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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
Autoren: Harald Evers
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Anstelle einer Antwort schmiegte sich Hellami noch ein Stück enger an sie.
    Leandra war noch immer aufgewühlt. Für einige Zeit konnte sie noch nicht einschlafen, denn zahllose Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Nur langsam vermochte sie ihre Aufregung darüber zu zügeln, dass sich die Dinge jetzt wieder ändern würden.

2 ♦ Der Brief
     
    Leandra stand schon sehr früh auf. Die schrägen Sonnenstrahlen, die durch das Fenster hereinfielen, verhießen einen weiteren schönen Tag. Sie schwang wohlgelaunt die Beine aus dem Bett und ließ Hellami, die noch immer friedlich schlief, allein zurück.
    Sie zog sich an, begab sich in die Küche und nahm sich vor, für die ganze Familie ein großzügiges Frühstück zu bereiten. Sie würde Hellami vorstellen und erklären müssen, woher sie kam und was es mit ihr auf sich hatte. Solche schwierigen Dinge verdauten die Leute ihrer Erfahrung nach besser, wenn sie einen erfreulichen Morgen und einen wohlgefüllten Magen hatten.
    In Leandras Familie war früher eigentlich ständig jemand zu Besuch gewesen. Bekannte und Familienangehörige aus Nachbardörfern, Freunde von Leandra oder Cathryn - ja, manchmal war sogar irgendwer untergebracht worden, der auf der Durchreise im Dorf nach einem Quartier gefragt hatte. Aber die Zeiten hatten sich geändert.
    Sie waren wesentlich schwieriger geworden. Im Grunde konnte heute niemand mehr Besuch empfangen. Für den kleinsten Abstecher in ein Nachbardorf musste man sich eine Erlaubnis bei der örtlichen Kommandantur einholen, und da es in Nordakrania keine größere Stadt gab, befand sich Angadoor im Zuständigkeitsbereich von Savalgor, das dreihundert Meilen entfernt lag. Für die Reise dorthin hätte es wiederum einer Reisegenehmigung bedurft und allein die war nur unter größten Schwierigkeiten zu bekommen. Besuche waren genau genommen deshalb unmöglich.
    Sie mussten Hellami verstecken, denn Leandra bezweifelte sehr, dass sie eine Reiseerlaubnis besaß. Leandra hoffte, dass Mutter nicht allzu unruhig werden würde. Zu viele schlimme Dinge waren geschehen, und es mochte sein, dass sie Angst bekam, erwischt zu werden.
    Nachdenklich bereitete sie das Frühstück zu, kochte Eier und machte Tee, wärmte die Milch für Cathryn auf und stellte Brot, Schinken, Käse und Schmalz auf den Tisch. Als sie fast fertig war, öffnete sich die Tür und Cathryn sah herein. Es war nur ihr Gesicht zu sehen, aber Leandra erkannte sofort den ihr nur allzu vertrauten › Rate-mal-was-ich-hier-habe ‹ -Ausdruck.
    »Na?«, fragte Leandra.
    Cathryn grinste, kam herein und zog an der ausgestreckten Hand Hellami hinter sich her. »Schau mal, was ich in deinem Bett gefunden habe!«, sagte sie, baute sich vor Leandra auf und deutete mit der freien Hand auf Hellami. »Ein Mädchen!« Sie sagte das, als wäre sie schon lang keins mehr, und dazu in einer Tonart, als hätte man sie erst um Erlaubnis fragen müssen.
    Leandra tat erschrocken und schlug die Hände vors Gesicht. »Huh? Ein Mädchen!«
    Cathryn kicherte. »Ja! Und was für ein großes! Schau nur!« Sie stemmte sich auf die Zehenspitzen und reckte die Hand hinauf.
    Hellami lächelte. Sie schien einigermaßen ausgeschlafen zu sein, hatte sich eines von Leandras Leinenhemden aus dem Schrank geholt und übergestreift. Sie wühlte mit der freien Hand in ihrem Haarschopf herum, während Cathryn ihre andere Hand noch nicht loslassen wollte.
    Leandra schlug sich in gespieltem Entsetzen die Hand vor den Mund. »Wo hast du sie nur gefunden?«, fragte Leandra. »Unter dem Kissen?«
    »Nein!«, rief Cathryn. »Mitten im Bett - unter der Decke!«
    Leandra ließ ein entrüstetes Stöhnen hören und Cathryn quietschte vor Vergnügen. »Ja! Ich dachte erst, du wärest es. Ich kroch zu ihr ins Bett und dann ...!«
    Hellami lachte auf und zerzauste Cathryns Haare. »Ja, wir können uns schon gut leiden, was?«
    Die ausgelassene Szene wurde unterbrochen, als Mutter hereinkam.
    Erstaunt musterte sie Hellami und blickte dann Leandra an. Leandras Vater, ein großer, vollbärtiger Mann namens Waldo, folgte ihr.
    Leandra trat zu Hellami und legte ihr den Arm um die Schulter. »Das ist Hellami«, sagte sie. »Hellami - das sind meine Mam und mein Paps. Trinchen kennst du ja schon.«
    Leandras Vater zeigte nur kurz einen erstaunten Gesichtsausdruck, dann nickte er Hellami zu und setzte sich an den Frühstückstisch. Eine gewisse Teilnahmslosigkeit demonstrierend, schenkte er Tee für alle ein. So war er nun mal. Mutter hingegen
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