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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe
Autoren: Terry Pratchett
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Familie‹ soll-
    te Vetinari ersetzen. Man wol te den Patrizier aus dem Weg räumen, oh-
    ne ihn zu töten. Nach seinem Tod würden zu viele Dinge geschehen. Ist
    Nobby tatsächlich ein Graf?«
    »Es gibt einige Anzeichen dafür.«
    »Aber es sind deine Anzeichen, nicht wahr? Ich bezweifle, daß er auch nur einen Tropfen adliges Blut in den Adern hat. Nobby ist so gewöhnlich, wie man nur sein kann. Das gehört zu seinen besseren Eigenschaf-
    ten. Mit den ganzen Dingen, die seine Familie stibitzt hat, könnte man
    vermutlich beweisen, daß er der Herzog von Pseudopolis, der Serif von
    Klatsch und die Herzoginwitwe von Quirm ist. Im letzten Jahr hat er mir
    mein Zigarrenetui geklaut, und ich bin ziemlich sicher, daß er nicht ich
    ist. Nein, ich halte Nobby nicht für einen feinen Pinkel. Aber vermutlich
    glaubten einige Leute, ihn benutzen zu können.«
    Mumm hatte den Eindruck, daß Drachenkönig von Wappen al mählich
    größer wurde. Viel eicht war es nur eine optische Täuschung, hervorge-
    rufen vom flackernden Licht der Kerzen.
    »Du konntest mich gut gebrauchen, nicht wahr?« fuhr Mumm fort.
    »Wochenlang habe ich die vereinbarten Termine abgesagt. Bestimmt bist
    du ziemlich ungeduldig geworden. Und dann spreche ich dich auf Nob-
    by an. Muß eine ziemliche Überraschung für dich gewesen sein. Andern-
    fal s hättest du nach ihm schicken müssen, und das wäre verdächtig ge-
    wesen. Aber Kommandeur Mumm hat ihn entdeckt. Dadurch sieht die
    Sache viel besser aus. Dadurch wird sie praktisch offiziel .
    Und dann dachte ich: Wer will einen König? Nun, fast al e. Es ist ir-
    gendwie eingebaut. Könige machen al es besser. Komisch, nicht wahr?
    Selbst die Leute, die Vetinari al es verdanken, mögen ihn nicht. Vor zehn
    Jahren waren die Gildenoberhäupter nur ein Haufen von Halunken, und
    jetzt… Sie sind noch immer ein Haufen von Halunken, um ehrlich zu
    sein. Aber Vetinari gab ihnen genug Zeit, zu erkennen, daß sie ihn brau-
    chen.
    Und dann erscheint der junge Karotte mit jeder Menge Charisma, und
    er hat ein Schwert und ein Muttermal, und al e haben ein seltsames Ge-
    fühl, und Dutzende von Leuten kramen in alten Dokumenten und sagen:
    ›He, sieht ganz danach aus, als sei der König zurückgekehrt.‹ Und dann beobachten sie ihn eine Weile und sagen: ›So ein Mist, er ist wirklich an-ständig und ehrlich und gerecht, so wie es in den Geschichten heißt.
    Potzblitz! Wenn der Bursche auf dem Thron sitzt, könnten wir in ernste
    Schwierigkeiten geraten! Er könnte einer jener unangenehmen Könige
    sein, die damals herumliefen und mit den einfachen Leuten sprachen…‹«
    »Trittst du für die einfachen Leute ein?« fragte Drachenkönig von
    Wappen sanft.
    »Für die einfachen Leute?« wiederholte Mumm. »Sie sind nichts Be-
    sonderes. Sie unterscheiden sich nicht von den Reichen, davon abgese-
    hen, daß sie weder Geld noch Macht besitzen. Doch das Gesetz sol te
    die Dinge ausgleichen. Und deshalb muß ich wohl für die einfachen Leu-
    te eintreten.«
    »Ein Mann, der mit der reichsten Frau in Ankh-Morpork verheiratet
    ist?«
    Mumm hob und senkte die Schultern. »Der Helm eines Wächters ist
    nicht wie eine Krone. Man trägt ihn auch dann, wenn man ihn abge-
    nommen hat.«
    »Das ist ein interessanter Standpunkt, Sir Samuel, und ich wäre der er-
    ste, der bewundert, wie gut du mit deiner Familiengeschichte fertig ge-
    worden bist, aber…«
    »Keine Bewegung!« Mumm hob drohend die Armbrust. »Wie dem
    auch sei… Karotte kam nicht in Frage, aber inzwischen hatte sich die
    Sache herumgesprochen, und jemand meinte: ›Besorgen wir uns einen
    König, den wir kontrollieren können. Die Gerüchte sagen, der rechtmä-
    ßige König sei ein einfacher Wächter. Also halten wir bei der Wache
    nach einem geeigneten Kandidaten Ausschau.‹ Und sie sahen sich um
    und fanden Nobby Nobbs, der an Einfachheit nicht zu schlagen ist.
    Doch ich glaube, die Leute, über die wir hier reden, waren auch unsicher.
    Vetinari mußte verschwinden und gleichzeitig am Leben bleiben. Wie ich
    vorhin schon sagte: Sein Tod würde eine ganze Lawine aus Ereignissen
    in Bewegung setzen. Aber ihn so zu neutralisieren, daß er da ist und auch
    nicht, damit die Leute sich eine Stadt ohne ihn vorstel en konnten… Das
    war eine geniale Idee. An dieser Stelle bekam Traggut den Auftrag, Gift-
    kerzen herzustel en. Er hatte einen Golem, und die tönernen Burschen
    sprechen nicht. Niemand würde davon erfahren. Doch Tragguts Golem
    erwies sich
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