Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg

Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg

Titel: Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
die Karawane auf Hoffners Aufforderung zum Beidrehen reagierte. Seine Augen kehrten zu dem Icon zurück, das in seinem Plot brannte, und sein Lächeln verblasste.
    In der Silesianischen Konföderation war Piraterie von je her ein großes Problem gewesen. Politisch gesehen ging es in Silesia sogar in den besten Zeiten kaum stabiler zu als in einer Kernschmelze, und auch die gegenwärtige Lage – 1.918 Jahre nachdem die Menschheit zu den Sternen aufgebrochen war – war alles andere als rosig. Im Gegenteil, in den letzten fünfzehn T-Jahren hatte sich alles nur zum Schlechteren entwickelt, selbst gemessen an Silesias miserablen Standards.
    So ungern Glockauer oder irgendein anderer andermanischer Offizier es zugegeben hätte, die wichtigste Stütze für die Bekämpfung der Piraterie innerhalb des Konföderationsgebiets war seit mehr als zweihundert Jahren die Royal Manticoran Navy. Erst während des letzten Jahrhunderts war die Flotte des Andermanischen Reiches so weit angewachsen, dass sie sich zumindest den Anschein geben konnte, eine bedeutsame, langfristige Ordnungsfunktion in diesem Raumgebiet auszuüben. Noch vor fünfzig bis fünfundsiebzig T-Jahren war die andermanische Handelsflotte so unbedeutend gewesen, dass man die Kosten für den Ausbau der leichten Flottenverbände nicht rechtfertigen konnte, schon gar nicht auf eine Stärke, mit der man den blutigen Raubzügen der Piraten und Freibeuter innerhalb der Konföderation wirklich einen gewissen Dämpfer hätte versetzen können.
    Zwar gehörte die Unterdrückung der Piraterie zu den Grundpflichten jedes Raumoffiziers, doch war das Interesse des Kaiserreichs an Silesia nie lediglich auf die Verluste seiner Frachtschifflinien begrenzt gewesen; vielmehr konzentrierte sich das Andermanische Reich auf die Grenzsicherungsmaßnahmen der Konföderation, und zwar stets mit dem Hintergedanken, die eigenen Reichsgrenzen zu erweitern. Das offen einzugestehen wäre (um es vorsichtig auszudrücken) undiplomatisch gewesen, doch innerhalb des Kaiserreichs, der Konföderation und des Sternenkönigreichs von Manticore machte sich niemand, der einen höheren IQ hatte als ein Felsbrocken, diesbezüglich irgendwelche Illusionen. Ganz gewiss waren die Manticoraner stets schnell bei der Hand, wenn es darum ging, andermanischen Annexionsbestrebungen innerhalb der Konföderation entgegenzutreten, denn sie betrachteten Silesia mit ernüchternder Arroganz als ihre privaten Fischgründe.
    Wegen der zermürbenden Belastung durch den manticoranischen Krieg gegen die Volksrepublik Haven hatte die RMN jedoch von ihrer traditionellen Rolle als Polizist der silesianischen Schifffahrtswege Abstand nehmen müssen. In den letzten fünfzig bis sechzig T-Jahren war dieser Abstand zunehmend ausgeprägter geworden, denn um den Haveniten überhaupt gegenübertreten zu können, hatte die Royal Manticoran Navy sich gewaltig vergrößern müssen. In den letzten fünfzehn Jahren seit Ausbruch der offenen Feindseligkeiten war die Verlagerung der Kräfte besonders deutlich zu spüren gewesen. Sowohl in der Flotte als auch im Außenministerium debattierte man über die Frage, wie das Kaiserreich auf die sich stetig verschlechternde Lage in der Konföderation und auf die Tatsache reagieren sollte, dass Manticore durch den Krieg gegen Haven abgelenkt war – und eigentlich hätte Glockauer nichts davon ahnen sollen. Allerdings wäre sich nur ein Idiot nicht im Klaren darüber gewesen, dass solche Überlegungen angestellt wurden. Einerseits war die Inanspruchnahme der Manticoraner durch Haven eine fast unwiderstehliche Verlockung für das Kaiserreich – denn solange die RMN nicht angemessen reagieren konnte, bot sich dem Kaiser die Möglichkeit, den eigenen territorialen Ehrgeiz zu befriedigen. Andererseits war das Sternenkönigreich schon immer der Puffer des Kaiserreichs gegen das unersättliche Expansionsstreben der Volksrepublik gewesen.
    Am Ende trug die Realpolitik den Sieg davon, was in der Außenpolitik des Kaiserreichs durchaus Tradition hatte. Obwohl es für das Kaiserreich schön gewesen wäre, innerhalb der Konföderation ungehindert den eigenen Interessen nachgehen zu können, hätte es sich durchaus als fatal erweisen können, dem Sternenkönigreich ausgerechnet in dem Moment in den Rücken zu fallen, in dem es seinen Überlebenskampf gegen einen Feind führte, der auch das Andermanische Reich nur allzu gern verschlungen hätte. Daher hatte der Kaiser entschieden, zugunsten des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher