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Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Titel: Hornblower 07 - Unter wehender Flagge
Autoren: C. S. Forester
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Gesichtsausdrucks ließ sich die freundliche Teilnahme erkennen, die Hornblower in den Gesichtern aller seiner Feinde von dem Augenblick an erkannte, in dem sie zu vermuten begannen, daß er standrechtlich erschossen werden würde.
    »Der wachhabende Offizier gestattete mir, heraufzukommen«, erklärte Hornblower mit seinem holperigen Französisch. »Ich gab ihm mein Ehrenwort, keinen Fluchtversuch zu unternehmen.
    Ich nehme es mit Ihrer Erlaubnis jetzt wieder zurück.«
    »Er war durchaus nicht dazu berechtigt, es Ihnen abzunehmen«, sagte der General scharf, ohne doch ganz seine bedeutungsschwere Freundlichkeit aufzugeben.
    »Ich nehme an, daß Sie das Gefecht beobachten wollten?«
    »Jawohl, Herr General.«
    »Na, da haben Ihre Landsleute ein sauberes Stück Arbeit geleistet«, meinte Vidal und schüttelte traurig den Kopf. »Ich fürchte allerdings, daß dadurch die Gefühle der Pariser Regierung Ihnen gegenüber nicht milder werden, Herr Kapitän.«
    Hornblower zuckte die Achseln. Während der wenigen Tage seiner Gefangenschaft bei den Franzosen hatte er sich diese Geste bereits angewöhnt. Ohne wesentliches persönliches Interesse zu verspüren, stellte er sachlich fest, daß der Gouverneur das erstemal öffentlich auf die Gefahr angespielt hatte, die ihm von Paris her drohte.
    »Ich habe nichts getan, das mich ängstlich machen könnte.«
    »Nein, nein, gewiss nicht«, versicherte der General hastig, wie ein Vater, der einem Kind sagt, daß die einzunehmende Arznei nicht schlecht schmeckt. Er sah sich um, als suche er nach der Möglichkeit, den Gesprächsstoff zu wechseln, und der Zufall kam ihm zu Hilfe. Tief drunten aus den Räumen der Zitadelle ertönten gedämpfte Hurrarufe.
    »Das müssen Ihre Leute sein«, lächelte General Vidal.
    »Vermutlich hat Ihnen der neue Gefangene inzwischen erzählt, was heute nacht vorgefallen ist.«
    »Der neue Gefangene?«
    »Allerdings. Ein Mann des englischen Flaggschiffs Pluto fiel über Bord und musste an Land schwimmen. Ah, ich dachte gleich, daß Sie das interessieren würde, Herr Kapitän. Los, gehen Sie hin. Dupont, Sie führen den Herrn Kapitän zum Gefängnis.«
    Hornblower gönnte sich kaum die Zeit, dem Gouverneur seinen Dank auszusprechen, so sehr brannte er darauf, den neuen Gefangenen zu hören. Die vierzehntägige Abgeschlossenheit hatte in ihm eine unerträgliche Spannung nach irgendwelchen Nachrichten anwachsen lassen. Er eilte die Stufen so schnell hinunter, daß Dupont kaum mit ihm Schritt halten konnte. Über den gepflasterten Hof ging es und durch eine Tür, die ein Posten, dem Wink des militärischen Begleiters folgend, für ihn aufriss. Sie schritten die dunkle Treppe hinab und gelangten abermals zu einer eisenbeschlagenen Tür, vor der zwei Soldaten standen. Nach einem umständlichen Hantieren mit den klappernden Schlüsseln öffneten sich die schweren Flügel, und sie betraten den Raum.
    Es war ein großer, niedriger Saal, eigentlich eine derzeit nicht benutzte Vorratskammer, die ihre Beleuchtung nur durch ein paar gleichzeitig zur Entlüftung dienende, schwervergitterte und auf den Festungsgraben mündende Fensteröffnungen empfing.
    Es stank nach zusammengepferchten Menschen, und es herrschte ein ohrenbetäubendes Stimmengewirr, denn alles, was von der Besatzung der Sutherland übriggeblieben war, bestürmte einen in ihrer Mitte mit Fragen. Bei Hornblowers Eintritt teilte sich die Menge, und der neue Gefangene trat vor.
    Bis auf seine groben Hosen war er nackt. Ein langer Zopf hing ihm über den Rücken.
    »Wer sind Sie?« fragte Hornblower.
    »Philipps, Sir. Toppsgast an Bord der Pluto.«
    Die ehrlichen blauen Augen des Seemannes blickten den Vorgesetzten fest an. Hornblower war sich sofort darüber klar, daß er weder einen Deserteur noch einen Spion vor sich hatte.
    An beide Möglichkeiten hatte er gedacht.
    »Wie gelangten Sie hierher?«
    »Wir setzten Segel, Sir, um wieder auszulaufen. Gerade hatten wir die alte Sutherland Feuer fangen sehen, und Herr Kapitän Elliot sagte zu uns:›Nun wird's Zeit, Kerls!‹Wir enterten auf, und gerade hatte ich die Grossmarsrahe erreicht, als die ganze Bescherung von oben kam, Sir, und ich im hohen Bogen ins Wasser flog. So ging's auch einer Menge meiner Kameraden, Sir, aber gerade in dem Augenblick flog der Franzmann, der brannte, auf, und ich denke, daß eine Menge der Schwimmer von den Wrackstücken getroffen wurde, denn auf einmal war ich allein, und die Pluto war schon weit weg, und darum schwamm ich
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