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Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich
Autoren: C. S. Forester
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gelangen, um sich dort eine Kommandantenstelle zu sichern, ehe sich irgendein Ereignis dabei störend auswirken konnte. Verdrossen beobachtete er, wie die Princess immer weiter nach Lee sackte, schneller sogar als die schwerfälligen Linienschiffe, die vor Ouessant versammelt lagen. Hier an Bord gab es nichts zu lesen und nichts zu tun, ja es fand sich sogar nirgends ein Winkel, wo er dieses Nichtstun wenigstens hätte genießen können.
    Er hatte es satt, in der Hängematte zu liegen, darum kam er an Deck. Baddlestone hob eben mit Schwung den Kieker ans Auge und starrte nach Luv.
    »Da kommen sie!« sagte er so mitteilsam, wie man es sonst nicht von ihm gewohnt war.
    So herablassend wie möglich reichte er Hornblower das Glas.
    Für einen Kapitän gab es, wie Hornblower sehr wohl wußte, kaum eine großzügigere Geste, als sich auch nur für einen Augenblick von einem Glas zu trennen, wenn etwas Interessantes in Sicht war. Hier kam nun eine richtige Flotte auf sie zu, weit mehr als ein bloßes Geschwader. Vier Fregatten jagten einander unter vollen Segeln, um die Spitze zu gewinnen.
    Hinter ihnen folgten zwei Kolonnen Linienschiffe, sieben in der einen, sechs in der anderen Kiellinie. Sie setzten eben ihre Leesegel, während sie in genauen Abständen näher kamen. Mit dem Wind recht von achtern und unter Vollzeug kam die Flotte auf die Princess zugebraust. Es war ein grandioser Anblick. Die Kommandowimpel flatterten voraus und die Admiralsflaggen taten es ihnen gleich, es war, als ginge es ihnen nicht schnell genug. Jeder der steilen Steven schob eine schäumende Bugwelle vor sich her, die sich rhythmisch hob und senkte, während das Schiff über das blaue Wasser glitt. Hier zeigte sich Englands Seemacht in all ihrer Herrlichkeit. Die zweite Fregatte von rechts kam dicht an dem wild arbeitenden Wasserleichter vorüber. »Das ist die Diamond , 32 Geschütze«, sagte Baddlestone, der inzwischen auf irgendeine Art wieder in den Besitz seines Kiekers gelangt war. Hornblower starrte neidisch und sehnsüchtig hinüber, als sie in Kanonenschußweite vorüberbrauste. Jetzt enterten die Männer drüben im Fockmast auf, das Vorbramsegel wurde in der kurzen Zeitspanne geborgen und wieder gesetzt, während die Diamond an ihnen vorüberkam.
    Dieses Schiff war wirklich in bester Form - Hornblower hatte am Stand seiner Segel nicht das geringste auszusetzen. Der Steuermann des Leichters hatte im letzten Augenblick eine schmutzige rote Handelsflagge gesetzt, gerade noch rechtzeitig, um sie grüßend zu dippen. Zur Erwiderung wurde drüben die blaue Flagge gedippt. Jetzt kam die Steuerbordkolonne der Linienschiffe heran. Ein mächtiger Dreidecker lag an der Spitze und ragte mit seinen Decksaufbauten hoch über die See. Seine drei karierten Reihen Geschützpforten boten sich immer deutlicher dem Blick, als er näher kam, eine blaue Vizeadmiralsflagge wehte im Vortopp.
    » Prince of Wales , 98 Geschütze, Vizeadmiral Sir Robert Calder, Baronet«, sagte Baddlestone. »Bei diesem Haufen sind noch zwei Admirale mehr.« Die Flaggen senkten sich zum Gruß, und schon kam der nächste heran, sein Bug setzte vor dem Wind ein, daß die Gischt flog, wieder wurde gedippt, und so ging es weiter, bis die sieben Schiffe vorüber waren. »Guter Wind nach Finisterre«, sagte Baddlestone. »Ja, es sieht so aus, als wäre das ihr Ziel«, meinte Hornblower. Offenbar wußte Baddlestone über Flottenbewegungen ebensoviel wie er selbst, wahrscheinlich sogar mehr. Vor noch nicht einer Woche war der Mann ja in Plymouth gewesen, hatte dort englische Zeitungen gelesen und den ganzen Wirtshausklatsch gehört. Hornblower selbst hatte ja auch erst kürzlich auf der Shetland allerlei erzählen hören, dem Schiff mit dem Verpflegungsnachschub, das erst ein paar Tage vor der Princess längsseit der Hotspur gelegen hatte. Die Tatsache, daß Baddlestone ohne weiteres Finisterre als Calders Ziel bezeichnete und nicht die Straße von Gibraltar oder Westindien, war fast ein überzeugender Beweis, wie gut der Mann im Bilde war.
    Hornblower stellte ihn mit seiner nächsten Frage auf die Probe: »Meinen Sie, daß er dann bis zur Meerenge weiterläuft?«
    Baddlestone maß ihn mit einem Blick, der fast mitleidig zu nennen war. Dann erwiderte er herablassend: »Nein, diese Flotte segelt nur bis Finisterre.«
    »Aber warum denn?«
    Baddlestone konnte offenbar kaum begreifen, daß Hornblower wirklich noch nicht wußte, worüber schon in der ganzen Flotte und in der Werft von
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