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Hordubal (German Edition)

Hordubal (German Edition)

Titel: Hordubal (German Edition)
Autoren: Karel Capek
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werden wir im Herbst beschälen –«
    Na, weiß der Teufel, warum sie plötzlich stockt, als habe sie sich in die Zunge gebissen. »Muß ihnen das Futter bereitstellen«, sagt sie und zögert, weiß nicht, wie wegzugehn.
    »So, so, das Futter«, nickt Juraj. »Ein feines Pferdchen, Polana; und zieht es auch gut?«
    »Der ist für den Wagen zu schade«, sagt Polana gereizt. »Das ist kein Bauernpferd.«
    »Nun eben«, zwingt sich Hordubal zu sagen. »Wahr, es wär' schade darum, so ein Kerl. Schöne Pferde hast du, Seelchen, eine Freude, sie anzusehn.«
    Da tritt schon Manya mit zwei Leinwandeimern aus dem Stall, um Wasser zu holen. »Achttausend kriegt man für den, Bauer«, sagt er zuversichtlich. »Und die Stute sollte man im Herbst beschälen lassen. Ich hab' einen Hengst für sie versprochen, ej, einen Satan!«
    »Brutus oder Hegüs?« wendet sich Polana auf halbem Weg um.
    »Hegüs. Brutus ist zu schwer.« Manya zeigt die Zähne unter dem schwarzen Bärtchen. »Ich weiß nicht, wie Ihr es haltet, Bauer, aber ich gebe nicht viel auf schwere Pferde. Kraft haben sie, aber kein Blut, Herr. Kein Blut.«
    »Nun ja«, sagt Hordubal unsicher. »Es ist schon so mit dem Blut. Und die Kühe, wie steht's damit, Stefan?«
    »Kühe?« staunt Stefan. »Aha, Ihr meint die Kühe. Ja – ja, die Bäuerin hat zwei Kühe, wegen der Milch, sagt sie. Ihr seid noch nicht im Stall gewesen, Herr?«
    »Nein, ich – weißt du, ich bin vor einer Weile gekommen«, sagt Hordubal und wird verlegen; je nun, der Haufen Schnittholz läßt sich nicht ableugnen; aber gleichzeitig freut es ihn, daß er Stefan so glücklich zu duzen begonnen hat, wie ein Gazda den Knecht. »Ja«, sagt er, »eben wollte ich hin.«
    Stefan führt ihn dienstfertig, die Wassereimer tragend. »Wir haben dort – die Bäuerin hat dort ein neues Füllen, drei Wochen alt, und eine trächtige Stute; es sind zwei Monate her, da war sie beim Beschälen. Da hinein, Herr. Der Wallach da ist schon halb verkauft, zweieinhalbtausend, Herr. Ein gutes Roß, aber ich muß den Dreijährigen einspannen, der braucht das Laufen. Er will nicht stehen.« Manya bleckt wieder die Zähne. »Der Wallach kommt zum Militär. Alle Pferde von uns sind zum Militär gegangen.«
    »Ja, ja«, sagt Juraj. »Nun, sauber hast du's hier. Und du, Stefan, bist beim Militär gewesen?«
    »Bei der Kavallerie, Herr«, Manya zeigt seine Zähne und tränkt den Dreijährigen. »Seht doch, Bauer, dieser trockene Kopf, dieser Hintern – eida! na also, c-c-c, – Vorsicht, Herr! och, so ein Räuber«, sagt er und schlägt das Pferd mit der Faust auf den Hals. »Ach, Herr, das ist ein Pferd!«
    Hordubal fühlt sich nicht heimisch in der scharfen Ausdünstung des Pferdestalls; ja, Bruder, da riecht ein Kuhstall ganz anders, nach Mist und Milch, nach Weide und Heimat – »Wo hast du das Füllen?« fragt er.
    Das Füllen ist noch kraushaarig und saugt gerade, man sieht nichts wie lauter Beine; die Stute wendet den Kopf und die klugen Augen Hordubal zu: Na, wer bist denn du? Juraj taut auf und streichelt den Schenkel der Stute; er ist warm und glatt wie Samt.
    »Eine gute Stute«, sagt Stefan, »aber schwer. Die Bäuerin will sie verkaufen – Ihr wißt ja, Herr, ein Bauer kann die Pferde nicht bezahlen, und beim Militär wollen sie nur heißes Blut. Kühle Pferde bewähren sich nicht. Besser ein gleichartiger Stall«, meint Stefan. »Ich weiß nicht, wie Ihr darüber denkt, Herr –«
    »Nun, Polana versteht sich darauf«, brummt Hordubal schwankend. »Und Ochsen, Ochsen hat Polana keine?«
    »Wozu Ochsen, Herr?« sagt Manya verächtlich. »Fürs Feld genügt die Stute und der Wallach – Fleisch wird schlecht bezahlt. Da wäre schon eine Bagaunerzucht besser – habt Ihr gesehen, was für einen Eber die Bäuerin hat? Sechs Säue und vierzig Spanferkel. Spanferkel finden immer ihre Käufer, von weither kommen die Schweinehändler zu uns. Säue wie die Elefanten, schwarzer Rüssel, schwarze Hufe –« Hordubal nickt bedenklich: »Und die Milch – wo schafft ihr die Milch für sie her?«
    »Von den Bauern, bitte schön«, lacht Manya. »Eh du, möchtest unsern Eber auf deine schmutzige Sau hetzen? So ein verläßliches Eberchen gibt's in der ganzen Gegend nicht. Wieviel Kannen Milch, wieviel Sack Kartoffeln gibst du dafür? – Je nun, Herr, überflüssig, sich hier zu schinden. Gar weit zur Stadt, schlechter Verkauf. Dummes Volk, Herr. Züchtet alles nur fürs eigne Maul. Die sollen nur hergeben, wenn sie nicht zu
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