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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur
Autoren: C. S. Forester
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Gedanken vor der halb offenen Tür zum Frühstückszimmer und trat von einem Bein auf das andere, eine Art der Bewegung, die dem Auf- und Abschreiten an Deck noch am nächsten kam. Daß es Krieg gab, daran hatte er nie gezweifelt, denn Bonaparte gab auf keinen Fall freiwillig auf, was er einmal in Händen hatte. Aber bis zu diesem Augenblick hatte er sich dennoch leichtfertigerweise eingebildet, daß man ihn nicht in See schicken werde, ehe der Krieg formell erklärt war, also frühestens in etwa zwei bis drei Wochen, nach dem Scheitern der letzten Verhandlungen.
    Offenbar hatte er sich darin gründlich geirrt, und darum haderte er jetzt mit sich selbst. Denn bei näherem Zusehen sprach ja wirklich eine Menge dafür, daß man ihn, gerade ihn, sobald wie möglich aus dem Hafen jagte. Er hatte eine gute Besatzung an Bord - die erste Ernte der Preßkommandos -, er konnte als erster seeklar sein, sein Schiff war klein und fiel als Machtfaktor nicht ins Gewicht, es hatte wenig Tiefgang und eignete sich daher vortrefflich für die Aufgabe, die ihm Cornwallis zugedacht hatte. Das alles wußte er und hatte doch keinen Schluß daraus gezogen. Dies war die erste bittere Pille, die es für ihn zu schlucken gab. Als nächstes galt es herauszufinden, warum ihm dieser böse Denkfehler unterlaufen war. Die Antwort lag auf der Hand, aber - und das war nun erst recht arg - er scheute sich, ihr ins Auge zu sehen. Es gab keine Zweifel: Nur um Marias willen hatte er sich so in die Irre führen lassen. Er wollte ihr auf keinen Fall Kummer bereiten, darum hatte er sich versagt, klar ins Auge zu fassen, was für ihn in der Luft lag. Statt dessen hatte er gedankenlos in den Tag hineingelebt, immer in der vagen Hoffnung, daß ihm ein glückliches Geschick vielleicht doch eine Trennung von seiner Maria ersparen könnte.
    Als ihm dies klargeworden war, gab er sich plötzlich einen Ruck. Wie, ein glückliches Geschick sollte das sein?
    Aufgelegter Unsinn! Er war Kommandant eines guten Schiffes, er stand damit in vorderster Linie! Gab es eine bessere Gelegenheit, Ruhm zu ernten, sich auszuzeichnen? Dies, nur dies war sein glückliches Geschick - nicht auszudenken, wenn man ihn dazu verurteilt hätte, im Hafen zu bleiben! Kampf, Pflichterfüllung und der Einsatz von Ehre und Leben, schon die Erwartung dessen, was ihm bevorstand, jagte ihm wieder jene Schauer der Erregung durch die Glieder, deren er sich aus früheren Tagen so deutlich entsann. Gewiß, es ging ihm um den Ruhm, aber im Augenblick lag ihm noch mehr daran, zu wissen, daß mit ihm selbst wieder alles im Lot war. Er hatte zu sich gefunden und sah die Dinge wieder in der richtigen Ordnung. In erster Linie war und blieb er Seeoffizier, der Ehemann mußte sich mit dem zweiten Platz abfinden und füllte selbst diesen herzlich schlecht aus.
    Das war alles schön und gut, aber was half es ihm am Ende?
    Die Trennung, der Augenblick, da er sich Marias Armen entwinden mußte, rückte unerbittlich näher.
    Es ging nicht an, daß er noch länger hier auf dem Gang vor dem Frühstückszimmer herumstand. Trotz seines aufgewühlten Gemütszustandes mußte er unverzüglich wieder zu der Gesellschaft stoßen. Entschlossen trat er ein und zog die Tür leise hinter sich ins Schloß. »Das wird sich im›Naval Chronicle‹gut ausnehmen«, sagte Mrs. Mason: »›Flottenchef trinkt mit herzlichen Worten auf das Wohl des jungen Paares.‹Aber schau, Horatio, einige deiner Gäste haben leere Teller.«
    Hornblower war noch im Begriff, seinen Pflichten als Gastgeber schlecht und recht nachzukommen, da sah er am anderen Ende des Zimmers von neuem das sorgenvolle Gesicht des Wirtes auftauchen. Erst ein zweiter Blick verriet ihm, was den Mann abermals hergeführt hatte. Er brachte Hewitt, Hornblowers neuen Bootssteurer. Der war nämlich so klein, daß man ihn vom anderen Ende des Zimmers her nicht ohne weiteres bemerkte. Was ihm an Länge fehlte, machte er durch um so größere Breite wett; vor allem aber zierte sein Gesicht ein glänzend gewichster schwarzer Schnurrbart, wie er zur Zeit in den Mannschaftsdecks Mode war. Mit dem Strohhut in der Hand kam er wiegenden Schrittes durch das Zimmer, hob grüßend die Knöchel zur Stirn und reichte Hornblower eine Nachricht. Die Adresse stammte von Bushs Hand, sie lautete sehr korrekt, wenn auch für derzeitige Begriffe etwas altmodisch: »Seiner Hochwohlgeboren Herrn Horatio Hornblower, Korvetten-Kapitän und Kommandant.« Während er die wenigen Zeilen las, versank die
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