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Höllenscript

Höllenscript

Titel: Höllenscript
Autoren: Jason Dark
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Claudine überlegte weiter. Sollte sie wirklich so froh darüber sein, nicht mehr in diesem Käfig zu hocken?
    Sie wußte es selbst nicht.
    In ihr blieb nur eine starke Unsicherheit zurück, weil ihr plötzlich der Vergleich in den Kopf kam, vom Regen in die Traufe geraten zu sein.
    Warum ging er mit ihr? Warum hatte er sie noch nicht freigelassen?
    Sie fand keine Antwort auf diese Frage, aber sie stellte sich vor, daß der andere noch einen bestimmten Plan ausführte.
    Der Eingang des Bunkers war hinter ihnen zurückgeblieben. Sie liefen auch über keinen Weg, sondern gingen quer durch das Gelände dem unbekannten Ziel entgegen.
    Das Model wollte nicht mehr sprechen. Jedes Wort konnte verkehrt sein, da war es wirklich besser, wenn sie den Mund hielt und folgsam war.
    Welch verschiedene Welten!
    Auf der einen Seite die der Mode, auf der anderen Seite diese Nacht und Dunkelheit mit einem Menschen an der Seite, der für sie ein Psychopath war.
    Und wieder erinnerte sie sich an das Gesicht, das kurz vor ihrem Zusammenbruch so ganz anders ausgesehen hatte. Sie konnte es sich nicht mehr genau vorstellen.
    London lag in der Nähe. Wenn sie den Kopf hob, dann sah sie durchaus die große Glocke aus Licht, die die Finsternis in der Ferne erhellte.
    Das war die Hoffnung, aber die lag weit, sehr weit zurück.
    Der Mann zog sie weiter. Sie hatten auch die Richtung gewechselt, wie Claudine erst jetzt feststellte. Beide gingen eine Böschung hoch, über den Rand sie nicht hinwegschauen konnte. Aber sie nahm bereits den fauligen Geruch wahr, und der Boden unter ihnen zeigte einen noch dichteren Bewuchs, so daß es gar nicht mal einfach war, den Schritt zu halten.
    Beide blieben stehen, als sie den Rand der Böschung erreicht hatten.
    Der Mann hatte sie losgelassen, und Claudine schaute nach vorn, zugleich auch etwas in die Tiefe.
    Dort sah sie das Wasser. Nicht ganz unbeweglich, denn der Wind ließ leichte Wellen auf der Oberfläche entstehen. Ein dunkles Wasser, was nicht allein an der Nacht lag.
    Sehen konnte Claudine ihn nicht, aber der alte Geruch wehte von unten her hoch wie aus einem gewaltigen Grab, in dem Leichen allmählich vor sich hin faulten.
    »Hier werden sich unsere Wege trennen!« sagte Kuszew.
    Claudine Otrano fröstelte. »Hast du nicht gehört?«
    »Doch, habe ich.« Sie drehte den Kopf nach rechts, aber dort stand der Mann nicht mehr. Er war zurückgegangen. Claudine mußte die Drehung noch vollenden, um ihn sehen zu können.
    Er lächelte sie an.
    Genau dieses Lächeln machte ihr angst. Sie wußte genau, daß es nichts Gutes zu bedeuten hatte. Man konnte auch tödlich lächeln, und genau das tat Kuszew.
    Das Model schauderte zusammen. Claudine hätte gern etwas gefragt.
    Eine Bewegung vor ihr lenkte sie von ihren eigenen Worten ab, denn der Mann schob seinen rechten Arm vor und hob ihn zugleich an. Er hatte ihn aus dem Schatten und der Deckung seines Körpers hervorgebracht, und jetzt konnte Claudine das Messer sehen, dessen Klinge so hell schimmerte, als hätte sie das Licht der Sterne gefangen.
    »Nein, nein…«, ächzte sie. »O Gott…«
    »Dich«, sagte der Mann.
    »Aber…«
    »Du hast deine Pflicht und Schuldigkeit getan, Claudine. Ich habe, was ich wollte. Ich brauche dich nicht mehr, verstehst du das denn nicht? Du bist Ballast für mich. Müll, einfach nur Müll…«
    Dann stach er zu.
    Und er traf genau.
    Claudine konnte es nicht glauben. Sie hatte nur gespürt, wie sich etwas tief in ihren Körper bohrte. Alles andere begriff sie nicht mehr, aber sie dachte daran, daß die gefährliche Klinge sie erwischt hatte und sie trotzdem keine Schmerzen spürte.
    Die trafen sie wenig später, als sie nach hinten kippte. Die Schmerzen machten sie verrückt. Claudine glaubte zu schreien, aber aus dem offenen Mund quoll nur das dunkle Blut und mit ihm zusammen würgende Laute.
    Wie ein Brett rutschte sie an der anderen Seite die Böschung hinab. Das Wasser wirkte wie ein Magnet, der sie anzog und sie dann schluckte. Ein leises Platschen war zu hören, als der Körper eintauchte, um dann zu versinken.
    »Sehr gut«, lobte sich der Mörder selbst, wobei er sein Messer reinigte.
    »Besser hätte es für mich überhaupt nicht laufen können.« Dann drehte er sich um und ging weg, denn nun wartete ein gewisser Bill Conolly auf ihn…
    ***
    Der Reporter erwachte.
    Nur war es kein Erwachen wie am frühen Morgen nach einem erfrischenden Schlaf, es ging ihm einfach schlecht, als er mühsam die verklebten Augen
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