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Hollywood & Buecherwurm

Hollywood & Buecherwurm

Titel: Hollywood & Buecherwurm
Autoren: Daniela Felbermayr
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gerechnet, dass sie sie jemals durchziehen konnte. An jenem Tag, es war ein Samstag Abend, waren Dave und Taylor wie so oft zu Hause geblieben und sahen fern. In den Werbepausen surfte Dave wie immer im Internet und suchte nach Hot Rod-Teilen, was er auch dieses mal tat. Er hatte gerade einen alten Kühlergrill auf Ebay ersteigert, sprang auf, rief „Strike“ und stieß dabei Taylors Wasserglas um, das auf dem Tisch gestanden hatte. Das Wasser ergoss sich wie eine Sintflut über Daves Notebook, dessen Display sofort schwarz wurde.
    „Sieh dir nur an, was du gemacht hast, du wertloses Stück Dreck“, rief Dave wutentbrannt aus und sah Taylor an, als würde er sie gleich anspringen.
    „Was ICH getan habe“, rief Taylor zurück und konnte im ersten Augenblick gar nicht glauben, was sie da hörte.
    Dave hatte inzwischen den Computer vom Netz genommen und ihn umgedreht, um das Wasser, das sich zwischen den Tasten seinen Weg ins Innere des Geräts gebahnt hatte, herauslaufen zu lassen.
    „Er ist kaputt. DU hast ihn kaputt gemacht“, schrie Dave wie vom wilden Affen gebissen. Er versuchte, wutentbrannt sein Notebook in der Mitte auseinander zu brechen, was ihm nicht gelang. Im nächsten Moment warf er es mit voller Wucht auf den Boden.
    „Du verdammte Schlampe hast mein Notebook kaputt gemacht“, schrie er weiter und tat, als wäre das kaputte Notebook seine tote Mutter, die da am Boden lag!“
    „Dave, ich habe dein Notebook nicht kaputt gemacht, das warst du ganz alleine“, sagte Taylor in ruhigem Ton. Innerlich brodelte sie, doch sie wollte sich nicht auf  dasselbe Niveau begeben auf dem Dave herumdümpelte. “So, ich war es also“, sagte Dave drohend. „ICH soll es gewesen sein? DUUUUU warst es“, schrie er dann, „hättest du dein blödes Wasser nicht neben mein Notebook gestellt, wäre das nicht passiert, du dummes Arschloch!“ Er schnappte sich eine Flasche Wasser und schmiss sie mit voller Wucht gegen die Wand, sodass sie von dieser abprallte und auf dem Notebook landete.
    Taylor war schockiert und gleichzeitig erleichtert, dass sie ihr Wasser neuerdings in Plastik- anstatt Glasflaschen kauften. Dave hatte schon oft den einen oder anderen Ausraster hingelegt, nur, was er in diesem Moment getan hatte, brachte das Fass endgültig zum überlaufen. Sie sagte kein Wort.
    „Ich geh mir jetzt ne Nutte suchen“, sagte Dave im nächsten Moment. „DICH will ich heute nicht mehr sehen und eine Nutte ist das Einzige, was mich wieder so halbwegs auf Touren bringt, du Schlampe!“
    Mit diesen Worten ging er ins Bad und warf wenige Augenblicke später die Tür ins Schloss.
     
    Seelenruhig stand Taylor langsam von der hellbraunen, gemütlichen Couch in ihrem Wohnzimmer auf und suchte sich als erstes die Nummer des Not-Schlüsseldienstes aus dem Internet. Als sie mit dem Mann vereinbart hatte, dass in zwanzig Minuten jemand kommen würde, der ihre Schlösser austauscht, begann sie, Kartons und große schwarze Müllsäcke aus dem Schrank im Flur zu holen und Daves Zeug einzupacken. Dann stellte sie seine Sachen vor die Tür und schloss mit dem neu eingebauten Schlüssel ab. Sie nahm eine Dusche, warf zwei Triazolam ein und schlief bis elf Uhr am darauffolgenden Tag. Dank ihres iPods hörte sich nichts um sich herum.
     
    Mit einem Dröhnen im Kopf wachte sie auf. Das helle Licht, das von draußen ins Schlafzimmer schien, verursachte Kopfschmerzen, sodass sie die Augen zukniff. Erst jetzt bemerkte sie, dass niemand neben ihr im Bett lag, und ungefähr in demselben Moment erinnerte sie sich an die Vorkommnisse des vergangenen Abends. An Daves Ausraster, als er verschwunden war und als sie seine Sachen zusammengepackt und das Türschloss hatte austauschen lassen. Für einen Augenblick fragte sie sich, ob es wohl eine Kurzschlussreaktion gewesen war, und ob es nicht besser gewesen wäre, die Sache mit ihm auszudiskutieren. Vermutlich wäre es darauf hinausgelaufen, dass sie ihm ein neues Notebook gekauft hätte. Irgendwann wäre die Angelegenheit Schnee von gestern gewesen. Langsam war sie durch die Wohnung hinaus ins Vorzimmer gegangen und hatte ebenso langsam die Tür einen Spalt breit aufgemacht. Die Gedanken in ihrem Kopf überschlugen sich. Zum einen wünschte sie sich, dass Dave da draußen sitzen und sie bitten würde, ihn wieder herein zu lassen. Vermutlich hätte sie das auch getan, wenn er dort draußen gesessen hätte. Oder aber, dass er noch gar nicht wieder zurück nach Hause gekommen war und seine
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