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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)
Autoren: Anthony Horowitz
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dazu.“
    „Du hast Mr Dolan und Mr Reade angelogen.“
    „Ich weiß nicht, wieso ich das getan habe.“ Das stimmte sogar. Ich musste total verrückt gewesen sein. „Ich denke, ich habe es getan, weil er verletzt war.“
    „Die Sicherheit des Dorfes und damit unser Überleben basieren auf einer einzigen Regel. Wir lassen niemanden wissen, dass wir hier sind. Wir schützen uns vor der Außenwelt – wenn nötig auch mit Gewalt. Wenn dieser Junge gekommen und wieder gegangen wäre und anderen erzählt hätte, was wir hier haben, hätte das unser Ende bedeuten können. Das verstehst du doch, nicht wahr? Und dennoch warst du bereit, dieses Risiko einzugehen.“
    „Er sah nicht aus wie ein Spion“, sagte ich. Mein Mund war plötzlich ganz trocken und ich fühlte mich furchtbar.
    Sir Ian richtete seine Aufmerksamkeit auf Jamie. „Dein Name ist Jamie Tyler?“
    „Ja, Sir.“
    „Woher kommst du?“
    „Das habe ich Ihnen doch schon gesagt.“ Jamies Stimme klang jetzt anders als noch vor einer oder zwei Stunden, als ich ihn gefunden hatte. Sie hörte sich nicht mehr so panisch an. Wesentlich selbstsicherer. „Ich kann mich nicht erinnern, was mit mir passiert ist. Ich bin im Wald zu mir gekommen, nachdem mir jemand auf den Kopf geschlagen haben muss. Da war sehr viel Blut. Ich wusste nicht, wohin ich gehen sollte, und so bin ich einfach losgelaufen und schließlich in diesem Dorf gelandet. Ich hatte Angst, gesehen zu werden, und habe mich deswegen hinter der Kirche versteckt, wo Holly mich gefunden hat.“
    Er log. Er hatte ihnen nichts von der Tür gesagt – oder dem Taifun oder Hongkong – nichts von dem, was er mir erzählt hatte. Ich wollte etwas sagen, aber sofort hörte ich wieder seine Stimme in meinem Kopf.
    Bitte …
    „Wie bist du an den Wachtürmen vorbeigekommen?“, fragte der Vikar.
    „Ich habe keine Wachtürme gesehen, Sir. Ich habe gar nichts gesehen, bis ich in Ihrem Dorf gelandet bin – was bestimmt keine Absicht war. Ich bin aus Versehen hergekommen.“
    „Und woher kommst du?“, wiederholte Sir Ian seine Frage.
    Jamie berührte das Pflaster an seinem Kopf. „Ich fürchte, das kann ich Ihnen nicht sagen, Sir. Ich kann mich nicht erinnern. Ich weiß nur noch, dass ich im Wald aufgewacht bin. Ich vermute, dass ich dort ausgesetzt wurde.“
    „Er lügt“, sagte Reade.
    „Niemand kommt an den Wachtürmen vorbei“, stimmte Dolan ihm zu.
    „Gebt uns eine Stunde allein mit ihm“, fuhr Reade fort. „Wir bringen ihn schon dazu, dass er sich erinnert, woher er kommt.“
    „Wir foltern keine Kinder.“ Ich weiß nicht mehr, ob es Mr oder Mrs Flint war, die das sagten, aber sie sahen beide gleichermaßen empört aus. Er und seine Frau sahen sich überhaupt sehr ähnlich. Und sie waren immer derselben Meinung.
    „Hat er dir dasselbe erzählt?“, fragte Sir Ian mich.
    Das war der Augenblick der Wahrheit. Ich war die einzige Person in der Kirche, die genau wusste, dass Jamies ganze Geschichte erfunden war. Er hatte jedenfalls nicht unter Gedächtnisverlust gelitten, als ich ihm begegnet war, und selbst wenn er da gelogen hatte, war seine Geschichte eine ganz andere, als er sie jetzt erzählte. All meine Instinkte schrien mir zu, mich von ihm zu distanzieren, aufzuspringen und ihn zu beschuldigen. Aber aus irgendeinem Grund konnte ich das nicht. Ich hatte keine Ahnung, wer er war. Ich hatte kaum mit ihm geredet. Und trotzdem verteidigte ich ihn. „Er war sehr verwirrt“, sagte ich. „Was er gesagt hat, hat nicht viel Sinn ergeben. Auf jeden Fall wusste er nicht, wo er war.“ Das alles war die Wahrheit, zumindest ungefähr. Es war nur nicht die ganze Wahrheit.
    Sir Ian musterte Jamie. „Du hast einen amerikanischen Akzent“, sagte er.
    „Ja, Sir.“
    „Aber das ist unmöglich. Du kannst auf keinen Fall aus Amerika gekommen sein. Hast du irgendwelche Erinnerungen an ein Flugzeug oder ein Schiff?“
    „Sir, ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen. Aber ich erinnere mich an gar nichts.“
    Sir Ian wandte sich seiner Stellvertreterin zu. „Anne?“
    Miss Keyland richtete sich kerzengerade auf, wie sie es im Schulunterricht auch immer machte. Sie hatte ihre Brille auf, schaute aber nicht durch die Gläser, sondern darüber hinweg. „Wenn der Junge uns nicht helfen kann, müssen wir selbst entscheiden, wie wir mit ihm verfahren sollen“, sagte sie. „Was sind unsere Optionen? Wir wissen alle, was wir in der Vergangenheit mit Eindringlingen gemacht haben.“
    „Er ist noch ein Kind“,
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