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Hoffnung ist Gift: Roman (German Edition)

Hoffnung ist Gift: Roman (German Edition)

Titel: Hoffnung ist Gift: Roman (German Edition)
Autoren: Iain Levison
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450.000-Dollar-Haus gekauft und dieses dann mit prächtigem, kunstvoll verziertem Mobiliar angefüllt hat, das er sich auch nicht leisten konnte. Terry und ich stellen uns vor, dass er einen Kran gemietet und das in den Garten hinausgehende Panoramafenster entfernt haben muss, um den Tisch in das Büro im oberen Stock zu hieven. Anstatt nun dieses Fenster erneut rauszunehmen und wieder einen Kran zu holen, um den Tisch rauszubekommen, hat mir Terry eine Axt aus dem Auto geholt. Vierzig Minuten später habe ich dieses zweitausend Dollar teure Meisterwerk zu Brennholz zerschlagen. Ich betrachte die über den Boden verstreuten Splitter aus dunklem, furniertem Holz, und der Arbeitsschweiß rinnt mir über die Stirn in die Augen.
    Terry steckt seinen Kopf zur Tür rein und sieht die Bescherung. »Mann, o Mann«, staunt er. Er hält ein Gemälde hoch, das eine sich am Pool räkelnde, nackte Frau zeigt: »Willst du das?«
    »Ich lebe im Hotel.«
    »Ach ja, richtig.« Er wirft es übers Geländer, das Bild landet mit einem Knall im Foyer. »Wie wär’s mit denen?« Er hält ein Paar Laufschuhe in den Händen.
    »Zu klein.«
    »Klar.« Knall, knall.
    Omar arbeitet unten, und wie üblich hat er das Radio voll aufgedreht, aber anstelle von Salsa höre ich Lady Gagas Poker Face ,einen peppigen Song, der mich beschwingt. Während ich das zerschmetterte Holz einsammle, stimme ich in den einzigen Teil des Liedes ein, den ich kenne: P-p-p-Pokerface. P-p-p-Pokerface. Da werde ich gewahr, dass jemand in der Tür steht.
    Ich richte mich auf und klemme mir, in Erwartung Omars oder Terrys, ein Bündel Holzteile gegen die Brust. Vor mir steht indes ein blonder Mann Anfang dreißig in einer grünen Windjacke, der mich geschockt anstarrt. »Was – was ist denn das!?«, schreit er mich an. »Was haben Sie mit meinem Schreibtisch gemacht?«
    Er betritt den Raum, blickt fassungslos auf die ganze Zerstörungsarbeit und sieht sich verwirrt im Zimmer um. »Das war ein Moreno. Aus Kirschholz. Wissen Sie, was der wert war?«
    »TERRY!«, brülle ich, noch immer das Brennholz in den Armen haltend.
    Doch Terry kann mich wegen der plärrenden Musik nicht hören. P-p-p-Pokerface. P-p-p-Pokerface. Der Mann schaut mir direkt in die Augen, flehentlich.
    »Warum?«, fragt er klagend. Er dreht sich um, die Arme von sich gestreckt, vollzieht er praktisch eine Pirouette im Raum und nimmt dabei noch einmal die in alle Ecken verstreuten Holzsplitter wahr. Entgeistert schüttelt er den Kopf. »Warum nur?«
    »Hey, mein Guter, ich hab den Auftrag bekommen, ihn zu zerhacken. Das Ding war zu groß für die Tür.« Er starrt mich an, weidwund, und ich werfe das Holzbündel auf den Teppich. »Was zum Teufel machen Sie hier überhaupt?«, schrei ich ihn an und mache einen Schritt nach vorne. Er tritt zurück. »Sie wohnen nicht mehr hier. Das ist Besitzstörung, was Sie da machen!«
    Terry erscheint in der Tür und sieht den mich sprachlos anstarrenden Mann. »Tja, mein Freund, Sie dürfen gar nicht hier sein«, sagt Terry und bedeutet ihm, den Raum zu verlassen. Mir gibt er mit erhobener Hand das Zeichen, mich rauszuhalten. Er will Tätlichkeiten meinerseits und jegliche Schwierigkeiten mit allfälligem polizeilichem Einschreiten vermeiden. »Kommen Sie, Mann, gehen wir.«
    Noch immer starrt er mich an, als wollte er meine Gedanken lesen, meine angeborene Brutalität verstehen. Sieht ganz so aus, als ob er dabei ist, mein Bild in seiner Erinnerung als das Symbol für alle Widrigkeiten einzubrennen, die ihm je zugestoßen sind. Er lädt einen ganzen Haufen Schmerzen und Niederlagen auf meine Schultern, und ich kann das absolut nicht ausstehen. Mir hat man schon genug um den Hals gehängt.
    »Hau doch ab, verdammt nochmal!«, brülle ich ihn an. »Was zum Teufel machst du überhaupt mit dem Ding? Du legst dir einen verfluchten Schreibtisch zu, der nicht durch den Türrahmen passt? Wer bist du eigentlich, bist du der verdammte Chef von … von Amerika, oder was?« Meine Beleidigungsintelligenz ist ein wenig eingerostet. »Wer braucht überhaupt einen dermaßen beschissenen Schreibtisch, ha?« Während ich brülle, legt Terry in beinahe väterlicher Manier seinen Arm um den Mann und navigiert ihn aus dem Zimmer hinaus, und ich gröle ihm hinterher, während er die Stiegen runtergeht. »Weißt du was, Mann? Scher dich zum Teufel. Schieß dir doch ins Knie, du Idiot!«
    Der Mann schaut nicht mehr zurück, als Terry ihn zur Eingangstür hinausbegleitet, und ich bin
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