Claude beäugte ihn misstrauisch. »Was zum Teufel ändert das schon?«
    Stefan ließ sich aufwallende Wut ansehen, obwohl er in Wirklichkeit triumphierte. Er hatte einen Treffer erzielt. Die geheimnisvolle Frau könnte also durchaus aus den Vereinigten Staaten und nicht aus Japan sein, wie er
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