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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
Autoren: Harald Evers
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allein«, sagte sie leise.
    Chasts Blick brach und sein Kopf sank zur Seite. Obwohl Leandra noch nie in ihrem Leben einem Menschen wirklich den Tod gewünscht hatte, atmete sie auf.

45 ♦ Der Palast
     
    Es war Vormittag und über Savalgor lag der feine Nebel eines frühsommerlichen Morgens. Dies war die Zeit des Jahres, da sich die Sonne draußen vor den Fenstern der Welt mit aller Macht anschickte, das letzte bisschen Kühle zu durchbrechen und die Welt mit einer Flut von Wärme und Helligkeit zu erobern. Der Nebel löste sich zusehends unter ihrer Kraft auf.
    In der Stadt herrschte weitestgehend Ruhe.
    Die Nachricht von Chasts Tod schien sich schnell herumgesprochen zu haben. Wer zur Stadtwache oder zur Duuma gehörte, gab umgehend seinen Widerstand auf. An manchen Stellen brannten noch kleine Feuer, aber von Gefechten war nirgendwo mehr etwas zu sehen. Der Kampf gegen die Unterdrücker hatte ein gnädig schnelles Ende gefunden.
    Hier und da sah man, dass Gefangene abgeführt wurden; an anderen Stellen riss man Barrikaden ab oder trug Tote davon. Zögernd betraten die Leute wieder die Straßen, öffneten die Fensterläden und einige Händler stellten bereits ihre Waren hinaus vor die Türen. Zwar lastete noch immer der Schrecken der letzten beiden Nächte über Savalgor, aber es schien auch, als atme die Stadt nun auf, als kehre langsam eine erste Ahnung vom Leben in die Straßen zurück.
    Leandra und ihre Freunde schritten in verhaltenem Tempo über den großen Platz vor den Toren des Palastes. Primas Jockum, Hellami, Jacko, Meister Fujima und Alina mit ihrem Neugeborenen waren bei ihr. Sie musterten ihre Umgebung, sahen Leuten zu, die damit beschäftigt waren, Trümmer und Tote wegzuschaffen, und verhielten sich dabei in einer seltsamen Art leise, so als wären angesichts dessen, was hier geschehen war, Stille und Andacht angemessen.
    Savalgor hatte sicher zwei der schwersten Nächte seit hunderten von Jahren erlebt. Leandra wusste nicht, wann das letzte Mal ein Kampf wie dieser hier stattgefunden hatte. Savalgor war noch nie erobert worden und Gründe für einen echten Aufstand wie diesen hatte es seit Menschengedenken nicht gegeben. Gewöhnlich waren der Shabib und der Hierokratische Rat eine ausreichende Gewähr für geordnete Verhältnisse in der Stadt.
    Dann hatten sie den Platz überquert und erreichten die breite Brücke über die Savau. Sie verband den Palast, der im Inneren des großen Savalgorer Pfeilers lag, mit der Stadt. Leute waren stehen geblieben und sahen ihnen hinterher; man schien zu ahnen, dass sich hier eine Gruppe dem Palast näherte, die ein wichtiges Anliegen hatte. Ihr Ziel war das Große Portal, das oben am Ende der breiten Treppe zum Palast lag.
    Heute standen keine Wachsoldaten in Paradeuniform links und rechts auf den Stufen aufgereiht, nur oben, am Portal selbst, sah man welche; sie steckten in Kampfrüstungen und waren schwer bewaffnet.
    Die kleine Gruppe schritt die flachen Stufen hinauf.
    Der Primas begab sich nach vorn - er war ein bekannter Mann und würde dort am ehesten Gehör erlangen. Sie wollten Alinas Anspruch auf den Einzug in den Palast geltend machen - und auch ihren Anspruch auf den Thron.
    Als die Gruppe die obersten Stufen erreichte, kamen weitere bewaffnete Soldaten aus dem Portal und bauten sich dort auf. Ein Offizier trat vor und hob die Hand.
    »Im Namen des Hierokratischen Rates: Bleibt stehen! Wer seid Ihr und was ist Eurer Begehr?«, sprach er mit lautem, förmlichem Gehabe.
    Der Primas trat vor.
    »Ich bin Hochmeister Jockum, der ehemalige Primas des Cambrischen Ordens«, erwiderte er ebenso laut und formell.
    Der Offizier ließ die Hand sinken und nickte. »Ich kenne Euch, Hochmeister. Was wollt Ihr?«
    »Wenn Ihr erlaubt, Herr Offizier, möchten wir mit dem Kommandanten der Palastgarde sprechen. Wir haben ein wichtiges Anliegen, das bei höchster Stelle Gehör finden muss.«
    Der Offizier musterte Jockum und seine Begleiter für eine Weile. Dann nickte er. »Wie Ihr wünscht, Hochmeister. Ich muss Euch und Eure Gefährten jedoch auffordern, meinen Leuten sämtliche Waffen auszuhändigen. Und ich erinnere Euch an das strikte Magieverbot im Palastbezirk!«
    Jockum hob die Arme und wies auf seine Gefährten. »Wir kommen natürlich unbewaffnet. Und das Magieverbot ist uns bekannt und gleichermaßen eine Verpflichtung!«
    Der Offizier blickte in die Runde, nickte befriedigt und verschwand.
    Leandra hegte gewisse Befürchtungen, dass sie doch nicht so leicht
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