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Höllental: Psychothriller

Höllental: Psychothriller

Titel: Höllental: Psychothriller
Autoren: Andreas Winkelmann
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Wasser kochte.
    Er brühte Pfefferminztee auf. Mit der Tasse in der Hand ging er durch die Verbindungstür nach vorn in seinen Laden. Seit zwei Jahren betrieb er das Fachgeschäft für Bergsportartikel, und es lief richtig gut. Roman verkaufte nur qualitativ hochwertige Sachen, und das hatte sich in der Kletter-und Bergsportszene herumgesprochen. Zudem war er in der Szene kein Unbekannter. Durch einige extreme Touren hatte er sich einen Namen gemacht, und viele kamen zu ihm in den Laden, um sich Tipps geben zu lassen. Natürlich kauften sie dann auch etwas.
    Roman trat vor die Schaufensterscheibe. Auf Bürgersteig und Straße lagen mindestens fünf Zentimeter Schnee. Der Räumdienst war noch nicht unterwegs gewesen. Der einbrechende Winter hatte die Welt verändert. Roman mochte die Ruhe, die damit einherging. Er war ein Wintermensch, schon immer, und wenn die heftigen Schneefälle hier am Alpenrand den Ort von der Außenwelt abschnitten, fühlte er sich besonders wohl.
    Automatisch kehrten seine Gedanken zu der jungen Frau zurück.
    Ihr letzter Blick setzte ihm mehr zu, als er gedacht hatte.
    Durch seinen ehrenamtlichen Job bei der Bergrettung hatte er bereits ein paar Menschen sterben sehen. Direkt vor seinen Augen. Das war immer schlimm, aber bisher war er stets der willkommene Retter gewesen. Diesmal war es anders. Roman konnte sich einfach nicht damit abfinden, dass das Mädchen sich aus Angst vor ihm aus seinem Griff befreit hatte. Irgendwie schien er dadurch intensiver an ihrem Tod beteiligt zu sein als bei den anderen Unfällen.
    Und es war ja auch kein Unfall gewesen.
    Das Mädchen war in die Klamm hinaufgestiegen, um sich umzubringen.
    Warum?
    Was steckte dahinter?

 
    Provinz Vardak, Afghanistan

Vergangenheit
     
    S and, überall Sand. Er schießt durch die Luft, vor sich hergetrieben von einem heißen Ostwind, der die feinen Partikel aus den Ebenen bis hierher trägt. Der Sand verändert alles. Den Horizont, die Luft, die Geräusche, den Sinn für Entfernungen und Richtungen. Hier, im Wirrwarr zwischen den braunen, lehmigen Häusern können wir trotzdem navigieren, doch sobald wir aus Chaki-Vardak heraus sind, wird es ungleich schwieriger werden. Dann müssen wir aufpassen, die Piste nicht zu verlassen. Hier draußen stirbt man nicht nur durch Kugeln und Granaten. Allerdings gewährt der Sand uns auch Schutz vor Mörserangriffen aus den Bergen.
    Schon beim Aufstehen hatte ich ein beschissenes Gefühl im Bauch. Ich blieb ein paar Minuten länger als üblich im Feldbett liegen und betrachtete das in durchsichtige Folie eingeschlagene Foto meines Mädchens. Sie liegt schlafend auf ihrem Bett, mit einem zufriedenen, friedlichen Ausdruck auf ihrem Gesicht. Ihre neue Haartönung gefällt mir nicht, das habe ich ihr aber nicht gesagt. Warum auch? Es ist ja nicht von Dauer.
    Ich fühle mich ihr nahe, habe gleichzeitig aber auch Angst, sie nie wiederzusehen. So ähnlich ergeht es hier jedem, der Familie in der Heimat hat. Angst vor dem Tod schafft eine ganz besondere Nähe und Intimität, so etwas spürt man im Alltag nie. Aber heute ist es irgendwie anders. Ich spüre eine Gefahr, kann aber nicht sagen, ob sie für mich hier oder für mein Mädchen in der fernen Heimat besteht.
    Hätte ich für mich selbst entscheiden können, dann wäre ich an diesem Tag mit dem Arsch im Feldbett geblieben. Aber der Zugführer besteht auf der Durchführung der Patrouillenfahrt, Sandsturm hin oder her. Gerade hier, in der Provinz Vardak, die etwa 65 km südwestlich von Kabul liegt, ist es den Taliban in den letzten Jahren gelungen, wieder Fuß zu fassen. Das darf man aber auf keinen Fall zulassen, denn sie sind äußerst geschickt darin, jede Nachlässigkeit des Gegners auszunutzen.
    Jetzt sitze ich auf dem Beifahrersitz des Humvee, der über die brettharte Piste im westlichen Stadtteil holpert. Ich schmecke und spüre Sand zwischen den Zähnen, denn egal, was man anstellt, er dringt überall ein. Nicht einmal die eng anliegende Schutzbrille, unter der sich schnell Schweiß sammelt, kann ihn wirklich abhalten.
    Meine Mossberg 500 halte ich einsatzbereit auf dem Schoß, ganz wie ich es mir angewöhnt habe. Im Halfter an der Hüfte steckt die MK 23 . Ich bin der Einzige aus unserem Spähtrupp, der sowohl die Mossberg als auch die MK dabeihat. Im Häuserkampf ist die höhere Durchschlagskraft der beiden Waffen ein großes Plus. Für weite Entfernungen steckt das M16 in der Halterung neben dem Sitz.
    Erneut fliegen wir über eine
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