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Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 7

Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 7

Titel: Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 7
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helfen musste?
    Kate schob trotzig die Unterlippe vor. Sie war keine Frau, die bei den kleinsten Schwierigkeiten sofort die Flinte ins Korn warf. Kate wollte auf jeden Fall nach Indien. Was konnte Inspektor Williams schon dagegen tun? Sie feuern? Gewiss, Kate arbeitete gerne für die Polizei und war auch stolz darauf, als einzige weibliche Geheimagentin für Scotland Yard tätig zu sein. Doch wenn sie diesen Job verlor, hatte sie immer noch ihr Luft-Taxi, mit dem sie ihren Lebensunterhalt verdienen konnte.
    Kate war nämlich die Alleinerbin ihres Vaters. Seit seinem Tod gehörte ihr der eiserne Dampfkutter, an dessen Steuer sie seitdem den Himmel über London unsicher machte.
    Aber der Gewinn aus den Fahrpreisen reichte niemals, um davon ein Ticket für die Indienreise kaufen zu können. Kate hätte mindestens zehn Jahre sparen müssen, um die Summe zusammenzubekommen. Außerdem war Kohle schon wieder teurer geworden, und den Brennstoff für den Kessel ihres dampfbetriebenen Fluggerätes musste sie natürlich aus eigener Tasche bezahlen.
    Nachdem Kate das Gebäude von Scotland Yard verlassen hatte, flog sie kurzentschlossen zum nächstgelegenen Kreditinstitut. Die Southwest Bank an der Mount Street im vornehmen Stadtteil Mayfair war in einem weißen Haus untergebracht, das Kate an einen griechischen oder römischen Tempel erinnerte. Die sechs Säulen vor dem Haupteingang bestanden aus teurem Marmor. Wieder ließ sie ihren Heizer bei dem Drehflügler zurück. Einen Moment lang blieb Kate unschlüssig vor der Bank stehen.
    Wie die meisten ärmeren Leute in England hatte sie überhaupt kein Konto. Wozu auch? Ihre Passagiere zahlten bar, und auch ihr Vermieter sowie der regelmäßig verbeikommende Steuereintreiber wollten Geldscheine und Münzen von ihr. Lediglich ihr Polizeigehalt bekam sie per Scheck. Aber den löste sie immer in der Wechselstube von Isaac Cohen in Aldgate ein, also in einer ziemlich heruntergekommenen Gegend.
    Kate überwand ihre Schwellenangst und trat ein. Seltsamerweise erregte sie in ihrem billigen Kleid und ihrer Lederschürze kein Aufsehen. Aber das lag wahrscheinlich daran, dass sie auf drei Meilen gegen den Wind als eine Dampfkutter-Pilotin zu erkennen war. Die wohlhabenden Ladys und Gentlemen in dem Bankgebäude nahmen vermutlich an, dass sie einen reichen Passagier abholen sollte.
    Kate sprach einen jungen Mann an, der durch seine Ärmelschoner und tintenfleckigen Finger als Angestellter zu erkennen war.
    „Sie wünschen einen Kredit, Miss? Folgen Sie mir bitte.“
    Der Bankangestellte geleitete Kate in ein Büro im hinteren Teil des Gebäudes. Dort thronte ein fülliger Gentleman in einem Frack und mit blütenweißem Hemd hinter einem massiven Eichenschreibtisch. Kate schätzte den Mann, den sein Namensschild auf dem Tisch als Mr Archibald Wood auswies, auf Mitte Vierzig. Er stand lächelnd auf und taxierte Kate.
    „Nehmen Sie doch bitte Platz, Miss … äh …“
    Kate stellte sich vor und setzte sich in den weichen Sessel, der für Woods Besucher bereitstand. Im Vergleich zu dem harten Holzstuhl bei Scotland Yard war diese Sitzgelegenheit ein Traum. Kate sah darin ein gutes Omen für ihren Kredit. Hatte nicht auch der chinesische Wahrsager ihren bevorstehenden Elefantenritt prophezeit? So etwas war doch nur in Indien möglich.
    Kate nannte ihren Wunsch und sagte auch, wofür sie das Geld benötigte. Wood hörte ihr zu und drehte dabei an den dicken Goldringen, mit denen seine Finger geschmückt waren. Aber ein Ehering war nicht dabei, wie Kate sofort bemerkte.
    „Sie hatten also an eine Kreditsumme von hundert Pfund gedacht, Miss Fenton? Das ist ein ziemlich großer Betrag, zumal Sie als freiberufliche Dampfkutter-Pilotin kein geregeltes Einkommen haben.“
    Kate hatte natürlich verschwiegen, dass sie außerdem für die Polizei arbeitete. Schließlich sollte ihre Tätigkeit bei Scotland Yard möglichst geheim bleiben. Außerdem musste sie mit ihrem Rauswurf rechnen, wenn sie wirklich nach Indien reiste.
    „Ja, Mr Wood. Aber ich bin eine ehrliche Haut. Da können Sie fragen, wen Sie wollen.“
    Der Banker lächelte, als ob er es mit einem Kind zu tun hätte. „Daran zweifle ich nicht. Doch um eine solche Kreditsumme genehmigen zu können, benötige ich mehr von Ihnen. Haben Sie keine Sicherheiten? Ein Haus vielleicht?“
    „Nein, aber ich besitze einen Dampfkutter. Den würde ich Ihnen als Pfand überlassen, wenn Sie mir die hundert Pfund leihen.“
    Genau genommen war die
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