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Hoellischer Verrat

Hoellischer Verrat

Titel: Hoellischer Verrat
Autoren: Kira Licht
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kommen die Jäger zurzeit vor Langeweile kaum in den Schlaf.«
    Überrascht sah ich zu ihm hoch. Ich hatte komplett vergessen, dass Jaro mittlerweile auch für meinen Vater arbeitete.
    »Und wie ist es so bei dir?«
    »Viel zu tun«, entgegnete Jaro grinsend. »Aber sie lassen mich wieder an einen Computer, das hat schon mal was.«
    »Wirklich? Darfst du Sicherheitssysteme knacken und Leute ausspionieren?«
    »Ähm.« Jaro wuschelte sich durch seine langen Haare wie immer, wenn er nervös war.
    »Du musst gut sein.«
    »Warum?«, fragte er hastig und plötzlich wirkte er nicht mehr so entspannt wie vorhin.
    »Was hast du?«
    »Nichts.«
    »Doch. Du bist plötzlich so komisch.«
    »Gar nicht.«
    »Doch.«
    »Warum meintest du, ich müsse gut sein, in dem was ich tue?«, fragte Jaro weiterhin grinsend, doch seine Mimik wirkte aufgesetzt.
    Ich sah ihn eine Weile prüfend an. Etwas stimmte nicht mit ihm, seit ich ihn auf seinen Job angesprochen hatte. »Du musst gut sein, weil du deine unmögliche, unseriöse Frisur behalten durftest«, sagte ich schließlich. Sofort entspannte sich Jaros Haltung und sein Lachen wirkte erleichtert und echt.
    »Ach, das meintest du! Ja, sie scheinen mich zu mögen!«
    Wir lachten beide, doch ein Funken Misstrauen blieb.
    »Und Tarsos?«, fragte Jaro. »Wie fandest du ihn?«
    »Er ist irgendwie undurchsichtig«, erwiderte ich.
    »Vater hält große Stücke auf ihn. Ginge es nach ihm, könnte Tarsos mal eine ganz große Nummer im Rat werden.«
    »Da ist er mit seiner unterkühlten Art vermutlich auch richtig.«
    »Er lässt sich nicht in die Karten sehen, das fiel mir im Gespräch mit ihm und Vater auch schon auf. Und manchmal blickt er einen an, also wollte er abschätzen, ob man ein Gegner werden könnte, den er ernst nehmen müsste oder ob er einen mit dem Daumen einfach zerquetschen kann.«
    Mein friedliebender Bruder schüttelte sich unbehaglich. Jaro hatte schon als kleiner Junge niemandem etwas tun können. Lieber ließ er sich von Mayra verhauen, als dass er sich gewehrt hätte. In diesem Punkt hatten wir wenig gemeinsam.
    »Aber er sieht gut aus«, sagte Jaro gutmütig und in dem harmonischen Bestreben, wenigstens ein gutes Haar an Tarsos zu lassen.
    »Hm«, brummte ich wertungsfrei.
    »War das nun ein Ja oder ein Nein?«, wollte Jaro wissen. »Oder bist du seit … na, wie hieß er noch? Den exotischen Namen konnte ich mir einfach nicht merken.«
    »Levian«, flüsterte ich erstickt.
    »Genau! Oder bist du seit Levian noch nicht wieder in der Lage, das Aussehen eines anderen zu beurteilen?«
    »Er sieht ganz gut aus«, gab ich mich geschlagen.
    »Schon okay, ich lasse das Thema.«
    »Danke.«
    »Und? Was hast du noch Hübsches vor?«
    »Ich werde ins Bett gehen und schlafen. Morgen Nacht habe ich Dienst.«
    »Verstehe.« Jaro nickte. »Denkst du an Eli wegen des Termins?«
    »Mache ich.«
    Jaro umarmte mich lächelnd. »Dann pass gut auf dich auf, ja?«
    »Du auch.«
    »Aber sicher.« Er nickte und wieder hatte ich das Gefühl, er wollte mir dringend etwas sagen, doch dann öffnete er mir nur galant die Autotür und schloss sie leise hinter mir.
    Erst als ich nach dem Lenkrad greifen wollte , fiel mir auf, dass ich immer noch den zusammengeknüllten Zettel in der Hand hielt. Ich legte ihn auf den Beifahrersitz und fuhr los, bis Jaro und das Anwesen meiner Eltern außer Sicht waren . Dann entfaltete ich den Zettel etwas umständlich mit einer Hand.
    »Wir sollten uns auch einmal in meiner Bibliothek zusammen langweilen« stand dort. Darunter ein Datum, eine Uhrzeit und eine Adresse. Mehr nicht. Keine Anrede, keine Verabschiedung, keine Unterschrift. Ich schüttelte den Kopf über so viel Arroganz und warf den Zettel in den Fußraum des Beifahrersitzes.
    In meinem Apartment schlich ich müde und erschöpft ins Bett. Wie von selbst wanderten meine Gedanken zu Tarsos und ich überlegte, warum er mich wohl noch mal treffen wollte . Besonders begeistert schien er ja nicht von mir gewesen zu sein. Und sein arrogantes Auftreten und die ziemlich unterkühlte Art hatten nicht unbedingt dazu beigetragen, dass er auf meiner Sympathieskala in luftige Höhen geschnellt war. Theoretisch.
    Fakt war, ich dachte an sein auffallend gutes Aussehen, diese betörend grünen Augen und sein herrlich unbeeindrucktes Gehabe, als Mutter sich mal wieder vor lauter Angeberei förmlich überschlagen hatte. Ich lächelte in die Schwärze, als ich mich daran erinnerte, wie begeistert er von den Büchern meines
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