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Höllenscript

Höllenscript

Titel: Höllenscript
Autoren: Jason Dark
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und sie knüllte das Papier jetzt zusammen, um es in der rechten Hosentasche verschwinden zu lassen.
    Der Unbekannte blieb auch weiterhin sitzen. Er sah zufrieden aus. Die Lampe stand neben ihm. Sie war nicht eingeschaltet worden. Ihr Licht erwischte ihn von der Seite und ließ sein Gesicht aussehen wie das eines Roboters, so kalt und metallisch.
    »Vielleicht ist er das sogar«, flüsterte Claudine vor sich hin. »Vielleicht ist er ein Roboter, über den jemand menschliche Haut gespannt hat.« Bei diesem Gedanken fröstelte sie.
    ***
    Es war wirklich keine weite Fahrt gewesen, und Bill Conolly hatte das Ziel leicht finden können. Der Bunker sah aus wie ein grüner Hügel im Gelände. Mochte sein Beton vor fünfzig und mehr Jahren einmal freigelegen haben, so war er im Laufe der Zeit überwuchert worden.
    Den Eingang gab es auch noch. Früher hatte ein Weg zu ihm hingeführt.
    Der war nicht mehr zu erkennen.
    Bill stellte den Wagen nicht ab.
    Gehorchte den Angaben des Mannes mit dem Namen Kuszew und rollte geradewegs durch das hohe Unkraut auf den Eingang zu. Ob es noch das alte Metalltor war, wußte er nicht, er ging aber davon aus. Die Scheinwerfer rissen das verrostete Tor aus der Dunkelheit, und Bill wollte den Motor schon abstellen, als sich das Tor doch öffnete.
    Es schwang zurück. Schwerfällig, langsam. Für Bill sah es so aus, als wäre ein riesiges Monstrum dabei, mit Genuß sein gewaltiges Maul zu öffnen.
    Das Scheinwerferlicht drang über die Schwelle und fiel in den Bunker hinein, aber nicht so weit, daß Bill etwas hätte erkennen können. Es verlor sich schon sehr bald in der Finsternis.
    Der Reporter wartete, bis das Tor ganz offen war. Dann erst fuhr er wieder an.
    Sehr langsam, als wollte er jeden Meter, den er noch zurückzulegen hatte, genießen. Ihn überkam ein eigenartiges und wahrhaftig nicht positives Gefühl. So wie er fuhr jemand in sein eigenes Grab oder in den Tunnel zum Vorhof der Hölle.
    Als auch die hinteren Räder die Schwelle überrollt hatten, sah Bill im Licht der beiden Scheinwerfer plötzlich die winkende Gestalt des Mannes. Er war aus dem Dunkel erschienen wie ein Gespenst, und der Reporter verstand das Zeichen.
    Er hielt an.
    Der andere nickte.
    Er stand zwar nicht direkt im Licht, aber Bill konnte ihn trotzdem erkennen und mußte sich eingestehen, daß er diesen Mann noch nie zuvor gesehen hatte. Er wußte auch nicht, wie er ihn einschätzen sollte, denn große Angst flößte er ihm nicht ein. Er war relativ schmal, vielleicht sogar eher dünn, und er trug einen engen, schon wieder unmodernen Anzug. Sein Kopf hatte eine seltsame Form. Oben breit, unten spitz, und der Mund zeigte ein Lächeln.
    Bill stieg aus.
    Er war bewaffnet, und er war auch bereit, die Pistole einzusetzen, wenn es notwendig sein sollte.
    Als er die Tür hinter sich zudrückte, nickte der Mann. »Wie schön, daß Sie gekommen sind, Conolly.«
    »Wo ist die Frau?«
    »Alles der Reihe nach.« Kuszew legte den Kopf schief. »Oder glauben Sie, daß ich geblufft und Ihnen nur ein Band vorgespielt habe?«
    Bill hatte mit diesem Gedanken tatsächlich gespielt, nur gab er es jetzt nicht zu. »Nein, ich denke schon, daß Sie genau gewußt haben, was Sie tun mußten.«
    »Darauf können Sie sich verlassen.«
    »Es gibt sie also?«
    Der Mann strich über sein dunkles Haar, das allerdings nicht schwarz war. »Natürlich gibt es die schöne Claudine. Sie werden sie bald sehen können.«
    Bill schaute sich um. »Wo ist sie?«
    »Kommen Sie mit. Die Scheinwerfer können Sie ruhig anlassen. Es macht mir nichts.«
    »Wie großzügig«, murmelte der Reporter sarkastisch und folgte dem seltsamen Mann, der ihm ungeniert den Rücken zudrehte und dies auch weiterhin tat.
    Bill stellte fest, daß sie sich einer Lichtquelle näherten, die sich im Hintergrund des Bunkers befand. Es war das runde Auge einer Lampe, die so gedreht worden war, daß sie auf ein bestimmtes Ziel zeigte. Bill runzelte die Augenbrauen, denn er hatte das dunkle Schimmern entdeckt. So etwas entsteht, wenn Licht gegen Metall fällt.
    Metall?
    Er sah wenig später besser, und sein Herz schlug schneller, als er die Gitterstäbe erkannte. Aber nicht nur sie, denn er sah, daß sie einen viereckigen Käfig bildeten, und in ihm befand sich die Frau, mit der er telefoniert hatte. Ja, das mußte sie einfach sein.
    Auch Claudine hatte die beiden bemerkt und sich in ihrem Käfig so gedreht, daß sie den Männern entgegenschauen konnte. Kuszew ging immer etwas vor
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