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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten
Autoren: C. S. Forester
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zu eröffnen.
    Ein voller Erfolg war ihnen mit diesen Bemühungen nicht beschieden, denn drüben krachte ein vorzeitiger Kanonenschuß los, dem sofort ein zweiter folgte. Wohin die Kugeln flogen, mochte der liebe Himmel wissen. Ein Zuruf Hornblowers brachte die Sutherland auf gleichlaufenden Kurs, und gleich darauf gab er seinem Artillerieoffizier durch einen Wink das Zeichen zur Feuereröffnung. Zwischen den beiden Breitseiten lag kaum mehr als eine halbe Sekunde. Die Sutherland , die sich unter dem Rückstoß der Geschütze nach Feuerlee übergelegt hatte, krängte noch weiter, als die feindlichen Kugeln einschlugen. Während der Pulverqualm überall emporquoll, war die Luft erfüllt vom Krachen splitternden Holzes. Von unten heraufdringende Schmerzensschreie bewiesen, daß einiger Schaden angerichtet worden war.
    »Feste, Kerls!« brüllte Gerard. »Geschützweise feuern!«
    Jetzt trug die Exerzierausbildung ihre Früchte. Die nassen Wischer fuhren in die stinkenden Rohrmündungen, und sowie sie herausgezogen wurden, war das Rohr klar zur Aufnahme des eingerammten Pulvers und der daraufgesetzten Kugel. Fast wie auf einen einzigen Schlag rumpelten die Lafetten, als die Mannschaften an den Taljen holten und die Geschütze wieder ausrannten; fast einstimmig brüllte die gesamte Artillerie der Breitseite auf. Diesmal gab es eine merkliche Pause, ehe der Franzose mit einer unregelmäßigen und kleckernden Salve antwortete. Der schwache Wind ließ den Rauch nicht abziehen, der schon das ganze Schiff einhüllte. Nur wie durch einen dichten Nebel hindurch sah Hornblower die Bedienungsmannschaften unten auf dem Hauptdeck hantieren, aber klar und deutlich standen noch die Masten des Feindes vor dem blauen Himmel. Die dritte Breitseite der Sutherland folgte fast unmittelbar der französischen zweiten.
    »Drei zu zwei, wie gewöhnlich«, bemerkte Bush gelassen.
    Eine Kugel streifte den Untermast des Kreuztopps und überschüttete das Achterdeck mit Holzsplittern. »Sie macht noch immer mehr Fahrt als wir.«
    Es war nicht leicht, in diesem Höllenlärm einen kühlen Kopf zu behalten. Hauptmann Morris hatte seine Seesoldaten über die ganze Ausdehnung der Backbordseite verteilt und ließ auf alles feuern, was drüben beim Gegner zu sehen war. Die Schiffe hatten sich bis auf Gewehrschußweite einander genähert. Die Breitseiten der Sutherland fingen nun an, unregelmäßig zu werden, da die besseren Geschützbedienungen schneller arbeiteten als die anderen. Der Franzose schoß lagenweise. Hin und wieder gab es lautere Detonationen, wenn mehrere Geschütze gleichzeitig feuerten. Es klang fast wie das Klappern der Hufe eines Viererzuges, das für kurze Zeit in gleichen Takt verfällt und dann wieder auseinanderläuft.
    »Ich glaube, das feindliche Feuer läßt nach, Sir«, meinte Bush. »Es sollte mich nicht wundern.«
    Die Sutherland hatte bisher noch nicht sehr ernstlich gelitten, sofern man das nach den an Deck umherliegenden Gefallenen beurteilen konnte. Sie konnte das Gefecht noch für längere Zeit durchhalten.
    »Sehen Sie bloß den Großtopp, Sir!« schrie Bush.
    Die Großmarsstenge des Feindes neigte sich langsam und würdevoll vornüber, und die Bramstenge tat es noch mehr, während sich der Untermast - durch den Rauch hindurch ließ es sich erkennen - nach hinten senkte. Dann aber büßte die Masse der Stengen und Segel alle Würde ein. Sekundenlang hielt sie sich noch eingeknickt im Gleichgewicht, dann krachte sie zusammen, wobei sie die anderen Marsstengen mit ins Verderben riß. Hornblower empfand bei solchem Anblick eine grimmige Befriedigung, denn in Rosas gab es ganz gewiß keine Reserveuntermasten. Die Leute der Sutherland stießen ein durchdringendes Freudengeschrei aus und beeilten sich, dem achteraus sackenden, verkrüppelten Gegner noch ein paar Schüsse aufzubrennen. Eine Minute später verebbte der Kampflärm, die schwache Brise trieb den Rauch fort, und die Sonne beschien das verwüstete Oberdeck.
    Achteraus trieb der schwer beschädigte Feind, der eine gewaltige Masse zertrümmerter Takelage mitschleppte. Das zweite untere Batteriegeschütz ragte steil aus der Stückpforte heraus. Offenbar war also mindestens eine Kanone außer Gefecht gesetzt worden. Ungefähr fünfhundert Meter vor der Sutherland stand das erste Schiff, das von ihr bekämpft worden war. Es hatte dem hinter ihm ausgefochtenen Duell keine Beachtung geschenkt, sondern setzte unbekümmert und unter vollen Segeln die Flucht nach Rosas fort,
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