Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht
Autoren: Stephen Leather
Vom Netzwerk:
sind.«
    » Du hast mich ankommen sehen, nicht wahr?«
    » Ich mag Sportwagen«, sagte sie. » Es ist ein MGB .«
    » Das stimmt«, meinte Nightingale. » Ein alter. Wie alt bist du?«
    » Neun«, antwortete sie.
    » Tja, mein Wagen ist sechsundzwanzig Jahre alt. Was sagst du dazu?«
    » Das ist alt«, gab sie zurück. » Sehr alt.«
    » Da ist noch was, was Vögel nicht können«, meinte Nightingale. » Wann hast du zum letzten Mal einen Vogel Auto fahren sehen? Das können sie nicht. Keine Hände.«
    Sophie presste die Puppe ans Ohr, als hörte sie ihr zu, nahm sie dann wieder weg und schaute Nightingale an. » Bekomme ich Ärger?«, fragte sie.
    » Nein, Sophie. Wir wollen nur, dass es dir gut geht.«
    Sophie zitterte plötzlich, als wäre ihr eiskaltes Wasser über den Rücken gelaufen.
    » Das Mädchen, das sich um dich kümmert, wie heißt sie?«, fragte Nightingale.
    » Inga. Sie kommt aus Polen.«
    » Sie macht sich Sorgen um dich.«
    » Sie ist dumm.«
    » Warum sagst du das?«
    » Sie weiß nicht mal, wie man die Mikrowelle richtig bedient.«
    » Ich habe Mühe, meinen Videorekorder zu programmieren«, erzählte Nightingale.
    » Videoplus«, sagte Sophie.
    » Was?«
    » Videoplus. Man gibt einfach nur die Nummer aus der Zeitung ein. Dann erledigt das Gerät es für einen. Das weiß doch jeder.«
    » Hm, ich wusste es nicht.« Ein Windstoß wehte vom Fluss heran, und Sophie hielt ihren Rock mit einer Hand fest, damit er nicht hochwehte. Nightingale sah einen Moment lang die Prellung über einem Knie. » Was ist mit deinem Bein passiert?«, fragte er.
    » Nichts«, antwortete sie rasch.
    Zu rasch, dachte Nightingale. Er stieß eine Rauchwolke aus und vermied es, sie anzusehen. » Warum bist du heute nicht in die Schule gegangen?«
    » Mummy hat gesagt, ich brauche nicht.«
    » Bist du krank?«
    » Nee, nicht so richtig.« Sie biss sich auf die Unterlippe und drückte ihre Puppe an sich. » Ich kriege Schwierigkeiten, oder?«
    » Nein, bestimmt nicht«, antwortete Nightingale. Er machte eine Schwurhand. » Ehrenwort.«
    Sophie zwang sich zu einem Lächeln. » Haben Sie Kinder?«
    Nightingale warf seine Kippe weg und drückte sie mit dem Absatz aus. » Ich bin nicht verheiratet.«
    » Man muss nicht verheiratet sein, um Kinder zu bekommen.« Tränen liefen ihr die Wangen hinunter.
    » Was ist los, Sophie?«
    » Nichts.« Sie schniefte und wischte sich die Augen mit der Puppe trocken.
    » Sophie, lass uns reingehen. Hier draußen ist es kalt.«
    Sie schniefte wieder, sah ihn aber nicht an. Nightingale begann sich auf die Brüstung hochzuziehen, aber sein Fuß scharrte über den Beton, und sie zuckte zusammen. » Kommen Sie nicht in meine Nähe«, sagte sie.
    » Ich wollte einfach nur so sitzen wie du«, sagte Nightingale. » Ich habe das Stehen satt.«
    Sie starrte ihn böse an. » Sie wollten rüberspringen«, sagte sie. » Sie wollten versuchen, mich zu packen.«
    » Bestimmt nicht, ich schwör’s«, log Nightingale. Er setzte sich hin und baumelte mit den Beinen, als hätte er keine Sorge auf der Welt, aber sein Herz hämmerte. » Sophie, was auch immer du für ein Problem hast, vielleicht kann ich dir ja helfen.«
    » Keiner kann mir helfen.«
    » Ich kann es versuchen.«
    » Er hat gesagt, ich darf es niemandem erzählen.«
    » Warum? Warum darfst du es niemandem erzählen?«
    » Er hat gesagt, sie würden mich wegbringen. Mich in ein Heim stecken.«
    » Dein Vater?«
    Sophie drückte die Puppe ans Gesicht. » Er hat gesagt, sie würden mir die Schuld geben. Er hat gesagt, sie würden mich wegbringen und in ein Heim stecken. Und alle würden dann sagen, es wäre meine Schuld.«
    Der Wind wehte ihren Rock wieder hoch. Die Prellung war gut zwölf Zentimeter lang. » Hat er das gemacht?«, fragte Nightingale.
    Sophie schob ihren Rock herunter und nickte.
    » Lass uns reingehen, Sophie– wir können mit deiner Mummy reden.«
    Sophie schloss die Augen. » Sie weiß schon Bescheid.«
    Nightingale zog sich der Magen zusammen. Seine Hände lagen mit der Handfläche nach unten auf der Brüstung, und seine Finger umklammerten den Beton, aber er hatte ein Gefühl, als stieße ihn etwas in den Rücken.
    » Ich kann dir helfen, Sophie. Komm einfach rein, dann reden wir darüber. Ich kann dir helfen, ehrlich, das kann ich. Ehrenwort.«
    » Sie können mir nicht helfen«, erklärte sie mit monotoner Stimme. » Das kann keiner.« Sie nahm ihre Puppe hoch, küsste sie auf den Kopf und glitt still und leise vom Balkon
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher