Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höllenscript

Höllenscript

Titel: Höllenscript
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
dem Reporter und winkte ihm mit der linken Hand zu, als wäre er ein Hund.
    In Bills Innern stieg allmählich die Wut hoch, und er fing an zu kochen.
    Aber er hielt sich zurück, auch als er das verweinte, verquollene und von Furcht gezeichnete Gesicht der Claudine Otrano sah. Sie hatte sich gegen die Stäbe gepreßt und hielt zwei von ihnen umklammert wie Rettungsanker.
    Bill überlegte, wo er sie schon einmal gesehen hatte, aber er konnte sich nicht erinnern.
    »Mr. Conolly, bitte, Sie müssen mich hier herausholen! Er ist ein Schwein, und er hält mich gefangen wie ein Tier.«
    »Ja«, sagte Bill und nickte. »Das sehe ich inzwischen auch. Aber keine Sorge, das regeln wir.« Er fuhr mit einer scharfen Bewegung zu Kuszew herum, sah dessen Lächeln und war sich plötzlich nicht mehr so sicher, die Dinge regeln zu können, denn der Russe machte auf ihn einen überheblichen und siegessicheren Eindruck.
    »Bevor ich Claudine hier aus dem Käfig heraushole, will ich von Ihnen wissen, was das alles soll.«
    »Ich wollte Sie haben.«
    »Dazu hätten Sie die junge Frau nicht zu quälen brauchen.«
    »Ich wollte auf Nummer Sicher gehen.«
    Bill schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß ich mit einem Menschen wie Ihnen ins Geschäft kommen kann. Es geht mir gegen den Strich, Kuszew.«
    »Meinen Sie?«
    »Soll ich mich noch deutlicher ausdrücken?«
    Er lachte, was Bill gar nicht gefiel. Der Reporter konnte sich vorstellen, daß dieser Mann gefährlicher war, als er aussah, und alles sehr genau geplant hatte. Deshalb wollte Bill schnell zur Sache kommen und gewissen Dingen ein Ende bereiten.
    Bevor sich Kuszew noch bewegen konnte, hatte er schon seine Waffe gezogen. Er richtete die Mündung auf den Kopf des Mannes und flüsterte: »Jetzt werden Sie Claudine freilassen, Mister!«
    Kuszew zeigte sich nicht ängstlich. Er gab sich gelassen und lächelte sogar. »Nein, das werde ich nicht, Conolly. Außerdem geht es mir nicht um diese Person, sondern um Sie. Claudine war für mich nur Mittel zum Zweck, Abfall, wenn Sie so wollen.«
    Bill knirschte mit den Zähnen. »Wie können Sie nur so von einem Menschen sprechen? Aber schön, belassen wir es dabei. Wenn die Frau für Sie nur Abfall ist, sind Sie es für mich auch, Kuszew. Und Abfall entsorgt man bekanntlich. Deshalb werde ich nicht zögern, auf Sie zu schießen, wenn Sie die Tür nicht aufschließen.«
    »Das traue ich Ihnen zu.«
    »Und ich werde es tun.«
    Kuszew schüttelte den Kopf. »Es geht aber nicht. Das würde meinem Plan widersprechen.«
    »Ist mir egal.«
    »Ja, das dachte ich mir.«
    »Keine Rederei mehr. Schließen Sie endlich auf, verdammt noch mal!«
    Kuszew lächelte. »Darf ich in die Tasche greifen, um den Schlüssel zu holen?«
    »Aber sehr vorsichtig. Eine falsche Bewegung, und die Kugel landet in Ihrem Schädel.«
    »Das weiß ich doch.« Er hatte die Worte so locker dahingesprochen, daß Bill immer mißtrauischer wurde und damit rechnete, überrumpelt zu werden. Deshalb war er doppelt und dreifach auf der Hut.
    Der Mann vor ihm gab sich gelassen. Er lächelte noch immer. Seine rechte Hand verschwand in der entsprechenden Hosentasche, und er holte etwas aus ihr hervor, das glänzend zwischen seinen Fingern klemmte. Bill mußte davon ausgehen, daß es sich bei diesem Gegenstand um den bewußten Schlüssel handelte.
    »Keine Tricks.«
    »Nein, nein, Conolly. Werde ich nicht machen, denn ich brauche Sie noch.«
    Bill begriff den Sinn der Worte nicht, ärgerte sich über sich selbst, weil er so stark unter Strom stand und dieser Kuszew sich so gelassen gab, als hätte er hier das Sagen.
    Kuszew drehte sich dem Gitter zu. Die Tür war dort eingearbeitet, und auch die jammernde Claudine fühlte jetzt Hoffnung. Bill hörte sie hinter dem Gitter heftig atmen. Sie wartete darauf, daß sich die Tür öffnen würde, aber dazu kam es nicht.
    Kuszew hatte sich gebückt. Er hielt den Gegenstand noch immer in der Hand und brachte ihn in die Nähe des Schlosses, doch da sprühte etwas mit einem zischenden Geräusch aus ihm hervor.
    So schnell, wie es hätte sein müssen, bekam Bill Conolly den Kopf nicht zur Seite. Das Zeug erwischte sein Gesicht, und es wirkte innerhalb einer Sekunde.
    Plötzlich fühlte der Reporter nichts mehr. Seine körperlichen und auch gedanklichen Vorhaben sowie Reaktionen waren schlichtweg ausgeschaltet worden. Es gab ihn nicht mehr als Mensch, sondern nur mehr als regungslose Figur. Auch den Zeigefinger hatte er nicht mehr krümmen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher