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Hotzenplotz 3

Hotzenplotz 3

Titel: Hotzenplotz 3
Autoren: Otfried Preußler
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und bediente sich nicht zu knapp daraus.
    Es geschah, was geschehen mußte.
    Hotzenplotz nieste aus Leibeskräften. Die Fenster klirrten, die Lampe schepperte, Großmutter kam die Treppe heraufgekeucht.
    „Kasperl!“ rief sie. „Bist du es, der da so schrecklich niest?“
    Kasperl hielt sich mit Daumen und Zeigefinger die Nase zu.
    „Entschuldige bitte!“ Es hörte sich an, als hätte er starken Schnupfen. „Ich muß mich erkältet haben.“
    Hotzenplotz nieste weiter.
    „Soll ich dir etwas zum Schwitzen eingeben?“ fragte Großmutter draußen. „Wie wäre es mit Kamillentee?“
    „Nein, nein“, wehrte Kasperl ab. „Ich fühle mich schon bedeutend besser...“
    Hotzenplotz nieste zum drittenmal , Seppel hatte ihm rechtzeitig Kasperls Bettdecke über den Kopf geworfen.
    „Du hörst ja, es läßt schon nach.“
    „Wie du meinst, Kasperl.“
    Großmutter wünschte ihm gute Besserung. Die Freunde warteten, bis sie die Treppe hinuntergestiegen war und die Wohnstubentür hinter sich geschlossen hatte; dann befreiten sie ihren Gast von der Decke.
    „Das Schnupfen sollten Sie sich von jetzt an verkneifen, Herr Hotzenplotz!“ sagte Kasperl. „Kein Mensch darf erfahren, daß Sie in diesem Haus sind — nicht einmal Großmutter!“
    Hotzenplotz war zerknirscht.
    „Von jetzt an“, versprach er den Freunden, „sollt ihr mal hören, wie furchtbar leise ich sein kann, zum Donnerwetter!“
    Er ballte die Faust — und wäre Seppel ihm nicht in den Arm gefallen, so hätte er zur Bekräftigung auf den Tisch gehaut.
    „Gehen wir lieber schlafen!“ schlug Kasperl vor.
    Seppel und er krochen in die Betten, für Hotzenplotz war auf dem Sofa Platz.
    „Es wird Ihnen hoffentlich nicht zu kurz sein?“
    „Im Gegenteil! Nur meine Beine sind etwas zu lang dafür, aber das tut nichts. Bis morgen also!“
    „Bis morgen, Herr Hotzenplotz!“

Kasperl machte das Licht aus. Er legte sich auf den Rücken, verschränkte die Arme im Nacken und dachte nach. Wenn sie versuchen wollten, Herrn Dimpfelmoser von Hotzenplotz’ Unschuld zu überzeugen, mußten sie schleunigst herausbekommen, was mit der magischen Kugel geschehen war.
    „Gleich nach dem Frühstück gehen wir zu Frau Schlotterbeck“, nahm er sich vor. „Wenn wir Glück haben, finden wir etwas in ihrem Haus, das uns weiterhilft...“
    Über solchen Gedanken schlief Kasperl ein und begann zu träumen. Er sah sich im Traum durch Frau Schlotterbecks Garten gehen. Von Wasti begleitet, kam ihm die Witwe entgegengeschlurft: im Morgenrock und in Filzpantoffeln, mit Lockenwicklern im Haar und, wie konnte es anders sein, eine dicke Zigarre im Mund.
    Sie paffte so wild drauflos, daß der Qualm immer dichter wurde, bis sie mit Wasti darin verschwand. Dann fegte ein Windstoß den Rauch davon — und o Wunder: Frau Schlotterbeck hatte sich in die Fee Amaryllis verwandelt! In all ihrer goldenen Pracht und Herrlichkeit stand sie vor Kasperl und winkte ihm mit der Hand.
    Von Wasti war weit und breit nichts zu sehen.
    Ein kleiner feuerspeiender Drache ringelte sich zu Füßen der Fee im Gras. Er blähte die Nüstern und rollte die Augen. Dann und wann brach er in ohrenbetäubendes Fauchen und Pfeifen aus.

    Kasperl verschwendete keine Zeit darauf, sich zu wundern.
    „Das trifft sich ja ausgezeichnet!“ rief er. „Sie wissen nicht zufällig, wer Frau Schlotterbecks Kugel gestohlen hat?“
    Leider konnte die Fee ihm das auch nicht sagen.
    „Ich weiß aber etwas anderes“, meinte sie.
    „Was denn?“
    „Ich weiß, was ihr tun müßt, um Wasti von seiner Mißgestalt zu erlösen.“
    „Im Ernst?“ staunte Kasperl.
    Die Fee Amaryllis nickte ihm freundlich zu.
    „Gebt ihm von einem bestimmten Kraut — und alles wird gut sein.“
    „Von welchem Kraut?“ wollte Kasperl wissen.
    „Du kennst es, mein Lieber. Ich brauche dir bloß ein einziges Wort zu sagen — gib acht ...“
    Bevor sie den Satz vollenden konnte, schnaubte der feuerspeiende Drache so gräßlich auf, daß Kasperl davon erwachte: Hotzenplotz schnarchte auf seinem Sofa, als wollte er einen ganzen Eichenwald kurz und klein sägen.
    Großmutter, die einen leichten Schlaf hatte, kam an die Tür gelaufen und klopfte.
    „Aufwachen, Kasperl! Willst du mich um den Verstand schnarchen?“
    „Ich?“ fragte Kasperl.
    „Dann muß es der Seppel sein! Hast du ihn etwa mit deinem Schnupfen angesteckt?“
    „Schon möglich, Großmutter. Wundert dich das vielleicht?“
    „In diesem Hause wundert mich bald überhaupt nichts
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