Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
Augenblick, da das Kriegsgeschehen seinen Höhepunkt erreichte, sah er sich ohne Kommando. Es konnte nur zu leicht sein, daß er jetzt schon zwischen zwei Stühlen saß. Die Entscheidungsschlacht war vielleicht bereits geschlagen, die Krisis überwunden, wenn er endlich wieder dazu kam, zur See zu fahren. Vielleicht gelang es Calder schon in dieser Woche, Villeneuve abzufangen, vielleicht versuchte Bonaparte schon im Lauf der nächsten vierzehn Tage, den Kanal zu überqueren. Da war es besser, man war nur Commander, aber mit Schiff, als Kapitän ohne Schiff, als Kapitän, der noch nicht einmal im Marine-Verordnungsblatt gestanden hatte. Das alles reichte hin, um einen Menschen rasend zu machen. Zu allem Überfluß wehte der Wind schon seit zwei Tagen stetig aus Nordost, und er saß darum gefangen auf diesem verfluchten Leichter, während Meadows auf der Hotspur jede Gelegenheit hatte, sich hervorzutun. Nach zehn Jahren See-Erfahrung sollte Hornblower immerhin zu der Einsicht gekommen sein (und dessen war er sich auch wohl bewußt), daß es keinen Sinn hatte, sich wegen widriger Winde so zu grämen, daß man Fieber bekam, wegen dieser Winde, die man nie beherrschte, die man nie voraussagen konnte. Er war mit ihnen groß geworden, sie hatten sein ganzes Leben mitgestaltet, darum hätte er wissen müssen, wie man sich zu ihnen stellen mußte.
    Dennoch regte er sich jetzt so auf, daß er Fieber bekam.
3. Kapitel
    Hornblower lag immer noch in seiner Hängematte, obwohl der Tag längst angebrochen war und die Sonne schon am Himmel stand. Er hatte sich von einer Seite zur anderen gewälzt, ohne dabei ganz wach zu werden - das war eine Kunst, die er erst wieder neu lernen mußte, seitdem er wieder in einer Hängematte schlief. Jetzt war er fest entschlossen, zu bleiben wo er war und so lange wie möglich im Halbschlaf vor sich hinzudösen. Auf diese Art waren die Tage nicht so unerträglich lang und der im Halbschlaf gehemmte Verstand konnte nicht die ganze Zeit gespannt in den Problemen wühlen. Der gestrige Tag war schlimm gewesen. Bei Dunkelwerden war der Wind umgesprungen, so daß sie kanaleinwärts steuern konnten. Aber dieses Glück hatte nur so lange vorgehalten, bis die Princess wieder mitten im Blockadeverband angelangt war, dann hatte der Wind wieder in die alte Richtung zurückgedreht. Es war zum Verrücktwerden! Jetzt entstand an Deck über seinem Kopf Lärm und geschäftiges Hin und Her. Offenbar war ein Boot längsseit gekommen. Was konnte das schon groß sein, knurrte er vor sich hin, als er sich jetzt anschickte, die Hängematte zu verlassen. Bestimmt ging ihn diese Sache nicht das mindeste an, und außerdem handelte es sich wahrscheinlich nur um irgendeinen bürokratischen Stumpfsinn. Aber der Vorgang an Deck reichte dennoch aus, ihn gegen seine ursprüngliche Absicht aus der Hängematte zu locken. Er hatte die Füße eben an Deck gesetzt, saß aber noch in der Mulde der Hängematte, als der Fähnrich hereinkam. Hornblower sah den Jungen aus trüben Augen an, seine makellose weiße Kniehose und die Schnallenschuhe verrieten ihm, daß er irgendein verwöhntes Bürschchen von einem Flaggschiff vor sich hatte. Der Fähnrich hielt ihm einen Brief entgegen. Da war Hornblower augenblicklich hellwach. Er riß die Oblate durch, mit der das Schreiben versiegelt war.
    ›Sie werden hiermit ersucht und angewiesen, auf eigene Gefahr als Zeuge vor einem Kriegsgericht auszusagen, das am 20 Mai 1805 um 9 Uhr vormittags in der Kajüte Seiner Majestät Schiff Hibernia zusammentreten wird. Angeklagt sind der Kapitän James Percival Meadows sowie die Offiziere und Mannschaften der früheren Korvette Hotspur , wegen des Verlustes besagten Schiffes durch Strandung in der Nacht zum 18 Mai 1805.
    Henry Bowden, R A Chef des Stabes.
    P. S. Sie werden mit einem Boot abgeholt.‹
    Das war aufregend, ja bestürzend. Hornblower starrte unentwegt auf das Schreiben und las es immer wieder von Anfang bis zum Ende durch. Endlich besann er sich auf die Gegenwart des Fähnrichs, die von ihm verlangte, so zu tun, als ob ihn nichts erschüttern konnte.
    »Es ist gut, ich danke Ihnen«, sagte er kurz angebunden.
    Kaum hatte ihm der Fähnrich daraufhin den Rücken gekehrt, da sprang er auf, um seine Seekiste zu öffnen. Gleichzeitig überlegte er krampfhaft, wie er seine schäbige und zerknitterte Galauniform wieder einigermaßen ansehnlich machen konnte.
    Seiner Majestät frühere Korvette. Das konnte nur bedeuten, daß die Hotspur total
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher