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Höhepunkte

Höhepunkte

Titel: Höhepunkte
Autoren: Unknown
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sie sich wieder hochwuchtete; die weiche Haut auf ihrem gestreckten Schenkel zitterte vor Anstrengung. Ich drehte.
    »Linker Fuß blau.«
    Da ihre rechte Hand auf dem blauen Feld lag, wo ich meinen linken Fuß am geschicktesten hingesetzt hätte, und sie mich so auf das zweitbeste Feld verwiesen hatte, war ich gezwungen, das linke Bein durch das von ihrem rechten Bein und Arm gebildete Dreieck zu schieben, und ich spürte, wie mein linker Oberschenkel in der Bluejeans sanft ihren nackten Knöchel berührte. Wir stützten uns nun in Schräglage an drei Stellen ab, Kopf neben Kopf, und berührten uns leicht mit den Ohren. Ihr tiefes, italienisches Lachen, ganz nah an meinem Ohr, schien von dem Dunkel im Spalt des warmen Kimonos auszugehen, und ich merkte, wie sich zwischen dem oberen und unteren Ende meiner Wirbelsäule ein hektischer Nachrichtenaustausch entspann. Ich rutschte mit den Hüften ein Stück weg und drehte noch einmal.
    »Rechte Hand gelb.«
    Der Vorteil wechselte auf ihre Mattenseite; die rechte Hand auf dem Rücken, ließ sich Phlox nach hinten fallen, und einen Moment später lag ich, jetzt ebenfalls lachend, beinahe auf ihr; das wippende Haar hing so dicht vor meinem Mund, daß ich die nächsten losen Spitzen zwischen die Zähne nahm und auf ihnen herumkaute; es knirschte seltsam, bis mir die Haare aus den Lippen glitten und feucht und aneinanderklebend wie Pinselspitzen herunterhingen.
    »Dreh«, sagte sie.
    »Ich dreh gleich durch.«
    Sie beobachtete mich, die Lippen zusammengekniffen, aber mit den Augen war sie drauf und dran, wieder loszulachen, doch dann spannte sie die Gesichtsmuskeln niedlich an, biß sich auf die Unterlippe und guckte ängstlich, als rechne sie damit, vielleicht doch zusammenzuklappen. Mit der linken Hand, die mir gerade noch einen Moment frei blieb, setzte ich die Drehscheibe erneut in Bewegung.
    »Linke Hand grün.«
    Ich streckte die Hand nach dem günstigsten Feld aus, doch sie gab sich alle Mühe, mir mit ihrem Körper den Weg zu versperren, und zwang mich, mit dem linken Arm unter ihren beiden Schenkeln durchzugreifen, so daß ich den Oberkörper nach hinten beugen mußte. Ich war mit dem Kopf in die Kuhle zwischen ihrer Hüfte und ihren Rippen geraten und blickte nun nach oben in ihre angenehm duftende Armbeuge. Mit bebenden Schenkeln streckte ich die Finger nach dem grünen Feld aus. Mir taten die Knie und die Schultern weh. Irgendwie war es ihr gelungen, sich aufrecht zu halten. Sie lachte über meine wackelige, in vier Richtungen gleichzeitig gehende Anstrengung, das Gleichgewicht zu halten, doch plötzlich mobilisierte ich ungeahnte Kräfte.
    »Du drehst«, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Ich kann nicht.«
    »Dreh, verdammt noch mal, dreh, dreh das Ding, na los.« Allmählich lockerte sich ihr schmerzhafter Griff um meinen rechten Fuß auf dem grünen Feld.
    »Ich kann nicht.«
    »Phlox!« Ich ließ meinen Kopf auf das glatte Nylon an ihrem Schenkel sinken. Ihre zitternde Brust verströmte flüchtig Opium und Schweiß. Ich hatte eine Erektion - ich bitte um Entschuldigung, daß ich noch einmal den Zustand meines Penis erwähne, der sich gegen die Stoffwände seiner einsamen Zelle stemmte. Ich merkte, daß meine Finger abrutschten.
    Das Telefon klingelte: einmal, zweimal, dreimal.
    »Fall«, sagte sie. Sie neigte sich vor, reckte den Hals wie ein Vogel und küßte mich auf die Lippen.
    »Nein.« Meine schlüpfrigen Füße und Hände rutschten auf dem Plastik herum und machten kurze und verräterische Quietschgeräusche. Sie biß mich in die Nasenspitze.
    »Fall!«
    Ich fiel, mit einer Geschwindigkeit von 9,81 Meter pro Sekunde mal Sekunde.

    Während der ersten Juliwochen kam Ordnung in mein Leben, woran man erkennt, daß Juli ist. Die Nächte verbrachte ich in Phlox’ Apartment, die Tage bei Boardwalk Books, und die Abende abwechselnd in Gesellschaft von Cleveland und Arthur oder der bösen Liebesschwester, wie Cleveland Phlox neuerdings nannte. Ein gewisser Zwang, den ich von meinem Vater geerbt hatte, und so eine Art unnötiges Feingefühl hatten mich stets dazu getrieben, meine Freunde säuberlich auseinanderzuhalten und Gruppenausflüge zu vermeiden, doch während dieser zwei ruhigen Wochen inmitten des Sommers war ich frei von den Schuldgefühlen, die mein Jonglieren mit Freundschaften für gewöhnlich begleiteten, und frei von dem Selbstvorwurf, ein doppeltes Spiel zu spielen, der damit einherging, daß ich die Menschen, die ich sehr
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