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Holst, Evelyn

Holst, Evelyn

Titel: Holst, Evelyn
Autoren: Der Liebesunfall
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beide ihre Körper verglichen. Ich bin stärker als du. Ja, aber dafür ist mein Schniedel größer als deiner! Ja, aber deine Segelohren auch! Und ich kann weiter pinkeln und spucken als du! … Und so weiter, die ganze Anatomie durch. Und dann hatte der kleine Ludwig plötzlich die Trumpfkarte gezogen: Aber ich hab was, was du nicht hast, das ist nämlich ganz selten! Ich hab ein Kleeblatt hinterm Ohr! Mama sagt, ich bin der Junge mit dem eingebauten Glück …
    Hier in seinem Arm hielt er noch einen kleinen Jungen mit eingebautem Glück. Es war, als würde ein Vorhang vor Hendriks Augen weggezogen. Plötzlich konnte er klar sehen.
    Es war, als würde in seinem Leben die Sonne aufgehen. Es leuchtete in ihm.
    Er lächelte. Er hob das Baby hoch und legte es vorsichtig in Ludwigs Arme. „Ich glaube, ihr braucht mich nicht mehr!“, sagte er ganz ruhig.
    „Ich muss jetzt los, ich habe noch etwas Wichtiges zu erledigen. Auf Wiedersehen, Viktor, du bist wirklich ein Glückskind, du hast dir zwei wunderbare Eltern ausgesucht!“

41. Kapitel
    Bei Leonie zu Hause war heute Spieleabend. Marius und Malte waren da, und auch Cora war gekommen. Es war sehr gemütlich. Die beiden Frauen hatten schnell Freundschaft geschlossen und die Kinder waren restlos begeistert über diesen Neuzugang in ihrem Leben. Allerdings wollten sie jedes Mal „Eis bis zum Bauchweh“, wenn sie kam.
    Leonie und Cora tranken Rotwein, die Kinder durften „zur Feier des Tages und nur ausnahmsweise“ so viel Sprite trinken, wie sie wollten („aber nachher gründlich Zähne putzen!“), und man war inzwischen bei Memory gelandet, ein Spiel, das die Kinder liebten, weil sie dabei immer gewannen. „Krieg ich ein Bier?“, rief Marius in die Runde.
    „Für dich nur Apfelschorle“, rief Leonie zurück. „Du hast Bereitschaftsdienst, mein Lieber, und willst doch sicher nicht deine Kunden betrunken durch die Stadt fahren, oder?“ „Leonie hat recht“, stimmte Cora zu.
    Marius seufzte. Jetzt hatte er zwei Frauen in seinem Leben, die auf ihn aufpassten.
    Da klingelte sein Handy. „Ja? Ach, wie doof. Okay, wohin? Marienkrankenhaus? Ja, alles klar. Bin schon unterwegs.“ Er legte auf. „Das geht sicher schnell. Bis nachher!“, sagte er, griff zum Autoschlüssel und verließ die Wohnung.
    Marius fuhr vor dem Marienkrankenhaus vor. Er sah Hendrik in seinem Rollstuhl vor dem Portal warten und stieg aus.
    „Guten Abend, Herr von Lehsten!“, sagte er verblüfft. „Wohin wollen Sie?“
    Die Männer sahen sich an. Dann lächelte Hendrik. „Ich möchte nach Hause“, sagte er.
    „Parkallee 24“, stellte Marius fest, der ein gutes Gedächtnis für Adressen hatte und fuhr los. „Nein“, sagte Hendrik. „Nicht in die Parkallee. Da bin ich nicht zuhause. Ich möchte zu der Frau, die ich liebe. Er lächelte. Marius lächelte zurück. „Dann weiß ich, wohin“, sagte er und gab Gas.
    Hendrik saß hinten im Taxi und in ihm war eine große Freude und eine große Sicherheit.
    Als es zehn Minuten später klingelte, hatte Leonie gerade haushoch verloren. „Das ging ja schnell“, sagte sie, während sie die Tür aufriss. „Oh“, stammelte sie und wich zurück. „Das ist ja eine Überraschung.“ „Dürfen wir reinkommen?“, fragte Marius. „Natürlich“, stammelte Leonie und spürte zu ihrem Ärger, wie ihr die Röte bis unter die Haarwurzeln kroch. „Mami, wer ist das?“, Luna und Malte hatten sich vor dem Rollstuhl aufgebaut und musterten Hendrik neugierig. „Das ist Hendrik, ein Freund“, sagte Leonie schnell. „Ein guter Freund“, setzte sie noch hinzu. „Hallo Hennie“, strahlte Luna. „Darf ich bitte?“ Und schwupps, war sie ihm auf den Schoß gehüpft. „Heh, lass das“, wollte Leonie protestieren, aber Hendrik wehrte ab. „Lass ruhig, stört mich nicht.“
    Marius spürte, dass er überflüssig war. „Wer hat Lust auf Bauchweheis?“, rief er und es kreischte aus zwei Kinderkehlen und Luna hüpfte vom Rollstuhl und Hendrik und Leonie waren allein.
    „Warum bist du gekommen?“, fragte Leonie und hatte das ungemütliche Gefühl, dass er ihr das nervöse Kribbeln richtig ansehen konnte. „Müsstest du nicht bei deiner Familie sein?“ Hendrik lächelte und sah sie nur an. „Was guckst du so komisch?“, fragte sie. „Ich amüsiere mich über dich“, sagte Hendrik. „Du amüsierst dich? Worüber denn?“
    „Darüber, dass du so begriffsstutzig bist“, erwiderte er. „Was begreife ich denn nicht?“, fragte sie und blitzte
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