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Hollywood & Buecherwurm

Hollywood & Buecherwurm

Titel: Hollywood & Buecherwurm
Autoren: Daniela Felbermayr
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kleine Ruderboottour auf dem Reservoir, zu dem sie ihn überredet hatte, die er aber mehr als albern fand, nicht hinaus gekommen.
     
    Sie sah das Haus an und atmete einmal tief durch. Es war die richtige Entscheidung gewesen, hierher zu kommen. Hier konnte sie alles hinter sich lassen, ihre Freunde, die sie ausfragten, Dave, der ihr auf die Pelle rückte und sich von Mal zu Mal nicht entscheiden konnte, ob er sie bitten sollte, zu ihm zurück zu kehren, oder ob er sie anschreien und beleidigen sollte, weil sie ihn verlassen hatte, ihre Agentin, die sie in dieser und jener Show unterbringen wollte, um über das Buch zu sprechen, das sie noch nicht einmal begonnen hatte.  Ihre Mutter und ihre Großmutter, die beide hier lebten, waren hoch erfreut, als sie erfuhren, dass Taylor für eine ganze Weile in Kalifornien bleiben wollte.
     
    Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, zog den Teleskopgriff ihres Koffers heraus und nahm die Reisetasche in die rechte Hand. Beinahe konnte sie fühlen, wie ein neuer Abschnitt ihres Lebens begann, sodass sie versuchte, sich die Eindrücke so tief wie möglich einzuprägen und jede Sekunde auszukosten. Sie verharrte einen Augenblick, um die Umgebung, den Moment in sich aufzunehmen und war froh, wieder zu Hause zu sein, ja sie bekam fast feuchte Augen, als sie das viktorianische Gebäude, das in Safrangelb angestrichen war und dessen Fenster sich in edlem Weiß absetzten, vor sich sah. Der Vorgarten war wie immer penibel sauber, so wie ihre Großmutter es gerne hatte. Sophie Willows hatte es sich zum Ritual gemacht, jeden Morgen als Allererstes den Garten zu pflegen, Blumen zu gießen oder umzupflanzen und verschiedene Dekorationen hier und dort anzubringen, meist zu einer Tageszeit, an dem Andere noch eine Weile lang schliefen. Sie gestaltete den Garten in jedem Monat hier und dort um, hatte Konzepte für mindestens das nächste halbe Jahr und notierte immer, wenn ihr etwas einfiel, neue Ideen.  Auf der rechten Seite des kleinen, mit roten Pflastersteinen gesäumten Weges, der zum Haus führte, stand eine schattige Eiche, die Taylor als Kind oft hinaufgeklettert war und an der ein Schaukelbrett gehangen hatte. Vor der Veranda gab es eine Blumenborte, in der frische Sommerblumen blühten.
     
    Sie stieg die fünf Stufen auf die Veranda zum Eingangsbereich hinauf und stand vor der großen, weißen Eingangstüre, die für einundzwanzig Jahre lang ihr Zuhause beherbergte. Die Veranda war so schmuck wie eh und je, der Holzdielenboden war sauber gefegt, im linken Bereich war ein Arrangement aus Rattanmöbeln hingestellt worden. Es würde wunderbar werden, wieder hier zu leben. Sie stellte den Koffer und die Reisetasche ab und ging durch die Tür.
     
    Eine frische Brise aus der Klimaanlage, die stetig und leise ratterte, wehte ihr entgegen, ein Geräusch, an das man sich hier im heißen Kalifornien schon als Baby gewöhnte. Das Haus selbst schien verlassen zu sein. Die Küche, die sich zu ihrer linken befand, war menschenleer, sauber und aufgeräumt so wie immer. Das kleine Radio, das auf der Anrichte auf dem Fenstersims stand, lief leise und spielte eine Nummer von Johnny Cash. Zu ihrer Rechten führte eine breite Stiege hinauf in den ersten Stock des Hauses und direkt vor ihr lag das große, geräumige Wohnzimmer, durch das man auch in den Garten des Hauses gelangte.
     
    Taylor ging langsam durch ihr Elternhaus und fühlte sich sofort wieder zu Hause. Ihr wurde bewusst, dass ihr luxuriöses Stadtappartement ihr niemals das Gefühl von Heimisch-sein so sehr vermitteln können würde , wie es dieses Haus tat, nachdem sie gerade eine Minute wieder hier war. Überall waren Erinnerungen an ihre Kindheit versteckt, wie sie übermütig an ihrem Geburtstag durchs Haus tanzte, wie sie Weihnachten mitten in der Nacht die Treppe hinunterschlich, weil sie Santa dabei überraschen wollte, wie er den Kamin herunterrutschte, wie sie im Garten Osternester suchte, oder, wie sie einfach mit ihrer Familie im Wohnzimmer saß und einen Film ansah.
     
    Den Flur entlang, links und rechts säumten Bilder aus Kindertagen von Taylor selbst und ihrer Familie die Wände, hier und da stand eine große Bodenvase mit geschmackvollen Sommerblumen. Das Wohnzimmer war menschenleer. Mittelpunkt des großen Raumes war die Wohnlandschaft, die mittig positioniert, fast den gesamten Raum dominierte. Direkt vor der Wohnlandschaft, die in kräftigem, dunkelbraunem Leder im Kolonialstil gehalten war, stand der
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