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Hordubal (German Edition)

Hordubal (German Edition)

Titel: Hordubal (German Edition)
Autoren: Karel Capek
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verkaufen verstehen.«
    Hordubal nickt unbestimmt. Wahr, wahr, wenig hat man hier verkauft, höchstens noch Gänse und Hühner. – Nun ja, das da ist halt eine andere Welt; Polana weiß sich Rat, alles was recht ist.
    »Man soll weit verkaufen gehn«, räsoniert Stefan, »und nur das, was sich lohnt. Wer würde mit einem Klumpen Butter auf den Markt laufen? Man sieht's dir an der Nase an, daß du nichts hast, nun, so laß halt etwas nach oder scher dich zum Teufel.«
    »Und wo bist du her?« staunt Juraj.
    »Von da unten, aus Rybáry, kennt Ihr es, Herr?«
    Hordubal kennt es nicht, aber er nickt: so, so, aus Rybáry; was würde so ein Gazda nicht kennen?
    »Eine andere Gegend, Herr, reich, und was für eine Ebene! Zum Beispiel unser Sumpf – die ganze Krivá ginge dort hinein wie ein Schnappmesser in die Tasche; und das Gras, Herr, Gras bis an die Brust.« Manya macht eine geringschätzige Geste. »Ech, eine lausige Gegend hier, man ackert und dreht nur die Steine herum. Bei uns, wenn man einen Brunnen gräbt, gibt's lauter schwarze Erde.«
    Hordubal schaut finster auf. Was weißt denn du, du Tatare, – ich, ich habe hier geackert und Steine gewendet; aber dafür diese Wälder, Herrgott im Himmel, und diese Weiden! Mißmutig verläßt Juraj den Stall. Lausige Gegend, hat er gesagt – warum, zum Teufel, schleichst du dich dann hier ein? Geht es hier etwa den Herden schlecht? Nun, Gott sei gelobt, jetzt eben ist die Stunde der Herden; schon klingeln sie drunten im Tal und läuten am Dorfrand den Abend ein; heisere, tiefe und langsame Glocken, langsam wie der Gang der Kühe; nur die hohen Glöckchen der Kälber beeilen sich kopfüber – nu, nu, auch du wirst mal eine Kuh und wirst ernst und schwer einherschreiten wie die Herde, wie wir. Das Herdengeläute nähert sich und Juraj möchte den Hut abnehmen wie beim Abendläuten, Vater unser, der Du bist im Himmel; wie ein Strom wälzt sich das Läuten heran, teilt sich in schwere Tröpfchen, ergießt sich über das ganze Dorf; eine Kuh um die andre trennt sich von der Herde ab und trottet ihrem Stall zu, Duft von Staub und Milch, Bimbam im Tor, und mit nickenden Köpfen treten zwei Kühe in Hordubals Hof, Tiere, weise und friedlich, und schreiten auf die Stalltür zu. Hordubal atmet tief auf: nun, auch ich bin schon daheim, gelobt seist Du, o Herr; das ist die Heimkehr. Das Abendgeläute der Herden zerstreut sich im Dorf und verklingt, eine Fledermaus jagt im Zickzack auf den Spuren der Kühe die Fliegen, guten Abend, Gazda; aus dem Stall meldet sich mit gedehntem Muhen eine Kuh. Nu, nu, ich komm schon. Im Finstern betritt Juraj den Stall, befühlt die Hörner, die harte und zottige Stirn, das feuchte Maul und die Nüstern, die weich gefältelte Haut am Hals; ertastet Blechtopf und Dreibein, setzt sich zu dem vollen Euter und melkt Zitze um Zitze, bis die Milch in den Blechtopf rinnt; dünn und halblaut beginnt Juraj zu singen.
    In der Stalltür wird eine dunkle Gestalt sichtbar. Hordubal singt nicht weiter. »Ich bin's, Polana«, brummt er entschuldigend. »Damit das Vieh sich an mich gewöhnt.«
    »Kommst du zum Abendessen?« fragt Polana.
    »Wenn ich gemolken habe«, sagt Hordubal aus dem Dunkel. »Stefan wird mit uns essen.«

V
    Juraj Hordubal setzt sich ans Ende des Tisches, faltet die Hände und spricht ein Gebet. So soll es sein, wenn du jetzt der Gazda bist. Polana preßt die Lippen zusammen, die Hände gefaltet, Hafia macht große Augen und weiß nichts anzufangen, Stefan blickt düster und verbohrt zu Boden – ach ihr, habt ihr denn nicht gebetet, Polana? Nun ja, Stefan wird wohl einen anderen Glauben haben, aber bei Tisch ist es schicklich, zu beten. Sieh da, sie sind verstimmt, essen rasch und schweigsam. Hafia stochert nur so im Teller herum. – »Hafia, iß«, befiehlt Polana trocken, ißt aber selber kaum einen Bissen; bloß Stefan schlürft laut, über den Teller gebeugt.
    Nach dem Essen möchte Manya auf und davon. »Bleib noch, Stefan«, fordert ihn Hordubal auf »Was ich sagen wollte – wie ist heuer die Ernte?«
    »Das Grummet war gut«, weicht Manya aus.
    »Und das Korn?«
    Polana wirft Stefan einen raschen Blick zu. »Das Korn«, sagt Manya gedehnt. »Ja, die Bäuerin hat nämlich die Felder dort oben verkauft. Hat nicht die Arbeit gelohnt, Herr. Lauter Steine.«
    Hordubal fährt zusammen. »Lauter Steine«, brummt er, »wohl wahr, lauter Steine; aber ein Feld, Polana, ist ja die Grundlage –«
    Stefan zeigt selbstsicher die Zähne. »Es hat
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