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Hoellischer Verrat

Hoellischer Verrat

Titel: Hoellischer Verrat
Autoren: Kira Licht
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anderen beiden Kollegen warteten schon an dem Fenster, an dem wir eingestiegen waren.
    »War klar, dass du mal wieder als Einzige aussiehst, als hättest du jemanden massakriert«, sagte Hento und meinte wohl die Blutflecken überall auf meinem Anzug.
    Ich antwortete nicht, sondern stieg durch das Fenster.
    »Hat sie ja auch«, hörte ich Mik hinter mir sagen. »Ein Mal quer durch.«
    »Aber wie …? « Hento klang völlig ratlos. »Sie hat doch nicht etwa …?«
    »Du kennst doch Püppi .«
    »Mik!« Ich funkelte ihn an, als er neben mir auf dem Boden landete. »Hör auf, mich so zu nennen.«
    »Abflug, Kinder«, unterbrach Yaris Hento, der mich gerade mit Fragen bombardieren wollte . »Die Teams C2 und C4 kümmern sich um den Abtransport der Gefangenen. Wir sind freigestellt. Also zurück ins Hauptquartier und dann kann jeder seiner Wege gehen.«
    Wir standen vor der Fabrik, als zugedeckte Bahren an uns vorbeigetragen wurden. Eine der Flugdämoninnen brach in Tränen aus und wurde von ihren Kollegen getröstet.
    »Noch mehr Tote?«, flüsterte ich.
    Yaris nickte. »Ich weiß von zehn getöteten Kollegen. Aber wie viele es sind, wissen wir erst, wenn sich alle Teams gesammelt haben.«
    »Lasst uns verschwinden.« Mik warf einen letzten Blick auf die Bahren. »Jetzt ist es vorbei. Wir haben sie alle.«
    »Hoffentlich«, flüsterte ich. Wir fuhren zurück ins Hauptquartier. Als sich die Nachricht bestätigte, dass alle rebellierenden Getreuen meines Vater s gestellt und entwaffnet worden waren, fuhr ich zurück in unsere neue Bleibe. In Tarsos’ Wohnung war es dunkel. Ich lugte in sein Schlafzimmer und fand dort Eli, die zusammen mit meinen drei Nichten in dem großen Bett schlief. Ich holte mir eine Dose Blut aus dem Kühlschrank und fand Jaro, der in der Bibliothek saß und ins Nichts starrte. Er sah aus, als hätte er geweint.
    »Gibt es schlechte Neuigkeiten?«, fragte ich sanft. Sofort dachte ich an Levian. Ob es ihm gut ging?
    »Nein, hier war alles ruhig.« Jaro nahm mir die Dose aus der Hand und setzte sie an die Lippen. »Zu ruhig.« Er gab mir die halb geleerte Dose zurück. »Diese Stille verleitet einen zum Nachdenken.«
    Ich ließ mich neben ihn auf die kleine Couch sinken.
    »Ich habe noch gar nicht realisiert, dass sie alle tot sind«, flüsterte ich. »Mein Kopf weiß es, aber es fühlt sich noch nicht so an. Es ist so, als wäre morgen alles wieder gut. Als hätte ich nur schlecht geträumt.«
    »Mir geht es ähnlich. Und ich will Vater hassen, für das, was er getan hat. Doch es fällt mir so schwer. Er war doch nicht immer so. Wann ist es passiert? Warum haben wir es nicht eher gemerkt? Vielleicht hätten wir ihn viel früher aufhalten können, wenn wir nur die Hinweise besser gedeutet hätten. So viel Leid wäre verhindert worden. Vielleicht hätten sie nicht sterben müssen.«
    »Du hast mit angesehen, wie Vater Mutter getötet hat, oder?«
    Jaro nickte mit ausdruckslosem Gesicht. »Ich wollte ihr helfen, doch es ging alles so schnell. Als die Engel die Eingangshalle stürmten und versuchten, die Tür aufzubrechen, ist er durchgedreht. Mutter wollte ihn noch umstimmen, da hat er all seine Aggression auf sie projiziert.« Jaro atmete tief ein und wieder aus. »Sie wollte, dass er sich ergibt. Sie hatte eingesehen, dass sie in der Überzahl waren. Er holte mit dem Flammenschwert aus und das Feuer schnitt durch sie durch wie … Sie brach sofort zusammen.
    Eli hielt mich fest, denn ich wollte mich auf ihn stürzen.« Jaro verschränkte die Finger ineinander, sodass die Knöchel weiß hervortraten. »Er hätte mich vermutlich genauso gewissenlos getötet.«
    »Du hast dich richtig verhalten. Bitte mache dir keine Vorwürfe.«
    Jaro seufzte und schien nicht überzeugt. »Wie sind Mayra und Ikanto gestorben?«
    »Die Engel haben sie getötet. Ikanto hat sich ihnen zuerst in den Weg gestellt, während Mayra die Kinder versteckt hat. Danach haben sie auch sie erwischt.«
    Jaro nahm mir die Dose erneut aus der Hand und leerte sie in einem Zug.
    »Warte, ich hole uns Nachschub.« Ich stand auf und ging in Küche.
    »Danke.« Als ich die Bibliothek wieder betrat, stand Jaro vor dem Panoramafenster und sah in die schwarze Nacht hinaus.
    »Levian und du«, begann er, kaum dass ich neben ihm stand. »Ihr werdet zusammenbleiben, oder?«
    Ich erwiderte nichts.
    »Dass er dich abgöttisch liebt, sieht sogar ein Blinder.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    Ich seufzte, öffnete meine Dose und nahm einen tiefen Schluck.
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