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Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx

Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx

Titel: Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx
Autoren: David Weber
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unnötig geräumig vorkam und ohne Todds überschwängliche und sprunghafte Gesellschaft recht leer.
    Leer war sie allerdings nur, bis Beths Sohn Roger in die Räume wirbelte. Roger war drei T-Jahre alt und hatte alle Energie und Neugier, die man einem Kind für dieses entzückende Alter, in dem ein Kleinkind sich eindeutig zu einem kleinen Jungen entwickelt, nur wünschen kann.
    Wenn Roger seinen sechsten manticoranischen Geburtstag erreichte – an dem er nach Standardzeitrechnung knapp über zehn Jahre alt wäre –, würde man ihn einer ausgiebigen Reihe von körperlichen und geistigen Prüfungen unterziehen, die sicherstellen sollten, dass er geeignet war, der nächste König zu werden. Bis dahin würde Michael den Titel des Kronprinzen führen und wäre in der Thronfolge der Nächste. Wenn er an seine damaligen Tests zurückdachte, so hatte er keinerlei Zweifel, dass Roger die Minimalanforderungen ohne weiteres übertreffen würde.
    Noch sieben Jahre , dachte Michael ohne die geringste Spur von Bedauern. Dann kann ich endlich wieder der ganz gewöhnliche Prinz Michael sein – und wenn Beth bis dahin noch ein oder zwo Kinder hat, stehe ich in der Thronfolge so weit hinten, dass es mir geht wie Tante Caitrin: Dann bin ich bloß noch ein überflüssiger Adliger.
    Bei dem Gedanken musste er grinsen, während er einen entzückt quietschenden Roger immer wieder im Kreise herumschwang. Vermutlich gab es niemanden, der weniger überflüssig war als die Herzogin von Winton-Henke, die jüngere Schwester seines toten Vaters, aber er bezweifelte nicht, dass sie diesen Scherz genauso sehr zu schätzen gewusst hätte wie er.
    Alles in allem hatte Michael nichts einzuwenden gegen den Luxus, endlich wieder auszuschlafen und dass jemand ihm das Bett machte, oder die Gelegenheit, einmal etwas anderes zu tragen als seine Uniform. Das Sternenkönigreich hielt nicht gerade den Atem an, weil der Kronprinz von der Flottenakademie nach Hause gekommen war, doch Beth fand Entschuldigungen, bei mehreren offiziellen Anlässen nicht zu erscheinen, um den einen oder anderen ruhigen Abend mit ihrem Bruder zu verbringen.
    Selbst wenn sich Beth nicht freimachen konnte, stünde eventuell Königinmutter Angelique zur Verfügung, und Roger spielte immer gern mit ihm. Ein paar Tage lang konnte Michael beinahe vergessen, dass seine Familie sich sehr von jeder anderen unterschied.
    Eines Abends, als Justin es übernahm, Klein-Roger ins Bett zu bringen, saßen Bruder und Schwester beisammen und spielten Schach. Einziger Zuschauer war Beths Baumkater Ariel, der sich schläfrig auf dem Schoß der Königin ausbreitete. Zu Michaels völliger Überraschung streckte Beth einen langen Finger aus und gestand ihm den Sieg zu, indem sie ihren König umlegte.
    »Ich habe dir nicht einmal Schach geboten!«, widersprach Michael.
    »Du hättest in zwei Zügen sowieso gewonnen«, entgegnete Beth, »und ich muss etwas mit dir besprechen.«
    Michael bemerkte einen eigenartigen Unterton in der Stimme seiner Schwester, eine kaum unterdrückte Anspannung, die ihn warnte, dass die Königin ihm Dinge anzuvertrauen gedachte, bei denen zumindest einigen ihrer Berater wohler wäre, wenn Beth sie ihm verschwieg – und sie sorgte sich, dass sie die Situation richtiger einschätzen könnten als sie selbst.
    Michael behielt seine Beobachtung für sich. Er sammelte die Schachfiguren ein und legte sie nacheinander in die mit Samt ausgekleideten Fächer ihres Kästchens aus poliertem Holz.
    Nach einigen Augenblicken fuhr Beth fort: »Ich weiß, wohin die Intransigent wirklich fährt.«
    Michael blickte sie mit hochgezogener Braue an. Er hatte gehört, dass sein neues Schiff, der Leichte Kreuzer Intransigent , nach Silesia beordert würde. Den Zielsektor kannte er nicht, doch er ging davon aus, dass das Schiff eine der üblichen Patrouillenfahrten zur Piratenabwehr unternahm. Aber wenn es wirklich so war, warum blickte Beth dann so nachdenklich drein?
    »Sei kein Ekel«, drängte Michael, als sie schwieg. »Spuck's aus.«
    Beth lächelte über seinen neckenden Ton.
    »Die Intransigent fährt nicht nach Silesia«, sagte sie, »jedenfalls nicht gleich. Sie wird abgestellt, um einer diplomatischen Delegation neue Befehle und ihre Ablösung zu bringen. Die Delegation verhandelt mit der Regierung des Endicott-Systems.«
    Michael war sich nicht sicher, ob er richtig gehört hatte. »Endicon?«, vergewisserte er sich.
    Bethi nickte. Sie nahm einige Schachfiguren aus ihren Samtfächern
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