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Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx

Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx

Titel: Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx
Autoren: David Weber
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jüngste Frau im Alter von fünfzehn Jahren zumindest in der Theorie so gut ausgebildet wie irgendein Mitglied seiner Besatzung. Stattdessen hielt er sie für geistig zurückgeblieben, denn es war kaum zu fassen, wie schlecht es ihr gelang, sich die Bibelstellen zu merken, die er ihr heraussuchte – und das, obwohl er ihr zum Ansporn bei Versagen schwere Prügel androhte.
    Doch Ephraim hatte keine Zeit sich mit der intellektuellen Unzulänglichkeit einer Frau zu befassen, die zur Erfüllung der ihr zugedachten Aufgabe schließlich auch kein Geistesriese zu sein brauchte. Wie damals, als der Aronsstab das Handelsschiff eroberte, das Judith und ihre Eltern beförderte, betätigte sich Ephraim weiterhin als masadanischer Kaperfahrer.
    Ephraim suchte sich die Schiffe, die er überfiel, sehr sorgfältig aus. Meist gab er sich damit zufrieden, sich als bewaffnetes Frachtschiff auszugeben, und beförderte zu diesem Zweck auch tatsächlich legale Ladungen. Die Raketenwerfer und Laserbatterien, die zu seinem Schiff gehörten, konnten indessen zu anderen Zwecken als der Selbstverteidigung benutzt werden, und wenn die Lage günstig erschien, fielen unbewaffnete Kauffahrer der Kampfkraft des Aronsstab zum Opfer.
    Judith nahm an diesen Gefechten selbstverständlich nicht Teil. Wenn der Aronsstab zum Angriff überging, wurde sie in der Kapitänskajüte eingeschlossen. Ephraim maß ihr immerhin so viel Wert zu, dass er ihr einen Vakuumanzug zur Verfügung stellte, der sie bei einem Druckverlust vor dem Tod bewahren sollte, doch war dieser Anzug eine unsichere Zuflucht. Ephraim wollte um jeden Preis verhindern, dass Judith einem anderen Mann in die Hände fiel, und hatte ihren Anzug daher mit einer Art Totmannschaltung versehen, die dafür sorgte, dass im Falle von Ephraims Tod auch Judith starb – und sogar dann, wenn er die Lage als hoffnungslos ansah.
    Ephraim ahnte allerdings nicht, dass Judith über die Schaltung Bescheid wusste und sie längst funktionsuntüchtig gemacht, aber so weit intakt gelassen hatte, dass die Manipulation bei einer Routineprüfung nicht entdeckt wurde. Sie wiederum prüfte den Anzug jedes Mal, wenn sie ihn anlegte, doch eigentlich beruhigte sie die Gewissheit, dass der Anzug ihr nur ausgehändigt wurde, wenn die Lage ernst wurde, und dann waren die Kaper zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, um mehr zu tun, als die Skalen abzulesen.
    So kam es, dass Judith die Aufenthalte an Bord des Schiffes herbeisehnte.
    Als ihre Selbstsicherheit wuchs, beschränkte Judith ihre Ausbildung in Schiffsanlagen nicht mehr auf die Zeit an Bord des Aronsstab . Ephraim hatte für seine Söhne Übungssimulationssoftware angeschafft. Sowohl der Preis der Software als auch der VR-Geräte für äußerst realistische Übungen überstieg alles, was Ephraim in seinem besonnenen Geiz gewöhnlich zu zahlen bereit war. Er träumte jedoch davon, eines Tages eine Kaperflotte zu befehligen, in der ihm seine Söhne als Kapitäne dienten. Die Taten dieser Flotte sollten den Namen Templeton auf ganz Masada berühmt machen und der Familie einen Platz in der ersten Angriffswelle verschaffen, wenn endlich der Tag kam, den entscheidenden Schlag gegen die Häretiker von Grayson zu landen.
    Die vierzehnjährige Judith entdeckte die günstigsten Zeiten, ein VR-Gerät aus den Schränken zu nehmen. Im Gegensatz zu ihren Stiefsöhnen, die sich in Schlachtszenarien ergingen, konzentrierte sich Judith auf die langweiligen Programme: ein Schiff steuern. Die Hypertransition vorbereiten und sich an die Übelkeit nach der Transition gewöhnen. Astrogationskoordinaten verstehen und überprüfen. Die Umgebung nach Signalquellen absuchen.
    Unter sorgfältiger Geheimhaltung zwang sich Judith zu lernen, wie sie die vorprogrammierten Routinen optimal nutzte, die im Notfall die wichtigsten Stationen steuerten, denn sie wusste, dass sie das Schiff ohne Besatzung führen musste, wenn es so weit war.
    Judith arbeitete sich gerade durch ein besonders kompliziertes Szenario, in dem sie die Folgen eines Energieverlustes nach der Rücktransition in den Normalraum bewältigen musste, als ihr die VR-Maske vom Gesicht gerissen wurde.
    »Was machst du denn da?«, fauchte Ephraims älteste Frau sie an.
     
     
     
     
    Wie jeder aus seiner Abschlussklasse erhielt auch Michael Winton Gelegenheit, seine Familie zu besuchen, bevor er sich an Bord seines Schiffes meldete. Es tat ihm wohl, wieder zu Hause zu sein, auch wenn ihm seine Zimmerflucht im Mount Royal Palace
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