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Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)

Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)

Titel: Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)
Autoren: Christine Feehan
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Zeit, die Taktik zu ändern.
    Zum ersten Mal ließ Stefan bewusst eine Spur von Bewunderung in seine Stimme einfließen. Sein Verdacht bestätigte sich: Jean-Claude konnte dem Drang nicht widerstehen, über die Frau in seinem Leben zu reden oder auf das erste Anzeichen dafür zu reagieren, dass ein Mann wie Stefan, der nur offenkundige Kraft zu bewundern schien, den Gangsterboss zumindest für seine Fähigkeit respektierte, eine wunderschöne Frau anzulocken.
    »Sie war Kunststudentin und hat in Paris studiert«, sagte Jean-Claude. »Sie stand draußen vor dem Louvre, ihr langes Haar wehte um ihr Gesicht herum, sie ist stehen geblieben, um es sich aus dem Gesicht zu streichen, und in dem Moment …« Er ließ seinen Satz unbeendet in der Luft hängen.
    Stefan brauchte den Rest nicht zu hören. Wahrscheinlich hatte es dem Gangsterboss ebenso den Atem verschlagen wie ihm, als er sie zum ersten Mal auf einer Fotografie gesehen hatte. Sie hätte ohne weiteres ein Model auf dem Titelblatt einer Illustrierten sein können – aber da war noch mehr. Sie hatte etwas Undefinierbares an sich, eine Eigenschaft, die er nicht exakt bestimmen konnte. Sie strahlte etwas Unschuldiges und Sinnliches zugleich aus und wirkte mysteriös, weltentrückt und unerreichbar. Das löste bei einem Mann den Wunsch aus, die Arme auszustrecken und sie zu packen, sie an sich zu ziehen und sie für sich allein zu behalten.
    Oh ja, diese Frau übte ganz entschieden eine starke Wirkung auf Männer aus, und erst recht auf einen, der ohne Gefährtin in einer Zelle eingesperrt war. Stefan brachte bei seiner Arbeit unendliche Geduld auf, aber das hier würde ein Reinfall werden, ganz im Ernst. Jean-Claude würde sich schnurstracks zu dieser Frau und zu dem Microchip begeben, den er der russischen Regierung gestohlen hatte – einem Microchip, der auf dem Schwarzmarkt ein Vermögen wert war. Dieser Chip enthielt Informationen, die das russische Abwehrsystem um fünfzig Jahre zurückwerfen würden, wenn er jemandem in die Hände fiel.
    »Kann sie denn halbwegs malen?«, fragte Stefan.
    Jean-Claude nickte. »Sie ist richtig gut. Aber das gilt für alles, was sie tut.«
    Stefan blieb stumm und wartete ab. Er wusste, dass Jean-Claude über sie reden wollte.
    »Sie hat sich jetzt schon einen Namen in der Kunstszene gemacht. Ihre Kaleidoskope haben internationale Preise gewonnen. Ihre Gemälde werden für ein Vermögen verkauft und sie restauriert alte Kunstwerke für private Sammler. Die Gemälde werden unter schwerer Bewachung in Flugzeugen zu ihr transportiert.«
    Es klang so, als sei Jean-Claude stolz auf sie. Restauratoren, die gleichzeitig als Konservatoren arbeiteten, waren selten. Sie waren für die Wiederherstellung und langfristige Erhaltung von Gemälden verantwortlich, die jahrhundertealt waren. Das war eine schwierige Arbeit und es handelte sich bei dieser Berufsgruppe um eine recht kleine Gemeinschaft. Zudem bezweifelte er auch, dass es viele preisgekrönte Kaleidoskopkünstlerinnen gab. Diese Informationen würden sehr hilfreich sein, um die Identität dieser Frau herauszufinden. Stefan hatte bereits etliche Fotos an seine Leute geschickt, damit sie mit den Nachforschungen beginnen konnten, wer die geheimnisvolle Frau tatsächlich war.
    »Es imponiert mir schon, dass eine solche Frau bereit ist, auf dich zu warten.«
    Jean-Claude sagte nichts dazu, sondern blickte in das stille, versonnene Gesicht auf dem Foto. Stefan wusste, dass die Worte an ihm nagen würden, die Vorstellung, dass sie vielleicht nicht auf ihn wartete. La Roux hatte eine bessere Zelle als die meisten Gefängnisinsassen. Er war nicht wie die Mehrheit selbstmordgefährdet und deprimiert durch die Umstände, und allein schon das sagte Stefan, dass die Wärter Dinge für ihn reinschmuggelten und überhaupt ihr Bestes taten, um sich gemeinsam mit den Gefangenen bei ihm einzuschmeicheln. Es hatte nicht lange gedauert, bis sich herumgesprochen hatte, was passierte, wenn ein Wärter Jean-Claudes Unwillen wachrief: Dann verübte einer seiner Männer einen Vergeltungsschlag gegen die Familie des Wärters.
    Stefan hatte genug Zeit an diesem widerwärtigen Ort verbracht. Mehr war aus dem Gangsterboss nicht rauszuholen. Er hatte seiner Regierung gesagt, sie solle dem Mann einen Ausbruch ermöglichen und ihn sich entweder schnappen, sowie er rauskam, oder sich von ihm zu dem Microchip führen lassen. So oder so war es besser, als in der beengten Zelle zu versauern und eine Frau anzustarren,
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