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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe
Autoren: Terry Pratchett
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Schachspiel: Wen kümmert’s, wenn ein paar Bau-
    ern dran glauben müssen?
    Aber ich weiß Bescheid. Und viel eicht bin ich der einzige, der die Hintergründe kennt.
    Automatisch klopfte er seine Taschen nach einer Zigarre ab.
    Es war schwierig genug, einen Vampir zu töten. Man pfählte die Bur-
    schen, verwandelte sie in Staub, und zehn Jahre später ließ jemand ein
    wenig Blut an die falsche Stelle tropfen, und zack – ratet mal, wer wieder da ist? Vampire kehrten häufiger zurück als roher Brokkoli.
    Mumm wußte, daß er gefährlichen Gedanken nachhing. Sie regten sich
    in einem Wächter, wenn die Jagd vorbei war, wenn man dem Halunken
    gegenüberstand, wenn sich das Universum auf ihn und die eigene Person
    reduzierte, auf einen atemlosen Augenblick zwischen Verbrechen und
    Strafe.
    Viel eicht hatte der Wächter einmal zu oft gesehen, wie der Zivilisation
    die Haut abgerissen wurde, woraufhin er sich nicht mehr wie ein Wäch-
    ter verhielt, sondern wie ein ganz normaler Mensch. Viel eicht glaubte er
    dann, daß man mit Armbrust und Schwert eine saubere Welt schaffen konnte.
    Nein, so durfte man nicht denken, nicht einmal über Vampire. Obwohl
    sie nicht zögerten, anderen Leuten das Leben zu nehmen, weil das Leben
    der kleinen Leute überhaupt keine Rol e für sie spielte. Was konnte man
    ihnen nehmen?
    Nein, so durfte man nicht denken, denn man hatte ein Schwert und ei-
    ne Dienstmarke bekommen und war dadurch zu jemand anderem ge-
    worden. Und das bedeutete, daß man gewisse Gedanken besser nicht dachte.
    Nur die Verbrechen fanden in der Dunkelheit statt. Die Bestrafung er-
    folgte im Licht. Das war die Arbeit eines guten Wächters, wie Karotte
    immer wieder sagte: in der Finsternis eine Kerze anzünden.
    Mumm entdeckte eine Zigarre, und seine Hände begannen mit der au-
    tomatischen Suche nach Streichhölzern.
    Zahllose Bücher reichten an den Wänden empor. Das Kerzenlicht
    strich über goldene Buchstaben und dunkles Leder. Hier lagerte al es:
    Tausende von Stammbäumen, die unendlichen Einzelheiten der Wap-
    penkunde. Das Wer-mit-und-von-wem der Jahrhunderte. Die Zuchtbü-
    cher der Stadt. Leute benutzten sie, um auf andere Leute hinabzublicken.
    Keine Streichhölzer…
    In der staubigen Stille der Königlichen Schule griff Mumm nach einem
    der Leuchter und zündete sich die Zigarre an.
    Er paffte genießerisch und richtete einen nachdenklichen Blick auf die
    Bücher. Die Kerzen des Leuchters zischten leise…

    Die Uhr tickte in unregelmäßigen Abständen. Schließlich stotterte sie
    sich zu ein Uhr vor – Mumm stand auf und betrat das Rechteckige Büro.
    »Ah, Mumm«, sagte Lord Vetinari und sah auf.
    »Ja, Herr.«
    Der Kommandeur hatte einige Stunden geschlafen und auch versucht,
    sich zu rasieren.
    Vetinari schob die Papiere auf dem Schreibtisch hin und her. »Die ver-
    gangene Nacht scheint recht ereignisreich gewesen zu sein…«
    »Ja, Herr.« Mumm nahm Haltung an. Alle Uniformierten wußten tief in
    ihrem Innern, wie man sich unter diesen Umständen verhielt. Zum Bei-
    spiel blickte man starr geradeaus.
    »Offenbar befindet sich Drachenkönig von Wappen im Verlies des Pa-
    lastes«, stellte der Patrizier fest.
    »Ja, Herr.«
    »Ich habe deinen Bericht gelesen. Von Beweisen in dem Sinn kann ei-
    gentlich kaum die Rede sein.«
    »Herr?«
    »Einer deiner Zeugen lebt nicht einmal, Mumm.«
    »Nein, Sir. Genaugenommen gilt das auch für den Verdächtigen.«
    »Al erdings ist er ein wichtiger Bürger dieser Stadt. Eine Autorität.«
    »Ja, Herr.«
    Lord Vetinari schob erneut einige Dokumente hin und her. Auf einem
    davon waren rußige Fingerabdrücke zu sehen. »Al em Anschein nach
    hast du eine Belobigung verdient, Kommandeur.«
    »Herr?«
    »Die Herolde der Königlichen Schule – beziehungsweise ihrer Reste –
    haben mir eine Mitteilung geschickt und deine gute Arbeit in der letzten
    Nacht hervorgehoben.«
    »Herr?«
    »Du hast die Wappentiere aus den Pferchen gelassen und Alarm gege-
    ben und so weiter. Du bist al en eine große Stütze gewesen, heißt es. Ich
    nehme an, die meisten Tiere sind derzeit bei dir untergebracht.«
    »Ja, Herr. Ich konnte sie nicht leiden lassen, Herr. Wir hatten einige
    leere Pferche, und der Teich eignet sich gut für Roderick und Kimbert.
    Offenbar mögen sie Sybil, Herr.«
    Lord Vetinari hüstelte und blickte einige Sekunden zur Decke. »Du
    hast also bei der…äh… Brandbekämpfung geholfen.«
    »Ja, Herr. Hielt das für meine Pflicht, Herr.«
    »Ein
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