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Hotel in Flammen

Hotel in Flammen

Titel: Hotel in Flammen
Autoren: Stefan Wolf
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Hand
schüttelte.
    Steht ihr irre gut, dachte Tim und
meinte das Service-Kleid, das seine Freundin jetzt trug. Es war dunkelblau — sowieso
Gabys Farbe, allerdings in Größe 36, und damit noch ein bißchen zu groß.
    Isa, Tim und Karl gingen zur Rezeption,
wo ihnen ein gaulgesichtiger Typ entgegenkam.
    „Guten Tag, Herr Grimp“, sagte Isa und
lächelte.
    Auch die Jungs fletschten den Gast an —
fühlten sich nämlich bereits mitverantwortlich für zuvorkommende Betreuung im
Haus.
    Grimp knarrte eine Erwiderung durch die
Backenzähne, faltete Geldscheine, die er in der Hand hielt, und schob sie in
die Tasche.
    „Herr Glattfeldt, das sind unsere neuen
Mitarbeiter“, sagte Isa, als sie an der Rezeption waren: „Peter Carsten,
genannt Tim, und Karl Vierstein. Tim wird Sie ab morgen vertreten, Karl
übernimmt das Büro. Bitte, zeigen Sie ihnen, was sie wissen müssen.“
    „Selbstverständlich, Frau Glockner.
Hallo, Jungs!“
    Während der nächsten Stunde rauchten
die Köpfe. Tim und Karl fühlten sich, als hätten sie Unterricht in einem neuen
Fach. Glattfeldt redete, erklärte, zeigte, führte vor, verfuhr aber — wie sie
bald checkten — planlos und flocht massenhaft Überflüssiges ein. Teils tat er
sich wichtig, teils schien es ihm wurscht zu sein, was ab morgen hier
passierte. Denn morgen gehörte er ja nicht mehr zum Team.
    Die beiden versuchten, das Beste daraus
zu machen. Nur das Wesentliche wollten sie sich merken. Letztlich würde es
hauptsächlich auf gesunden Menschenverstand ankommen.
    „...und Trinkgelder“, sagte Glattfeldt
zu Tim, „werden nicht in die eigene Tasche gesteckt, sondern kommen in den
Fonds ( Geldreserve ). Der wird dann unter allen Angestellten aufgeteilt.“
    „Verstehe!“ nickte Tim. „So wie eben,
als der grauhaarige Herr Ihnen den Zwanziger zusteckte.“
    „Was?“
    „Sie haben ihn in Ihre rechte Jackentasche
geschoben, wie ich zufällig sah. Also befindet sich der Fonds dort. Lassen Sie
die Jacke hier? Oder wie soll ich’s machen?“
    Glattfeldts engstehende Fuchsaugen
begannen zu schielen.
    „Das ist der Fonds“, sagte er und zog
eine schmale Schublade hinter dem Tresen auf.
    Nur Hartgeld lag darin, und die
5-Mark-Stücke waren selten.
    „Den Schein... äh... wollte ich ohnehin
noch reintun.“
    Offensichtlich widerwillig trennte er
sich von ihm.
    „Das wäre es“, meinte er dann, „nun
macht euch mal nützlich.“
    Für Karl stand die Richtung fest.
    Bergeweise wartete im Büro Papierkram
auf ihn.
    Aber Tim würde erst ab morgen hinter
dem Empfangstisch jobben. Das hieß freilich nicht, daß er Däumchen drehte.
    Schon näherte sich Tante Isa, begleitet
von einem Herrn mit freundlich-strengem Gesicht.
    Tim wurde vorgestellt und erfuhr, daß
Dr. Brenner mit Frau und Tochter hier sei.
    „...und Nadine — sie ist 14 — kann noch
nicht schwimmen“, sagte Isabel mit betretener Miene. „Wie du weißt, Tim, gehört
der Schwimmkurs zu unserem Wochenangebot. Ich habe Herrn Dr. Brenner schon
erklärt, daß der Schwimmeister zur Zeit nicht verfügbar ist. Traust du dir zu,
Nadine Unterricht zu geben?“
    „Selbstverständlich.“
    „Aber du bist kein Schwimmlehrer?“
fragte Brenner.
    „Das nicht. In erster Linie bin ich Judoka,
Leichtathlet, Volley-Baller und Radrennfahrer. Im Wasser engagiere ich mich
nicht so, obwohl ich alle Lagen beherrsche. In unserer Internatsschule habe ich
neun Kameraden das Schwimmen beigebracht. Einer ist inzwischen Vierter bei der
Landesmeisterschaft über 200 Meter Brust. Vier dieser Spät-Planscher waren
absolut wasserscheu. Die kriegten schon das Frösteln beim Zähneputzen, ganz zu
schweigen vom Duschen. Trotzdem haben sie’s gelernt. Ich habe da ein paar
Tricks drauf, die man — abgemildert — auch bei Mädchen anwenden kann.“
    „Ach!“ meinte Brenner, der Arzt war: „Du
bist Internatsschüler? Ich dachte: Hotelfachschüler.“
    Tim sah Tante Isa an.
    Offenbar hatte sie noch gar nichts
erzählt.
    „Nein, nein!“ stellte sie jetzt
richtig. „Peter hilft mir nur ehrenamtlich. Er geht noch zur Schule. Man hält
ihn für 16, wenn nicht gar 17, aber er wird erst 14.“
    „Ein Internat hier am Ort?“ erkundigte
sich Brenner.
    Tim verneinte und nannte Standort und
Namen seiner geliebten Penne.
    Das rief erstaunliche Wirkung hervor.
    Brenner klatschte die Hände zusammen,
und Begeisterungsblut füllte ihm das von vielen Praxisstunden gestreßte
Gesicht.
    „Dort?“ rief er. „Ja, an der Schule ist
doch einer meiner
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