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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil
Autoren: David Weber
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Schwimmpartie enden würde.
    Die Crystoplastkuppel von Harrington House dämpfte die Glut von Graysons F6-Sonne, Jelzins Stern; und auf dem Tischchen am Rand des Pools öffnete ein schlanker, sechsgliedriger Baumkater die grasgrünen Augen, als MacGuiness sich ein Handtuch über den Arm legte und zu den Stufen des Schwimmbeckens hinüberging. Der Baumkater erhob sich und reckte seinen geschmeidigen; sechzig Zentimeter langen Leib gemächlich; dann setzte er sich aufrecht auf die vier hinteren Gliedmaßen. Er rollte den flauschigen, greiffähigen Schwanz um die Echt- und Handpfoten, und ein träges Gähnen entblößte nadelspitze Zähne, die unmißverständlich mit einer Mischung aus Toleranz und Belustigung grinsten, während er seinem Zögling – seiner Person – zusah, wie sie triefend aus dem Wasser stieg. Sie wrang sich den schulterlangen Zopf aus, dann nahm sie mit gemurmeltem Dank das Handtuch von MacGuiness entgegen. Der Baumkater schüttelte den Kopf. Alle Baumkatzen haßten es, naß zu werden, aber Nimitz hatte Honor Harrington schon vor vierzig T-Jahren adoptiert. Er hatte mehr als genug Zeit gehabt, sich an ihre manchmal doch höchst eigenartigen Vorstellungen von Vergnügen zu gewöhnen.
    Major Andrew LaFollet aus der Leibwache der Gutsherrin von Harrington hatte längst nicht so viel Zeit zur Verfügung gestanden, und er gab sein Bestes, sich sein Unbehagen in Gegenwart der in ein Handtuch gewickelten Gutsherrin nicht anmerken zu lassen. Trotz seiner Jugend war der Major der zweithöchste Offizier in der Harringtoner Gutsgarde und ein Meister seines Fachs. Darüber hinaus war er Lady Harringtons persönlicher Waffenträger und Leiter ihrer ständigen Leibwache. Das Gesetz des Planeten Grayson verlangte, daß ein Gutsherr ständig von seiner – oder, in Lady Harringtons ganz speziellem Fall, ihrer – Leibwache begleitet wurde. LaFollet wußte, daß es Lady Harrington nicht leichtfiel, diesem Gebot zu genügen, und doch gab es Momente, in denen er und seine Kameraden das Arrangement sogar noch unerquicklicher fanden als selbst sie.
    Als der Major von dem Vorhaben seiner Gutsherrin erfuhr, die sich freiwillig in ein mehr als drei Meter tiefes Gewässer stürzen wollte, war er entsetzt gewesen. Auf Grayson war das Schwimmen schon vor langer Zeit in Vergessenheit geraten, und LaFollet kannte niemanden, absolut niemanden, der diese Fertigkeit je erlangt hätte. Außerdem vermochte er sich einfach nicht vorzustellen, weshalb um alles in der Welt ein geistig gesunder Mensch den Wunsch hegen sollte, sich dieser Betätigung hinzugeben. Die hohen Schwermetallkonzentrationen auf dem Planeten Grayson führten dazu, daß selbst sein »Süßwasser« stets gefährliche Kontaminationen aufwies. In den dreiunddreißig Jahren vor seinem Eintritt in Lady Harringtons Dienste hatte Andrew LaFollet kein einziges Mal Wasser getrunken, das nicht zuvor gereinigt, destilliert und kontrolliert mineralisiert worden wäre. Der Gedanke daran, Tausende von Litern wertvolles Trinkwasser in ein Loch im Boden zu schütten und dann hineinzuspringen, erschien ihm … nun, »bizarr« war sicherlich das freundlichste Attribut, das ihm diesbezüglich in den Sinn gekommen war, als Lady Harrington befahl, man möge ihr einen »Swimmingpool« bauen.
    Selbstverständlich war jedem Gutsherrn – ganz besonders jedoch dieser Gutsherrin – gestattet, die eine oder andere Eigenheit zu pflegen, und dennoch hatte LaFollet wegen des Vorhabens tiefe Besorgnis verspürt. Um genau zu sein, ging es ihm um zwei Aspekte, er hatte jedoch nur einen davon Lady Harrington vorzutragen gewagt: Auf dem gesamten Gut von Harrington waren sie und Chief MacGuiness die einzigen Schwimmer. Was also sollten ihre Waffenträger unternehmen, wenn sie ausgerechnet inmitten all dieses nassen Zeugs in Schwierigkeiten geriet?
    LaFollet war sich wie ein errötendes, ungebildetes Landei vorgekommen, als er ihr diese Frage mit barschen Worten vorgelegt hatte. Sein Gesicht war noch röter geworden, als sie nicht einmal lachte. Natürlich lachte sie gar nicht mehr häufig. Ihre großen Augen schienen fortwährend dunkel und von Schatten erfüllt zu sein, aber diesmal hatte ein schwaches, humorvolles Funkeln darin gestanden. Und trotz seiner Verlegenheit hatte LaFollet Freude empfunden. Dieses Funkeln war um so vieles besser als all das andere, was er in diesen Augen schon erblickt hatte, und doch unterstrich diese milde Belustigung noch einmal genau das, was die gründliche
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