Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
vor und zurückschob, wenn die Schiffe gegeneinander oder auseinander krängten. Dann war der von der Planke überbrückte Zwischenraum einmal nur zwei Meter, dann wieder volle fünf Meter breit. Für einen barfüßigen Matrosen war es ein Kinderspiel, diese Stelling zu überschreiten, Hornblower sah dem Unterfangen nicht ohne Besorgnis entgegen. Die Planke war immerhin nur einen halben Meter breit und hatte nicht einmal ein Strecktau, an dem man sich festhalten konnte. Er wußte überdies genau, daß ihn der dicke Kapitän des Wasserfahrzeugs beobachtete; daher nahm er sich vor, sich kein Zögern anmerken zu lassen, nachdem er sich einmal entschlossen hatte hinüberzugehen. Bis zu diesem Augenblick verfolgte er die Bewegungen der Stelling auf das genaueste aus dem Augenwinkel und erweckte dabei den Anschein, als sei seine ganze Aufmerksamkeit durch die Vorgänge an Bord beider Schiffe voll in Anspruch genommen.
    Dann - plötzlich - stürmte er los. Im nächsten Augenblick hatte er beide Füße auf der Planke, dann kam ein schrecklicher Augenblick, als er trotz aller Eile überhaupt nicht voranzukommen schien. Endlich gelangte er ans Ende der Stelling und erreichte mit einem letzten großen Schritt das vergleichsweise stabile Deck des Wasserleichters, wo er dankbar aufatmete.
    Dem dicken Kapitän fiel es nicht ein, ihn an Bord seines Schiffes willkommen zu heißen. Zwei Matrosen setzten Hornblowers Sachen an Deck, er selbst aber sah sich durch das Verhalten des Mannes genötigt, selbst den ersten Schritt zur Bekanntschaft mit ihm zu unternehmen. »Sind Sie der Kapitän dieses Schiffes, Sir?« fragte er. »Kapitän Baddlestone, Kapitän des Leichters Princess .«
    »Ich bin Kapitän Hornblower und soll an Bord Ihres Schiffes nach England fahren«, sagte Hornblower. Er wählte absichtlich diese Ausdrucksweise, weil er sich über Baddlestones großspuriges Getue ärgerte. »Haben Sie denn einen Berechtigungsschein?«
    Diese Frage und die Art, in der sie an ihn gerichtet wurde, stellte Hornblowers Selbstbeherrschung auf eine harte Probe.
    Jetzt war das Maß voll, weitere Unverschämtheiten ließ er sich nicht mehr gefallen. »Ja«, erklärte er.
    Baddlestone hatte ein großes, rundes, rotes, fast purpurnes Gesicht. Aus diesem Gesicht, unter zwei buschigen schwarzen Brauen hervor, begegneten ein Paar überraschend helle blaue Augen Hornblowers hochmütigem Blick. Hornblower war entschlossen, keinen Zoll zu weichen, und wollte dem Frontangriff dieser blauen Augen bis auf weiteres standhalten, aber er mußte erfahren, daß seine Flanke säuberlich umgangen wurde. »Kajütverpflegung kostet am Tag eine Guinee. Sie können aber auch einen Pauschalpreis von drei Guinee bezahlen«, verkündigte ihm Baddlestone. Er war überrascht zu hören, daß er für die Verpflegung an Bord überhaupt zu zahlen hatte, und war sich sehr wohl bewußt, daß diese Überraschung in seiner Miene zum Ausdruck kam. Aber mit Worten wollte er sie nicht verraten. Ja, er wollte sich nicht einmal dazu herablassen, die Fragen zu stellen, die er schon auf der Zunge hatte. Baddlestone hatte ohne Zweifel das Recht auf seiner Seite.
    Der Chartervertrag mit dem Marineamt verpflichtete ihn wahrscheinlich, reisenden Offizieren auf seinem Schiff Unterkunft zu gewähren.
    Aber von Vereinbarungen über ihre Verpflegung war darin vermutlich nicht die Rede. Hornblower überlegte in aller Eile.
    »Also drei Guinee«, sagte er so hochmütig, wie er nur konnte, und mit dem Gehaben eines Mannes, dem der Unterschied zwischen einer und drei Guinee überhaupt nichts ausmacht. Erst als er diese Worte gesprochen hatte, kam er zu der Erkenntnis, daß der Wind wahrscheinlich wieder nach Osten zurückdrehte und daß sich daraus eine lange Rückreise ergeben mußte.
    Während dieses Gesprächs hatte die eine Pumpe höchst unregelmäßig gearbeitet, und jetzt hörte plötzlich auch die zweite zu arbeiten auf. Nach dem monotonen Geräusch der Pumpen wirkte die plötzliche Stille überraschend. Jetzt hörte man Bush von der Hotspur herüberrufen:
    »Das sind nur neunzehn Tonnen«, rief er, »wir können noch zwei mehr unterbringen.«
    »Die werden Sie nicht bekommen«, schrie Baddlestone.
    »Unsere Tanks sind leer.«
    Es war ein seltsames Gefühl für Hornblower, daß ihn diese ganze Geschichte nichts mehr anging. Er war ja jetzt frei von jeder Verantwortung. Dennoch rechnete er sich wie automatisch aus, daß die Hotspur jetzt Frischwasser für vierzig Tage an Bord hatte. Es war nun
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher