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Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Titel: Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5
Autoren: Fred
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Karianne und tippte
    ein Kommando in ihren Laptop ein. »Er hat ganz einfach ein nettes kleines
    Programm entwickelt, das noch lange nach seinem Tod immer neue Mails an
    Bromo sandte. Die Liste der verschickten E-Mails in dem, Computer im Keiler
    ist sehr lang, und alle sind im Abstand von etwa vierundzwanzig Stunden
    abgeschickt worden. Er hat übrigens auch zwei an die Chefredakteurin von
    Afien-posten geschickt.«
    »Du hast blaue Lippen, Erik.«
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    Hanne fuhr sich demonstrativ mit den Fingern über ihre eigenen.
    »Wasch das ab, sonst setzt es sich fest.«
    »Aber«, sagte Erik und blieb hinter seinem Stuhl stehen, während er
    versuchte, die Tinte mit dem Ärmel abzureiben. »Denkt doch an das viele
    Geld. Hunderttausend im Keller und zweihunderttausend auf der
    schwedischen Bank. Hat er tatsächlich ein kleines Vermögen verschenkt, nur
    um den Verdacht gegen Halvorsrud zu verstärken?«
    Hanne Wilhelmsen zuckte mit den Schultern und versuchte, ihre Haare hinter
    die Ohren zu streichen.
    »Was sollte Salvesen mit Geld? Es ging schließlich nicht um ein Vermögen,
    mit dem er ins Ausland hätte gehen können, um einen neuen Anfang zu
    machen. Es war gerade genug, um Halvorsrud noch mehr Probleme zu
    bescheren. Natürlich hat er das Geld nach Schweden gebracht. Natürlich hat
    er es im Keller versteckt. Wir sollten es ja finden. Wenn er das Geld in eine
    Schweizer Bank eingezahlt hätte, dann hätten wir nie auch nur eine Krone
    gefunden.«
    »Und da haben wir ein Riesenproblem, das ich nicht ganz raffe.«
    Karl Sommaroy machte sich aufgeregt an einer Thermoskanne zu schaffen, die
    am Vortag vergessen worden war. Plötzlich löste sich der Verschluß, und
    bitterer, vierundzwanzig Stunden alter Kaffee floß auf seinen Schoß.
    »Halvorsrud wäre am Ende doch nicht verurteilt worden«, sagte er, ohne auf
    seinen triefnassen Schritt zu achten. »Das hast du doch die ganze Zeit gesagt,
    Hanne. Wir hatten nicht genug für eine Verurteilung.«
    »Richtig«, sagte Polizeipräsident Mykland mit kurzem Lächeln. »Was
    natürlich erklären kann, warum Salvesen Halvorsrud vom Haken gelassen
    hätte, wenn Evald Bromo bereit gewesen wäre, sich zu opfern. Salvesen ging es
    also nicht darum, Halvorsrud verurteilen zu lassen. Denkt doch
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    an die Disketten aus dem Arzneischränkchen. Karianne hat doch immer
    wieder darauf hingewiesen, daß die nicht sonderlich >polizeiaktenmäßig<
    waren.«
    Mykland zeichnete Anführungszeichen in die Luft.
    »Vermutlich hat Salvesen einfach Material zusammengetragen, das er in
    Zeitungen gefunden hatte. Die Presse hatte doch über alle diese Fälle
    berichtet. Er muß eingesehen haben, daß wir irgendwann Zweifel an der
    gesamten Indizienkette bekommen würden. Aber das war nicht so wichtig. Es
    ging ihm darum, Halvorsrud klarzumachen, was es für ein Gefühl ist,
    unschuldig in Verdacht zu geraten. Und von der Presse vorverurteilt zu
    werden. Salvesen war ja kein Dummkopf.«
    »Wasch dir endlich die Tinte ab, Erik«, sagte Hanne Wilhelmsen leicht gereizt.
    »Du siehst aus wie ein Clown. Und Blutvergiftung kannst du auch davon
    kriegen.«
    »Ja, sicher, Mama«, erwiderte er sauer. »Aber noch eins. Bedeutet das, daß
    die ganze Pädophiliekiste nur Unsinn war? Daß Thea Halvorsrud wirklich nur
    ein Papakind ist?«
    »Ja. Aller Wahrscheinlichkeit nach.«
    »Ja? Aber was ist mit Evald Bromo? War der pädophil, oder war auch das nur
    Unfug? Und wer... wer zum Teufel hat Evald Bromo umgebracht?«
    Alles schwieg. Es wurde so still, daß Hanne deutlich den Magen von Hasse
    Fredriksen hungrig brummen hören > konnte, einem Techniker, der am
    anderen Tischende saß und beschämt den Atem anhielt, als ob das helfen
    könnte. Die Luft im langgestreckten, stickigen Raum war fast unerträglich.
    Hanne spürte ihre Wangen brennen, und der klebrige Film zog sich wieder
    über ihre Augen.
    Evald Bromo interessierte sie nicht.
    Evald Bromos Schicksal hatte Hanne Wilhelmsen nie weiter berührt.
    Ab und zu kam das vor. Häufiger jetzt als noch vor einem
    250
    Jahr. Früher, als sie jünger, stärker — naiver vielleicht — gewesen war, hatte
    sie jeden einzelnen Mord, jede Vergewaltigung, jeden Fall grober Gewalt als
    persönliche Beleidigung aufgefaßt. Die Morde betrafen sie, die Verge-
    waltigungen verletzten sie zutiefst, die Messerstechereien provozierten sie.
    Und deshalb hatte sie fast zwanzig Jahre ihres Lebens einer Aufgabe
    gewidmet, von der sie im Grunde wußte, daß sie nicht zu
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