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Hölle mit Vollpension

Hölle mit Vollpension

Titel: Hölle mit Vollpension
Autoren: Carter Brown
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ihr ja schon. Larry ist die andere Hälfte dieses Teams brillanter Parapsychologen .«
    In aller Kürze führte sie mich rundum, und ich bekam zunächst von jedem Gast nur einen oberflächlichen Eindruck. Kent Donavan, da stimmte ich Boris voll zu, war viel zu schön, um echt zu sein: schwarze Lockenfrisur mit langen Koteletten, tiefbrauner Teint, groß und gut gewachsen und prächtig spielende Muskeln. Er rang sich ein Lächeln ab und blendete mich fast mit seinem strahlend weißen Gebiß.
    Marcus Adler war ein untersetzter Mittvierziger, dessen Glatze es fast mit der von Boris aufnehmen konnte; seinem Mienenspiel nach zu urteilen, hätte man glauben können, daß irgendwer ihm ständig einen faulenden Fisch unter die Nase hielt.
    Mrs. Warren stand auf der Schattenseite der Fünfunddreißig, mochte aber besser aussehen, wenn sie sich nicht gerade solche Sorgen machte. So aber war ihre Nase vor Nervosität ganz spitz und zog noch mehr Falten in das hagere Gesicht. Dazu unruhige, blaßblaue Augen und als Figur ein einziges Fragezeichen, nur unzureichend verhüllt von einem fließenden Kaftan.
    Hugh Crespin war die Art Brite, dessen elegante Erscheinung von der passenden Stimme komplettiert wird. Etwa fünfzig, hochgewachsen und hager, mit langem grauem Haar. Dunkelblaue Augen spähten aufmerksam aus einem sympathischen und irgendwie aristokratischen Gesicht. Ich stufte ihn ein als den bisher einzigen Mann meiner Bekanntschaft, der noch in einem Frack underdressed ausgesehen hätte.
    Mara Lennay entsprach genau dem Bild der alten Krähe, das Boris von ihr gezeichnet hatte. Altersmäßig war ihr jenseits der Fünfzig alles zuzutrauen. Klein von Wuchs, trug sie ein formloses Kleid, dazu das rabenschwarze Haar straff zurückgekämmt und am Hinterkopf zu einem altmodischen Knoten zusammengedreht. Ihre dunklen Augen glitzerten raubvogelartig, noch unterstützt dabei von der mächtigen Hakennase, und ihre schmalen Lippen waren verkniffen.
    Als das Vorstellen vorbei war, verkündete Boris, er werde uns etwas zu trinken holen, und marschierte zielstrebig zur Bar. Kent Donavan nahm seine Dreieckskonversation mit Pamela Truscott und Amantha Hardy wieder auf, während Mrs. Warren von neuem begann, Löcher in die Luft zu starren und sich die Lippen zu zerbeißen. Auch Crespin und Adler nahmen ihren Gesprächsfaden wieder auf, so daß ich für Trudi Lambert übrigblieb, was ich durchaus zu schätzen wußte. Doch im nächsten Augenblick berührte mich jemand sanft am Ellenbogen und erinnerte mich daran, daß ich eine Person übersehen hatte.
    »Ich bin so gespannt auf Sie, Mr. Baker«, sagte die alte Krähe heiser. »Wir haben nämlich etwas gemeinsam, wissen Sie das? Ich hoffe nur, daß es Ihnen als Fachmann nichts ausmacht, mit einem Laien zu fachsimpeln ?«
    »Natürlich nicht«, log ich behende .
    »Auch ich habe die Kraft .« Es war eine simple Feststellung. »Fragen Sie Trudi, wenn Sie’s nicht glauben .«
    »Mara ist ungeheuer !« bestätigte Trudi mit Enthusiasmus. »Es ist gewiß ein außergewöhnliches Talent, wenn sie nach kurzer Bekanntschaft ihrem Gegenüber alles über seine Person, seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sagen kann. Und bisher hat sie sich noch nie geirrt !«
    »Erstaunlich«, murmelte ich.
    »Mr. Baker ist nur höflich .« Mara Lennays Lächeln war unverhohlen verächtlich. »Ich merke schon, ich muß ihm eine Demonstration geben. Legen Sie los mit Ihren Tests, Mr. Baker, dann werden wir ja sehen. Ich tue alles, was Sie mir auftragen — alles .«
    »Das weiß ich doch .« Trudis Hand umschloß wieder mit festem Griff meinen Ellenbogen. »Warum erzählst du uns nicht alles über Larrys Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft — nur so als Kostprobe ?«
    »Ausgezeichnete Idee!« Die alte Krähe nickte begeistert. »Aber ich brauche die Karten dazu .«
    »Vielleicht ein andermal ?« fragte ich schwach. »Im Augenblick bin ich...«
    »Unsinn!« Trudi zog mich mit eiserner Hand zu einem Kartentisch in der Zimmerecke. »Mara ist sehr versiert; es dauert nur einen Augenblick .«
    Unterwegs konnte ich mir gerade noch ein volles Glas aus Boris’ Hand greifen, dann wurde ich, Mara gegenüber, am Kartentisch in einen Stuhl gedrückt. Trudi ließ sich zwischen uns nieder, Ellbogen auf die Knie, Kinn in die Hände gestützt, die grünen Augen vor Vorfreude funkelnd. Die alte Krähe brachte ein Kartenspiel zum Vorschein, mischte mit geübter Hand und legte es vor mich hin.
    »Drei Häufchen bitte, Mr. Baker
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