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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor
Autoren: Joel Rosenberg
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gut auf dich auf, Kleiner«, sagte ich. »Und wenn ihr mich brauchen solltet ...«
    Er nickte einmal und schenkte mir ein halbes Lächeln. Wir kommen schon zurecht, dachte er. Aber wenn wir dich brauchen sollten, werden wir es dich wissen lassen. Sein Griff an meiner Schulter war fest.
    Ich schob ein wenig mehr Holz ins Feuer, während sie in die Nacht hinauszogen.
    Weiter unten lag Ehvenor verlassen im Licht der Dämmerung. Die Stadt gab kein Lebenszeichen mehr von sich, außer dem glühenden Gebäude in ihrer Mitte.
    Nareen ließ also die Murmel, oder was immer zum Teufel es auch war, auf Wache. Während ich mich gerade noch so daran erinnere, mein Bettzeug ausgerollt und mich hingelegt zu haben, so weiß ich wirklich nicht mehr, wie ich eingeschlafen bin. Bevor ich richtig lag, war ich schon weggetreten.
    Ich schlief wie ein Toter und wurde schließlich im Morgengrauen erst durch das Kling! der Murmel, oder was immer zum Teufel es auch war, geweckt, als sie von einem Stein heruntersprang.

TEIL DREI
NEUE AUFGABEN

Kapitel achtundzwanzig
In dem die lebende Tote nicht nur spricht, sondern sogar Forelle und Hühnchen ißt
    Reisen, so scheint mir, hat immer mehr dazu beigetragen, daß man sich die Füße platt läuft, Schwielen an den Sohlen bekommt und seine Hämorrhoiden reizt, als dazu, seinen Horizont zu erweitern.
    - WALTER SLOWOTSKI -
    Ich betrachtete den Himmel über Ehvenor, als wir unser Lager abbrachen.
    Blauer Himmel, Wattewölkchen und kein Drache weit und breit. Verdammt.
    Hmm, dachte ich, so sollte es doch eigentlich auch sein, wenn wir unser Lager abbrechen. Der Unterschied war, daß nicht wir es taten. Ich hatte uns ein deftiges Frühstück zubereitet - Dörrfleisch und Haferschleim. Ehrlich gesagt, hatte ich die Rucksäcke gepackt und die letzte Glut des Feuers gelöscht. Nun ja, ich hatte die besseren physischen Voraussetzungen für diese Aufgaben.
    Andy erwartete mich weiter unten am Weg. Sie hatte ein abgenutztes, ledergebundenes Buch aus ihrem Rucksack hervorgeholt und aufgeschlagen. Die Buchstaben verschwammen vor meinen Augen; ich war nicht dafür geschaffen, Zaubersprüche zu lesen.
    Sicherlich verschwammen sie auch vor ihren Augen, selbst wenn man für den Moment vergaß, daß sie ihre magischen Fähigkeiten verloren hatte. Tränen hatten die gleiche Wirkung.
    Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und verstaute das Buch. Dann schnürte sie den Rucksack sorgfältig zu und warf ihn sich über die Schulter.
    »Gut«, sagte ich, »der Tag ist noch blutjung.« Ich habe etwas dafür übrig, eine blumige Sprache zu verwenden. »Machen wir uns auf den Weg.«
    Sie setzte sich langsam in Bewegung. Immerhin weinte sie nicht mehr. Ihre Augen waren gerötet, und unter ihnen befanden sich dunkle, eingesunkene Ringe. Ihr Haar war wirr zerzaust und ihr Mund zu einem finsteren Ausdruck erstarrt.
    Aber sie weinte wenigstens nicht mehr.
    Gütiges Schicksal. Es war nicht einfach mit ihr.
    Ich musterte den Himme l in der Hoffnung, ein paar led rige Flügel zu entdecken. Dies wäre gerade der rechte Moment für Ellegons Erscheinen, um mein Stiefelleder und meine zarten Füßchen zu schonen. Aber am blauen Himmel waren nur Wolken und Vögel zu sehen. Nie ist ein Drache zur Stelle, wenn man ihn braucht.
    Wir wanderten den Pfad hinab.
    Es gibt eine Reihe von Dingen, die man nicht mit jemanden zusammen machen kann, der damit beschäftigt ist, sich von der Welt zurückzuziehen. Das einzige, was einem bleibt, ist, geduldig zu sein und ihm den Rückzug auf seinen Bauchnabel zuzugestehen, bis es ihm genehm ist, wieder zum Vorschein zu kommen. Falls es ihm genehm sein sollte.
    Nun, ich sagte nicht, daß es eine schlechte Herangehensweise war. Wahrscheinlich ist es sogar eine gute Methode, damit umzugehen, vielleicht sogar die beste. Aber es ist nicht Walter Slowotskis Art und Weise. Tut mir leid.
    »Nun«, sagte ich und plapperte gegen das Plappern des Flußes an, »jeder kann sich verirren, wenn er nicht weiß, wo er sich befindet. Solange man weiß, wie man dahin gelangen kann, wo man hin will, ist das kein Problem. Aber nicht zu wissen, wer man ist und was man will, ist die gefährlichste Art, sich zu verirren.«
    Es war ein wohlgeformter Fluß und maß auf unserer Höhe etwa drei Meter in der Breite. An seinen ausladenden Ufern befanden sich gut ausgetretene Pfade. In der Regenzeit trat der Fluß sicherlich über die Ufer. Doch im Moment war keine Regenzeit.
    »Es ist einer der einfacheren
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