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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten
Autoren: C. S. Forester
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länger, desto besser, dachte Hornblower. Je überstürzter der Franzose das Manöver ausführte, desto wehrloser würde es ihn machen. Die Spitzen der Bugspriete waren nur noch hundert Meter voneinander entfernt. Hornblower mußte die Zähne zusammenbeißen, um dem Gefechtsrudergänger keinen Befehl zuzurufen. Dann aber sah er Bewegung an Deck des Franzosen, und dessen Bug wanderte nach Lee aus.
    »Nicht feuern!« brüllte Hornblower zu Gerard hinüber. Er fürchtete, eine zu früh losdonnernde Breitseite könnte ihm das ganze Konzept verderben. Gerard schwenkte zum Zeichen, verstanden zu haben, den Hut. Weiß leuchteten die Zähne aus seinem gebräunten Gesicht. In einem Abstand von kaum dreißig Meter glitten die Schiffe aneinander vorüber. Im grellen Sonnenlicht glitzerten drüben die Epauletten der auf der Kampanje stehenden französischen Offiziere. Die Richtkanoniere der auf der Back stehenden Kanonaden beugten sich über ihre Geschütze. Jetzt war der richtige Augenblick gekommen!
    »Ruder in Lee...!« befahl Hornblower dem Rudergänger. Ein Bush zugeworfener Blick genügte, denn der Erste Offizier hatte das Kommando erwartet. Langsam begann die Sutherland zu wenden, um hinter dem Heck des anderen vorüberzugleiten.
    Bush brüllte den an den Brassen und den Schoten der Vorsegel stehenden Leuten Befehle zu, und noch während er es tat, spie die Flanke des Franzosen Flammen, Donner und Rauch aus. Die Sutherland erzitterte unter der Wucht der Einschläge. Eines der Pardune des Kreuztopps brach mit singendem Knall im gleichen Augenblick, da im Schanzkleid des Achterdecks inmitten splitternd umherwirbelnden Holzes ein Loch erschien. Aber der Bug der Sutherland berührte schon beinahe das Heck des Zweideckers. Hornblower sah drüben aufgeregte Franzosen durcheinanderlaufen.
    »Mittschiffs!... Recht so!« schrie er dem Rudergänger zu.
    Während Schuß um Schuß aus den Stückpforten des englischen Linienschiffes hervordonnerte, passierte die Sutherland das Heck des Feindes. Jede Gruppe der Artillerie jagte ihm eine Salve in den Rumpf, und jede Kugel zog ihre Verderben bringende Bahn der Länge nach durch den französischen Zweidecker. Gerard, der, mit der Feuergeschwindigkeit Schritt haltend, an Deck entlanggelaufen war, erschien jetzt auf der Kampanje. Eifrig beugte er sich über die ihm zunächst stehende Kanonade, veränderte durch eine schnelle Drehung der Schraube die Erhöhung sprang zurück und ruckte, während er den anderen Geschützführern mit erhobener Hand ein Zeichen gab, an der Abzugsschnur. Die Karronaden brüllten auf, und ein Kartätschenhagel fegte über das Achterschiff des Franzosen.
    Hornblower sah, wie die auf der Kampanje stehenden Offiziere wie Bleisoldaten umgeworfen wurden, wie Teile der Takelage in Fetzen gingen, und die großen Heckfenster des französischen Linienschiffes verschwanden gleich einem herabgerissenen Vorhang.
    »Der hat seinen Segen weg!« sagte Bush.
    Es war eine Breitseite jener Art gewesen, mit der Schlachten entschieden wurden. Wahrscheinlich war die Gefechtskraft des Feindes bereits auf die Hälfte verringert worden, wahrscheinlich waren an die hundert Mann gefallen oder schwer verwundet, und man durfte annehmen, daß mindestens ein halbes Dutzend Geschütze demontiert worden waren. In einem Zweikampf würde der Franzose binnen einer Stunde die Flagge gestrichen haben, aber jetzt hatte er einen Vorsprung gewonnen, während die Sutherland ihre Wendung beendete. Das zweite Schiff der französischen Linie - es führte die Flagge eines Konteradmirals im Topp - stand etwas achterlicher als dwars auf ihrer Luvseite.
    Der Zweidecker hatte sämtliche Segel gesetzt und kam schnell näher. Gleich würde er imstande sein, den Engländer der Länge nach zu bestreichen, wie dieser es mit dem französischen Spitzenschiff gemacht hatte.
    »Ruder steuerbord!« befahl Hornblower. »Backbordseite klar zum Feuern!« In der Stille, die dem Gefechtslärm gefolgt war, klang seine Stimme unnatürlich laut Unentwegt näherte sich der Franzose. Er schien sich nicht vor einem Duell zu fürchten, verzichtete aber auf Segelmanöver einem Gegner gegenüber, der seine Wendigkeit bereits zu erkennen gegeben hatte. Jedes Manöver hätte zudem eine Verzögerung des Rückzuges bedeutet. Im spitzen Winkel glitten die beiden Schiffe aufeinander zu. Vom Oberdeck der Sutherland aus konnte man die erregten Stimmen der französischen Offiziere hören, die ihre Leute verhindern wollten, zu früh das Feuer
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