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Hotzenplotz 3

Hotzenplotz 3

Titel: Hotzenplotz 3
Autoren: Otfried Preußler
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sich unverzüglich bereit, Herrn Dimpfelmoser zu helfen: mit der Kristallkugel sei das ein Kinderspiel. Dann schlurfte sie durch den Garten ins Haus, und die Freunde folgten ihr.
    Im Hausflur kam Wasti ihnen entgegen. Freudig bellend fuhr er auf Kasperl und Seppel los und schnappte nach ihren Händen.

    „Wirst du wohl artig sein!“ schimpfte Frau Schlotterbeck. „Das gehört sich nicht für ein braves Hündchen!“
    Während sie in die Wohnstube eilte, um die Kristallkugel aus dem Schrank zu holen, blieben die Freunde bei Wasti im Flur zurück.
    „Wir haben dir etwas mitgebracht.“ Kasperl hielt ihm den einen Kürbis hin. „Da — probier mal!“
    Wasti war eigentlich furchtbar satt. Erst vorhin hatte er anderthalb Dutzend Kartoffelklöße verzehrt, mit gedünsteten grünen Bohnen und Gurkensalat als Beilage. Anstandshalber beschnupperte er den Kürbis von allen Seiten — und nur, weil er Kasperl und Seppel nicht kränken wollte, biß er ihn schließlich an.
    „Na, wie schmeckt uns das?“
    Wasti ließ ein erstauntes „ Waff-waff “ hören, etwa zu übersetzen mit: „Hoppla, das ist ja ein Leckerbissen!“ Dann fraß er den Kürbis auf, daß es nur so schnurpste .
    „Und jetzt“, meinte Seppel, „den zweiten auch noch!“
    Wasti beschnupperte auch den zweiten Kürbis. Er biß aber nicht hinein, dazu war er viel zu vollgefressen, sondern er stupste ihn bloß mit der Schnauze an — und dann rollte er ihn geschickt vor sich her: durch den Hausflur, zur Tür hinaus und ein Stück durch den Garten, schnurstracks auf seine Hütte zu.
    „Sieh mal!“ rief Seppel. „Er spielt mit dem Kürbis Schnauzball, gleich schießt er ein Eigentor!“
    Vor der Hundehütte verlangsamte Wasti den Lauf. Er senkte die Schnauze, er zielte — und schwuppdich ! beförderte er den Kürbis mit kräftigem Stoß hinein.

    „Gut gemacht!“
    Kasperl und Seppel klatschten ihm Beifall, doch Wasti tat ihnen nicht den Gefallen, das Kunststück zu wiederholen. Ohne sich weiter um sie zu kümmern, verkroch er sich in die Hütte.
    „ Laßt mich gefälligst zufrieden!“ knurrte er in der Hundesprache. „Jetzt möchte ich meine Ruhe haben, waff-waff , und ein bißchen schlafen.“
    Die Freunde konnten sich denken, was er gemeint hatte.
    „Komm“, sagte Kasperl zu Seppel. „Gehen wir zu Frau Schlotterbeck!“
    Die Vorhänge in der Wohnstube waren wie immer zugezogen. Der Schein einer einzigen Kerze erhellte den Raum. Sie stand in der Mitte des runden, mit allerlei seltsamen Zeichen bedeckten Tisches. Neben der Kerze ruhte auf einem Kissen von schwarzem Samt die berühmte Kugel aus Bergkristall. Mit ihrer Hilfe konnte man alles beobachten, was sich im Umkreis von dreizehn Meilen ereignete: vorausgesetzt, daß es unter freiem Himmel geschah.
    Bisher hatten Kasperl und Seppel Frau Schlotterbecks Kugel nie zu Gesicht bekommen.
    „Eigentlich“, dachte Kasperl bei ihrem Anblick, „sieht sie wie einer von Großmutters kleineren Kürbissen aus — nur daß sie nicht grün, sondern bläulich ist...“
    In der Tat: bis auf diesen geringen Unterschied waren sich Großmutters Kürbisse und die magische Kugel der Witwe Portiunkula Schlotterbeck zum Verwechseln ähnlich.

Der Herr Polizeihauptwachtmeister Alois Dimpfelmoser ließ auf sich warten. Die Freunde konnten sich nicht erklären, warum er so lange ausblieb. Ob ihn der Räuber Hotzenplotz unterwegs überfallen hatte?
    „Wollen mal nachsehen“, sagte Frau Schlotterbeck.
    Sie setzte sich an den Tisch und begann an dem Kissen aus schwarzem Samt zu drehen, auf dem die Kristallkugel lag. Da schellte es an der Gartentür — und als Kasperl und Seppel hinausrannten, um zu öffnen, stand draußen Herr Dimpfelmoser mit seinem Fahrrad: krebsrot im Gesicht, und gewaltig schnaufend wie eine alte Dampfmaschine.
    „Ich konnte den vierten dreifachen Doppelknoten ewig nicht aufkriegen!“ keuchte er. „In Zukunft, glaube ich, ist es mit dreien auch getan.“
    Er kramte die Schnur aus der Tasche und blickte sich um.
    „Wo kann ich das Rad hier anbinden?“
    „Stellen Sie es doch einfach zu Wastis Hütte!“ schlug Kasperl vor.
    „Recht hast du“, sagte Herr Dimpfelmoser. „Dort ist es sogar vor Hotzenplotz sicher — auch ohne Schnur.“
    An der Wohnstubentür empfing ihn die Witwe Schlotterbeck mit dem Ruf: „Da sind Sie ja endlich!“ Dann bot sie ihm eine Tasse Tee an.
    „Danke“, erklärte Herr Dimpfelmoser. „Statt Tee zu trinken, sollten wir lieber die polizeiliche Überwachung des
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