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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht
Autoren: Stephen Leather
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Au-pair vergrub das Gesicht in ihrem Taschentuch und schluchzte.
    » Gehen wir«, sagte Nightingale zu dem Beamten.
    » Was werden Sie tun?«, fragte der Beamte, als sie an der Menge der Schaulustigen vorbeikamen.
    » Mit ihr reden. Herauszufinden versuchen, was sie quält, sehen, was sie will.«
    » Sie will etwas?«
    » Die Leute, zu denen wir gerufen werden, wollen immer etwas. Andernfalls würden sie es einfach durchziehen. Die eigentliche Aufgabe besteht darin, herauszufinden, was genau sie wollen.«
    » Saftsäcke!«, schrie der Glatzkopf mit der Werkzeugkiste.
    Nightingale blieb stehen und starrte ihn wütend an. » Was haben Sie für ein Problem, Kumpel?«
    » Mein Problem ist, dass da oben ein kleines Mädchen steht, und ihr Vollidioten unternehmt nichts.«
    » Und was genau unternehmen denn Sie? Hinglotzen und warten, dass sie vom Balkon springt? Wollen Sie das? Sie wollen sehen, wie sie auf den Boden kracht, oder? Sie wollen hören, wie ihre Knochen brechen, und sehen, wie ihr Schädel zerbirst und das Blut über den Beton spritzt. Das ist nämlich der einzige Grund, aus dem Sie hier stehen können. Sie helfen hier verdammt nochmal niemanden damit, dass Sie Beleidigungen brüllen und sich zum Affen machen. Ich bin hier, um zu helfen, Sie aber sind da, weil Sie hoffen, ein Kind sterben zu sehen, also würde ich sagen, dass Sie der Vollidiot sind. Ich gehe jetzt da hoch, um zu sehen, wie ich ihr helfen kann, und falls Sie immer noch hier stehen, wenn ich wieder runterkomme, schiebe ich Ihnen Ihr Werkzeug Stück für Stück so tief in den Arsch, dass Sie noch nach Monaten Schraubenschlüssel husten. Haben wir uns verstanden, Sie Vollidiot?«
    Das Gesicht des Glatzkopfs rötete sich. Nightingale lächelte geringschätzig und ging zum Eingang. Der Uniformierte eilte hinter ihm her.
    Der Eingangsbereich war feudal mit dick gepolsterten Couches und einem großen Couchtisch ausgestattet, auf dem Hochglanzmagazine lagen. Ein Türsteher in grüner Uniform unterhielt sich mit zwei Polizisten.
    » Wo ist das Treppenhaus?«, fragte Nightingale.
    » Es sind dreizehn Stockwerke, Sir«, wandte der Kollege neben ihm ein.
    » Ich weiß, dass es dreizehn Stockwerke sind«, sagte Nightingale. Er deutete mit einer ruckhaften Kopfbewegung auf den Türsteher. » Das Treppenhaus?«
    Der Türsteher zeigte nach links. » Dort um die Ecke, Sir«, sagte er.
    Nightingale eilte, gefolgt von dem Polizisten, zum Treppenhaus. Er stieß die Tür auf und begann den Aufstieg, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Die Nummer der Stockwerke war grün auf die weiße Wand gemalt, und als sie im zehnten Stock ankamen, keuchten beide Männer wie hechelnde Hunde. » Warum können wir nicht den Lift nehmen?«, japste der Polizeibeamte. » Ist das die vorgeschriebene Vorgehensweise bei Leuten, die von einem Hochhaus springen wollen?«
    » Der eigentliche Grund ist, dass ich Lifts schlichtweg hasse«, erklärte Nightingale.
    » Klaustrophobie?«
    » Es hat nichts mit der Enge zu tun«, gab Nightingale zurück. » Ich mag es einfach nicht, über dem Nichts zu schweben.«
    » Dann also Höhenangst?«
    » Nein, auch nicht. Es ist ganz einfach Liftangst«, erklärte Nightingale, » Höhe macht mir nichts aus. Wie Sie gleich herausfinden werden.«
    Sie kamen im zwölften Stock an. Der Polizist hatte seinen Helm abgesetzt und seine Uniformjacke ausgezogen. Nightingale trug seinen Mantel zusammengelegt über einer Schulter.
    Sie kamen im dreizehnten Stock an, wobei allerdings die auf die Wand aufgemalte Nummer die › 14‹ war. Nightingale zog die Tür auf und ging in den Korridor. » Welche Nummer hat die Wohnung?«, fragte er.
    » Vierzehn C«, antwortete der Officer. » Wir haben Zugang zur Vierzehn D. Dort wohnen ein Mr. und eine Mrs. Wilson. Sie sind bereit, uns einzulassen.«
    » Okay, wenn wir dort reinkommen, halten Sie die Wilsons vom Balkon fern. Das Mädchen darf die beiden nicht sehen, und vor allen Dingen darf es Sie nicht sehen. Das ist nicht persönlich gemeint, aber die Uniform könnte die Kleine erschrecken.«
    » Verstanden«, meinte der Polizist nicht allzu überzeugend.
    » Das schaffen Sie schon«, sagte Nightingale. Er klopfte an die Tür von Vierzehn D. Sie wurde von einem grauhaarigen, leicht gebeugten Mann Anfang sechzig geöffnet. Nightingale zückte seinen Polizeiausweis. » Mr. Wilson, mein Name ist Jack Nightingale. Man sagte mir, es wäre Ihnen recht, wenn ich auf Ihren Balkon hinausgehe.«
    » Es ist mir genau genommen
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