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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz
Autoren: Kelley Armstrong
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Starren bemerkte.
    »Alles okay mit dir?«
    »Schon. Einfach bloß …« Er rieb sich den Nacken, zuckte zusammen und ließ die Schultern kreisen. »… müde. Irgendwie daneben. Richtig daneben. Es ist zu viel …« Er suchte nach dem Wort. »Hier zu sein. In Sicherheit zu sein. Hab mich noch nicht dran gewöhnt.«
    Das klang logisch. Dereks werwölfischer Beschützerfimmel war seit Tagen auf Hochtouren gelaufen, war ununterbrochen wach und wachsam gehalten worden. Es würde uns allen sehr merkwürdig vorkommen, wenn jetzt jemand anderes über uns wachte. Und doch – mich
nicht
dafür fertigzumachen, dass ich einem unbekannten Geist mal eben aufs Dach gefolgt war, war so restlos underekmäßig, dass ich wusste, da würde noch mehr kommen.
    Als ich mich erkundigte, was ihm zu schaffen machte, murmelte er, es wäre nichts. Ich gab es vorerst auf und wollte das mit dem Geist weiter erklären, als er plötzlich herausplatzte: »Es ist Tori. Mir gefällt ihre Geschichte, wie sie denen entkommen konnte, nicht.«
    In der vergangenen Nacht hatte die Edison Group uns beinahe gefasst, und Tori hatten sie vorübergehend tatsächlich erwischt. Aber als sie sich danach auf den Gefährlichsten von uns konzentrierten – Derek –, hatten sie die junge Hexe mit einem einzigen Bewacher zurückgelassen. Sie hatte ihn mit einem Bindezauber ausgeschaltet und war entkommen.
    »Du meinst, die haben sie entkommen lassen?«
    »Ich will damit nicht sagen … Es ist einfach … Ich habe keine Beweise.«
    Und das war es, was ihm unangenehm war – dass sein Misstrauen lediglich auf einem Gefühl beruhte. Der Naturwissenschafts- und Mathefreak fühlte sich einfach wohler, wenn er Tatsachen vorzuweisen hatte.
    »Wenn du jetzt meinst, sie wäre von Anfang an so eine Art Maulwurf gewesen, das ist sie nicht.« Ich senkte die Stimme. »Erzähl ihr nicht, dass ich dir das erzählt habe, okay? Als sie mir bei der Flucht geholfen hat, wollte sie eigentlich nur von der Edison Group weg und zu ihrem Vater zurück. Also hat sie ihn angerufen. Er hat stattdessen ihre Mom geschickt – die Frau, der wir grade erst entkommen waren. Es hat Tori verletzt. Wirklich verletzt. Ein richtiger Schock. Das hätte sie nicht spielen können.«
    »Ich hab auch nie gedacht, dass sie von Anfang an mit denen verbündet war.«
    »Sondern, dass sie sich gestern Nacht auf einen Handel eingelassen hat?«
    »Ja.«
    »Aber würde Tori uns gegen ihr Versprechen, dass sie ihr altes Leben zurückkriegt, ans Messer liefern? Möglich ist es, und wir sollten vorsichtig sein, aber ich kaufe ihr die Geschichte ab. Wenn ihre Mom den anderen nicht erzählt hat, dass Tori gerade dahinterkommt, wie man Formeln spricht – und ich glaube nicht, dass sie’s getan hat –, dann glauben sie immer noch, dass sie einfach nur diese vollkommen willkürlichen Ausbrüche ihrer Kräfte hat. Und einen einzelnen Bewacher hätte sie mit dem Bindezauber ausschalten können – ich hab gesehen, wie sie die Dinger einsetzt. Sie braucht nicht mal eine Beschwörung zu sprechen. Es ist wie … wenn sie’s denkt, dann kann sie’s tun.«
    »Keine Beschwörung? Kein Üben?« Er schüttelte den Kopf. »Erzähl das bloß nicht Simon.«
    »Erzähl was bloß nicht Simon?«, fragte eine Stimme hinter uns.
    Wir drehten uns um und sahen Simon in der Tür erscheinen.
    »Dass Tori keine Beschwörung zu sprechen braucht, wenn sie einen Zauber wirken will«, sagte Derek.
    »Im Ernst?« Simon fluchte. »Du hast recht. Erzählt mir das bloß nicht.« Er suchte sich einen Weg über das Dach zu uns herüber. »Noch besser, erzählt
ihr
nicht, dass ich Beschwörungen und wochenlanges Üben brauche und immer noch nichts Brauchbares zustande bringe.«
    »Du warst gut mit dem Rückstoßzauber gestern Nacht«, sagte ich.
    Er grinste. »Danke. Und darf man jetzt fragen, warum ihr zwei euch hier oben versteckt? Oder werde ich dann bloß eifersüchtig?«
    Simon lächelte, als er es sagte, aber Derek wandte den Blick ab und knurrte: »’Türlich nicht.«
    »Ihr habt also kein Abenteuer erlebt?« Simon setzte sich auf meiner anderen Seite aufs Dach, so dicht neben mich, dass er mich streifte, und legte die Hand auf meine. »Sieht nach einem prima Ort für eins aus. Versteck auf dem Dach, alter Aussichtsbalkon – das ist es doch, was das da ist, oder? Eine Galerie, die ganz rumgeht?«
    »Yep. Und sie rottet vor sich hin, also bleib weg davon«, sagte Derek.
    »Mach ich ja. Also – Abenteuer?«
    »Ein Kleines«,
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