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Höhepunkte

Höhepunkte

Titel: Höhepunkte
Autoren: Unknown
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hatte sie gewartet.
    Lisa verstrickte sich in eine tiefe Hörigkeit. Einem Mann wie ihm war sie noch nie begegnet. Er magnetisierte ihre Extreme mit den seinen, er war stärker als sie, er hatte eine enorme psychische Kraft, die ihm Macht gab. Er nahm ihr ihren Willen und lehrte sie, das Spiel der Unterwerfung zu genießen.
    Er konnte mit ihr machen, was er wollte - sie ließ es zu. Mehr noch, sie forderte ihre Versklavung heraus. Genug war nicht genug für sie. Fedor schenkte ihr ein breites Lederarmband, ein »Sklavenband«, das sie von da an immer trug.
    Trotzdem lebte sie weiterhin mit Niki, dem dieses Armband ebenso auffiel wie gelegentliche blaue Flecke und Striemen auf ihrer Haut, Folgen ihres Ungehorsams. Er tobte wie ein Wahnsinniger und schrie: »Wer war das? Wer war das?«
    Eigentlich erwartete sie, Niki werde sie hinauswerfen, aber sonderbarerweise geschah das nicht. Statt dessen sagte er ihr zum ersten Mal, er könne ohne sie nicht leben und werde sie niemals gehen lassen. Er führte fürchterliche Szenen auf, die alle die Handschrift Leanderscher Dramatik trugen. Dramatisch - so empfand Lisa jetzt ihr ganzes Dasein.
    Dramatisch war es vor allem, zwischen zwei Männern zu stehen, einem, dem sie verfallen, und einem, der ihr verfallen war. Seit Niki von seinem Nebenbuhler wußte, versuchte er sich zu rächen, indem er Lisa wissen ließ, daß er mit anderen Frauen schlief. Leider ließ sie das völlig kalt - und doch war sie in seinem Bett leidenschaftlicher denn je. Die sadomasochistisch gefärbte Affäre mit Fedor beanspruchte Lisas ganzes Denken und Fühlen. Niki war ihr nicht unangenehm, sie mochte ihn, aber er hatte keinerlei Macht über sie. Ihre beiden Liebhaber waren auch sonst äußerst verschieden.
    Fedor lebte sehr zurückgezogen, während Niki den Champagner fließen ließ. Das eine wie das andere kostete Lisa aus. Wenn Fedor allerdings zu lange nichts von sich hören ließ, wurde sie hysterisch. Es widerstrebte ihr, von sich aus zu ihm zu gehen; er hätte sich ihr verweigern können.
    Fühlte sie sich von Fedor verlassen, kam es vor, daß sie schluchzend in Nikis Armen lag und ihr Schicksal anklagte. Nikis Sinn für Tragik war ansteckend.
    Natürlich verriet sie ihm nicht, wie dieses Schicksal aussah, doch sie nahm an, daß Niki die Zusammenhänge, wenn auch nur wie im Nebel, erahnte. Dennoch tröstete er sie. Ja, wirklich, das tat er... Ein Trost, ein wirklicher Trost, waren ihr solche Momente natürlich nicht. Niki und die übrige Welt konnte sie nur genießen, wenn sie sich Fedors sicher war.
    Sie selbst verstand das auch nicht recht. Fedor blieb ihr weiterhin fremd. Sie hätte ihn aufreißen, sich in ihn wühlen, in ihm untergehen wollen, doch er blieb, trotz aller sexuellen Leidenschaft, kühl. Ein Geheimnis schien um ihn zu sein, in das sie nicht dringen konnte. Je undurchdringlicher er ihr erschien, desto unbedingter wurde ihre Leidenschaft.
    Selbst seine Grausamkeit faszinierte sie. Sogar in seiner Freundlichkeit lag etwas Brutales. Er forderte von ihr vollkommene Selbstverleugnung. Lisa unterwarf sich. Solange sie gehorchte, sprach er in einem gelassenen, ruhigen Ton zu ihr, begehrte sie auf, wurde er ein Teufel.
    Sie erkannte sich in der Frau ohne Willen nicht wieder. Eigentlich nahm Fedor ihr die Selbstachtung, und doch war sie selbstsicherer und freier denn je.
    Er nannte sie nie beim Namen. Wenn er sie ansprach, nannte er sie »junge Frau«, und manchmal hieß er sie einfach eine Hure. »Ich hasse dich!« schrie sie ihn an. »Ich hasse dich!« - Und doch wäre sie mit ihm in die Hölle gegangen.
    Körperlich war er ein ausgesprochen schöner Mann, athletisch, breitschultrig, schmal in den Hüften. Ihn bloß anzuschauen war erregend. Dann diese Augen, sein zwingender Blick... Für Fedor war sie immer bereit, für ihn war sie die »Hure aus Passion«. Über ihre wirklichen Gefühle für ihn war sie sich noch nicht so recht im klaren. Sie wußte auch nicht, was Fedor für sie empfand. War er denn gar nicht eifersüchtig auf Niki?
    Eines Nachmittags wagte sie es, ihn darauf anzusprechen. Sie lag mit ihm im Bett, ihr Kopf ruhte erschöpft an seiner Schulter, ihre Finger spielten mit seinen Brusthaaren.
    »Ist es dir eigentlich egal, daß ich bei Leander wohne?«
    Wie ein Stich fuhr es in sie hinein, als er erwiderte: »Völlig.« Und dann sagte er noch: »Du wirst ihn irgendwann vergessen.«
    »Wer sagt das?«
    »Ich.«
    »Und wie kommst du darauf?«
    »Du bist nur in dich selbst
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