Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
einzige Möglichkeit.
    Sie ließ sich einfach fallen und hoffte, dass sie Glück hatte. Es wurde auch langsam Zeit, dass ihr das Glück endlich einmal weiterhalf.
    Cathryn weinte wieder.
    Die verfluchten Soldaten wurden in letzter Zeit immer brutaler. Wenn ein Kind eine Minute, nachdem die Glocke erklungen war, noch draußen spielte oder auch nur seine Spielsachen zusammensuchte, trieben sie es mit Tritten von der Straße weg und scheuchten es fluchend nach Hause.
    Leandra nahm ihre kleine Schwester tröstend in die Arme und warf den beiden Kerlen einen hasserfüllten Blick zu. Sie hatten Cathryn diesmal zwar nicht geschlagen, aber das Gebrüll allein genügte, um das siebenjährige Mädchen zu Tode zu erschrecken.
    »Wenn auch nur einer von euch sie jemals wieder anrührt«, rief sie voller Zorn, »dann bringe ich ihn um!«
    Höhnisches Gelächter schallte ihr entgegen. »Womit denn, blöde Ziege? Mit 'nem Kochlöffel vielleicht?«
    Der dumme Witz verstärkte das Gelächter noch und unter Flüchen und hässlichen Gesten zogen die Soldaten weiter.
    »Ist schon gut, Trinchen, weine nicht«, sagte Leandra sanft und schloss ihre kleine Schwester noch fester in die Arme. Sie knieten im Garten des kleinen Steinhauses, das ihre Eltern vorletztes Jahr fertig gebaut hatten, und versuchte die Kleine zu trösten. Cathryn vergoss bittere Tränen, aber es waren vornehmlich Tränen der hilflosen Wut. In ihr schlummerte eine ebenso große Rebellin wie in Leandra.
    Andererseits war Cathryn ein so liebes und hübsches Kind, dass Leandra einfach nicht verstehen konnte, wie jemand es übers Herz brachte, die Kleine roh und gemein zu behandeln.
    Aber es hatte sich alles geändert. Vor einem Jahr noch war die Welt eine andere gewesen. Leandra seufzte schwer. Damals, als sie in dieses unglaubliche Abenteuer mit Munuel, Victor und den anderen hineingeraten war und es schließlich durchgestanden hatte, war sie in der Gewissheit in ihr Heimatdorf Angadoor zurückgekehrt, dass von nun an die Sonne wieder in einem helleren Licht in die Welt herabscheinen würde; dass sich die Menschen wieder offener begegnen konnten und all die dunkle Bedrohung aus Akrania und den Westreichen gewichen war. Und für eine kurze Zeit hatte es tatsächlich auch so ausgesehen.
    Dann aber waren die Soldaten gekommen.
    Reisebeschränkungen und nächtliche Ausgangssperren waren verhängt worden und nicht zuletzt mussten alle Kinder um Schlag sechs am Abend wieder in den Häusern sein. Schlag sechs - unvorstellbar! Jetzt, im späten Frühling, würde es noch mindestens für drei Stunden hell draußen sein. Den ganzen kalten Winter über hatten die Angadoorer Kinder gejammert und geklagt - und nun, da es wieder die Zeit war, draußen herumzutoben, durften sie es nicht. Es war schier unmöglich, den Kindern diese Freiheit zu nehmen. Im Jahr zuvor hatten sie um die gleiche Tageszeit noch ausgelassen am Fluss gespielt. Man hatte sie nur mit Hilfe von Drohungen zum Abendessen bewegen können, und das auch nur, damit sie gleich hernach wieder hinauseilen und noch für Stunden herumtollen konnten.
    Der abendliche Hausarrest hingegen hatte unter den Angadoorer Kindern inzwischen eine regelrechte Verbitterung ausgelöst. Sie waren mürrisch, unzufrieden und launisch geworden. Selbst Cathryn, Leandras kleiner Sonnenschein, den sie über alles liebte, hatte oft Tage, an denen sie biestig und schlecht gelaunt war. Sollte das über Jahre so weitergehen, dann würde die Generation dieser Kinder zu einem Haufen verbitterter, missliebiger Personen heranwachsen.
    Leandra erhob sich und führte Cathryn zur Haustür. »Komm, kleine Prinzessin«, sagte sie freundlich. »Wir spielen noch miteinander, ja?«
    »Nein!«, schrie Cathryn weinend und riss sich los. »Ich will nicht!«
    Sie stürmte die zwei Treppenstufen hinauf, stieß mit ihren Kinderkräften die Tür auf, war gleich darauf im Haus und bemühte sich, die Tür möglichst lautstark wieder zuzuknallen.
    Leandra seufzte auf und eilte ihr hinterher. Als sie drinnen war, hörte sie nur noch die Tür von Cathryns Zimmer zudonnern. Sie ließ abermals einen Seufzer hören und wusste nicht, wie viele davon sie inzwischen Tag für Tag ausstieß.
    Aber es hatte keinen Zweck, ihre Schwester jetzt zu etwas zwingen zu wollen. Sie musste erst ihre Wut abkühlen - dann würde sie schon von selbst wieder kommen.
    Leandra änderte die Richtung und ging in die Küche. Mutter saß am Tisch und stickte an einem Kleidchen für Cathryn. »Ist sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher