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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur
Autoren: C. S. Forester
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ganze Gesellschaft in ein für seine Begriffe nicht eben taktvolles Schweigen.
    »Seiner Majestät Korvette Hotspur , den 2. April 1803
    Sir, ich höre eben von der Werft, daß der erste der Leichter längsseit kommen kann. Den Werftarbeitern sind keine Überstunden in Aussicht gestellt, die Arbeit wird also bei Dunkelwerden eingestellt. Ich stelle gehorsamst anheim, mir die Aufsicht bei der Übernahme der Vorräte zu übertragen, falls Sie noch nicht gewillt sind, selbst an Bord zu kommen.
    Ihr gehorsamer Diener Wm. Bush«
    »Liegt das Boot am Hard?« fragte Hornblower den Mann.
    »Jawohl, Sir.«
    »Gut, ich komme in fünf Minuten.«
    »Aye, aye, Sir.«
    »O Horry«, sagte Maria mit einem Unterton, der sich wie leiser Vorwurf anhörte - nein, Vorwurf war das nicht, es war reine Enttäuschung.
    »Ach, Liebling«, begann Hornblower und wollte schon zitieren: Wenn du wüßtest, wie mein Herz dir schlägt... aber er gab diese Absicht sogleich wieder auf. Die Verse paßten nicht hierher, sie paßten vor allem nicht auf seine Frau.
    »Jetzt gehst du wieder auf das Schiff... immer das Schiff«, seufzte Maria.
    »Ja, es muß sein.«
    Er konnte nicht an Land bleiben, wenn es zu tun gab. Wenn man die Leute richtig in Schwung brachte, mußte es gelingen, heute die Hälfte der Vorräte überzunehmen und morgen den Rest zu schaffen. Entsprach das Artillerieressort dem Drängen des Admirals, so kamen auch Pulver und Kugeln an Bord. Dann konnte er schon übermorgen bei Hellwerden auslaufen.
    »Heute Abend bin ich ja wieder bei dir«, sagte er und zwang sich zu einem wehmütigen Lächeln, er mußte sich Gewalt antun, für einen Augenblick zu vergessen, daß ihm das große Abenteuer winkte, daß ihm der Weg zu Ruhm und Ehren offen stand.
    »Ich finde immer wieder zu dir zurück, Liebling«, sagte er. Er legte ihr die Hände auf die Schultern und gab ihr einen schmatzenden Kuß, den die Hochzeitsgesellschaft mit lautem Beifall bedachte. Auf diese Art bekam der Abschied eine heitere Note, das allgemeine Gelächter gab ihm eine Art Deckung, als er sich rasch davonmachte. Während er zum Hard hinuntereilte, verknäulten sich in seinem armen Kopf zwei Vorstellungen wie die beiden Schlangen eines Äskulapstabs - dort seine Maria, die ihre ganze Liebesglut an ihn verschwenden wollte, und hier er selbst, der Kommandant eines Kriegsschiffs, das schon übermorgen in See ging.

2. Kapitel
    Irgendwer mußte schon eine ganze Weile an der Schlafzimmertür geklopft haben. Hornblower meinte wohl, etwas zu hören, aber das Geräusch reichte nicht hin, seine Schlaftrunkenheit zu verjagen. Doch nun öffnete sich leise knarrend die Tür, Maria fuhr hoch und klammerte sich in panischer Angst an ihm fest, so daß auch er im Augenblick hellwach war. Durch die dicken Bettvorhänge drang ein schwacher Lichtschimmer herein, die eichenen Dielen des Zimmers knarrten unter einem schlürfenden Schritt, und eine weibliche Fistelstimme sagte: »Acht Glasen, Sir, acht Glasen.«
    Die Vorhänge öffneten sich einen Zoll breit, sie ließen etwas mehr Licht herein, und Maria packte sofort noch fester zu. Erst als Hornblower endlich seine Sprache gefunden hatte, schlossen sich die Vorhänge wieder. »Danke, ich bin wach.«
    »Ich zünde Ihnen die Kerzen an«, piepste die Stimme, die Schritte schlürften hier- und dorthin durchs Zimmer, und durch die Vorhänge drang etwas mehr Licht herein.
    »Wie ist der Wind? Ich meine aus welcher Richtung kommt er?« fragte Hornblower. Er war jetzt so weit wach, daß er fühlte, wie sich seine Muskeln spannten und wie sein Herz rascher schlug, als er sich Rechenschaft gab, was dieser Morgen für ihn bedeutete. »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen, Sir«, piepste die Stimme wieder. »Ich verstehe mich nicht auf die Kompaßstriche, und außer mir ist noch niemand wach.«
    Hornblower knurrte ärgerlich, weil man ihm die Antwort schuldig blieb, an der ihm so viel gelegen war, und warf gedankenlos das Federbett zurück, um aufzuspringen und selbst nach der Windrichtung zu schauen. Aber Maria hielt ihn fest umklammert und zeigte ihm auf diese Art, daß er nicht so mir nichts, dir nichts aus dem Bett springen und davonrennen konnte. Nein, da gab es ein strenges Ritual, das keine Kürzung zuließ; seine Ungeduld mußte er eben solange zügeln. So wandte er sich denn zu ihr und küßte sie; sie erwiderte seine Küsse voll Leidenschaft und doch anders als sonst. Er fühlte etwas Nasses auf seiner Wange - eine Träne, es sollte die einzige
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