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Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot
Autoren: Hoeps/Toes
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Ihnen entnahm Micky, dass der Zimmerservice an den Wochenenden vor den Diebstählen hauptsächlich Kaffee und belegte Brote serviert hatte, an den Wochenenden danach Hochprozentiges. Typ V war der kleinste Konferenzraum, geeignet für höchstens fünf Gäste. Die Unterlagen verrieten Micky außerdem, dass nie mehr als drei Personen da gewesen waren.
    Der dritte Tipp bestand aus einem verschlossenen Umschlag von der Volksbank in Kranenburg, der an Hans Auber bei Mondifra adressiert war, mit Unterlagen über ein Bankguthaben, das nicht zu den monatlichen Einkünften Aubers passte.
    Borgsteel reagierte erschüttert auf all diese belastenden Indizien. Er erteilte Micky die Erlaubnis, die Ermittlungen auf Auber zu konzentrieren, legte ihr jedoch ans Herz, un auffällig vorzugehen. Der Ruf seines designierten Nachfolgers durfte unter keinen Umständen durch Gerüchte beschädigt werden.
    Unter dem Motto Follow the Money brauchte Micky lediglich noch einen weiteren Tag, um überzeugendes Beweismaterial gegen Auber zu finden. Genug für ein gründliches Verdächtigenverhör. Aber Borgsteel bestand darauf, dass sie lediglich ein informatives Gespräch mit seinem Mitarbeiter führte, »der vielleicht vom rechten Wege abgekommen war«.
    Das Ganze war dann doch zu einem richtigen Verhör ausgeartet. Aubers hartnäckiges Leugnen sowie der Wutanfall, als die Fragen allmählich schmerzlich für ihn wurden, passten genau zu dem belastenden Material, das Micky vorlag. Der Unterschied zu ihren früheren Kunden lag darin, dass Auber einfach mitten im Verhör davonspazieren konnte, wenn ihm danach war.
    Und genau das tat er jetzt. Micky sah ihm nach, während er eine der verlassenen Lagerhallen betrat. Sie schloss nicht aus, dass Auber selbst die anonymen Hinweise verschickt hatte, weil er nichts lieber wollte, als demaskiert zu werden. Auber war kein erfahrener Ganove, sondern höchstens ein Mann, der einen Fehltritt begangen hatte und danach immer weiter abgerutscht war. Jetzt hatte er die Grenze erreicht – der Druck war zu stark geworden, aber um einen Schlussstrich unter die Betrügereien zu ziehen, hatte er andererseits nicht den Mut. Deshalb wählte er diesen Umweg. Sie blätterte noch einmal die Akte durch. Auf keine einzige Frage hatte Auber eine zufriedenstellende Antwort gegeben.
    Das Hotel?
    Kannte er nicht. War noch nie dort gewesen.
    Das deutsche Konto?
    Vielleicht das eines Namensvetters?
    Verdammt, Auber hatte noch einiges zu erklären! Das Verhör war noch nicht beendet, höchstens aufgeschoben. Zeit zum Abkühlen sollte er haben, doch nach der Mittagspause würde sie ihn sich vorknöpfen, und wenn sie ihn hinter seinem Schreibtisch hervorzerren musste. Diesmal würde sie für Verstärkung sorgen – notfalls die Pförtner herbeirufen.
    Eine Bewegung jenseits des Platzes zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Auber erschien im Tor der Halle. Er trug etwas in den Armen, ein Werkzeug mit Griffen, das einer großen Bohrmaschine ähnelte. Micky öffnete das Fenster, um ihn anzusprechen, sobald er in Hörweite war. Auber bog jedoch ab und marschierte geradewegs auf den Parkplatz links vom Tor zu. Micky fluchte. Mist, er wollte abhauen! Mit einem Knall schloss sie das Fenster und eilte hinaus.
    Ungestört ging Auber an den geparkten Fahrzeugen entlang, als suche er sich eines aus, mit dem er wegfahren wollte. Bei einem Saab Estate hielt er inne und schaute durch das Beifahrerfenster hinein.
    Jetzt musste sie schnell handeln! »Meneer Auber!«, rief sie.
    Auber hob kurz den Blick, antwortete aber nicht. Er hielt die Maschine an den Griffen fest und setzte sie am Schloss der Fahrertür an.
    »Warten Sie mal, ich habe …« Ein trockener Knall unterbrach sie. Ein Ruck ging durch das Auto. Auber öffnete die Tür und setzte sich auf den Fahrersitz. Micky lief schneller, getrieben von einer unguten Vorahnung. Ein zweiter Knall hallte über den Vorplatz. Micky spurtete los, wurde jedoch kurz vor Erreichen des Fahrzeugs langsamer. Auf der Heckscheibe klebte eine rosafarbene Masse, die nun zäh heruntertroff wie Obststücke im Mixer.
    »Hans Auber!«, rief sie. »Steigen Sie aus dem Wagen aus!«
    Es war sinnlos, begriff sie, als sie die Fahrertür öffnete. Auber hatte sich durch das rechte Auge geschossen und war schräg über die Mittelkonsole gesunken. Zwischen den Speichen des Lenkrads klemmte die Maschine, die er mitgeschleppt hatte. Micky berührte Aubers Bein.
    »Meneer Auber!«, sagte sie drängend. »Können Sie mich
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