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Hotzenplotz 3

Hotzenplotz 3

Titel: Hotzenplotz 3
Autoren: Otfried Preußler
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Bratpfanne unter dem nächsten Strauch hervor, sie entfachten ein Feuer und hängten die Schuhe und Strümpfe zum Trocknen auf.
    „Jetzt brate ich uns einen echten Räuberschmaus!“
    Hotzenplotz griff an den Gürtel und stutzte.
    „Was fehlt Ihnen?“ fragte Kasperl.
    „Ich habe kein einziges Messer mehr...“
    „Nehmen Sie meines — ich leihe es Ihnen gern.“
    Mit Kasperls Taschenmesser schnippelte Hotzenplotz allerlei Zutaten klein: die rührte er in die Pfanne — und alsbald verbreitete sich ein leckerer Duft im Wald. Das Wasser lief Kasperl und Seppel im Mund zusammen. Sie konnten es kaum erwarten, bis Hotzenplotz endlich die Pfanne vom Feuer rückte. Er hatte sich vorsorglich eine Flasche Sliwowitz neben den Platz gestellt.

    „Mahlzeit!“
    Sie aßen den Räuberschmaus mit den bloßen Fingern, was ihn besonders schmackhaft machte. Großmutter war eine gute Köchin, das stand außer jedem Zweifel; doch selbst an den höchsten Feiertagen hatte sie Kasperl und Seppel etwas so Köstliches niemals zubereitet - mit soviel Zwiebeln und soviel Speck daran, und vor allem: mit soviel Knoblauch.
    „Es wundert mich eigentlich“, sagte Kasperl zwischen zwei Happen, „daß Sie die Räuberei aufgeben wollen, Herr Hotzenplotz.“
    „Das ist rasch erklärt.“
    Hotzenplotz nahm einen Schluck aus der Sliwowitzflasche .
    „Natürlich hat der Beruf eines Räubers auch seine schönen Seiten. Die Waldluft hält einen jung und gesund; für Abwechslung ist gesorgt; und solange man nicht im Loch sitzt, führt man ein wildes und freies Leben — aber ...“
    An dieser Stelle legte er eine Pause ein und genehmigte sich einen weiteren Sliwowitz.
    „Kurz und gut: auf die Dauer wird mir die Sache zu anstrengend. Nichts ist lästiger auf der Welt, als ständig den bösen Mann zu spielen! Immerzu Missetaten verüben müssen, auch wenn einem gar nicht danach zumute ist; immerzu Großmütter überfallen und Fahrräder klauen; und immerzu auf der Hut vor der Polizei sein: das zehrt an den Kräften und sägt an den Nerven, glaubt mir das! Und im übrigen ...“
    Hotzenplotz setzte zu einem dritten Schluck an.
    „Im übrigen hängt mir das ganze Räuberwesen zum Hals heraus. Ich bin froh, daß es damit aus ist, verfluchtnochmal — ja, ich bin wirklich froh darüber!“
    „Und?“ fragte Kasperl. „Wie soll es nun weitergehen Herr Hotzenplotz? Haben Sie schon bestimmte Pläne für Ihre Zukunft?“
    „ Nööö “, sagte Hotzenplotz. „Aber da wird sich schon etwas finden lassen.“
    Sie aßen die Pfanne leer; dann berieten sie miteinander, welche Berufe für Hotzenplotz in Betracht kämen. Das war schwierig, denn erstens hatte er außer der Räuberei nichts gelernt — „und zweitens“, meinte er, „wäre mir eine Arbeit im Wald am liebsten; wenn sie nur nicht zu schwer ist — und Spaß machen sollte sie obendrein.“
    Holzfällen kam also nicht in Frage für ihn, Torfstechen auch nicht, und Steineklopfen am allerwenigsten.
    „Groß ist die Auswahl nicht“, meinte Kasperl. „Am besten wäre vielleicht ein Beruf für Sie, der noch gar nicht erfunden ist — sagen wir: Zeichenlehrer an einer Baumschule...“
    „Züchten Sie eßbare Fliegenpilze!“ schlug Seppel vor. „Oder Pfifferlinge in Dosen!“
    „Nicht schlecht“, meinte Hotzenplotz grinsend. „Ich könnte auch Tollkirschenmarmelade herstellen.“
    „Dann schon lieber gerösteten Schnepfendreck!“
    „Kieselsteinmargarine...“
    „ Stinkmorchelbrause in Pulverform...“
    „Ob man mit Ameiseneierlikör ins Geschäft käme?“
    „Wenn Sie mich fragen“, sagte Kasperl, „dann werden Sie Weichensteller auf einem Wildwechsel — mit der Aussicht, nach spätestens anderthalb Jahren zum Oberwildwechselweichensteller ernannt zu werden!“
    Sie blödelten um die Wette weiter, bis ihnen nichts mehr einfiel. Dann sangen sie Räuberlieder, und zwischendurch mußte Hotzenplotz ihnen von seinen Taten und Abenteuern erzählen — und wie es ihm immer wieder geglückt war, die Polizei an der Nase herumzuführen, jahraus, jahrein.
    Das war spannend und lustig.
    Vor lauter Geschichtenerzählen und Zuhören merkten sie gar nicht, wie rasch die Zeit verging.
    Mit einemmal war es Abend, die Dämmerung brach herein, und Hotzenplotz sagte:
    „Ich glaube, nun müßt ihr nach Hause, sonst gibt es Ärger. Laßt uns die Strümpfe und Schuhe anziehen und das Feuer löschen — dann will ich euch bis zum Städtchen begleiten, damit ihr mir nicht auf dem Heimweg versehentlich unter
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