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Hochzeit nach Plan B (German Edition)

Hochzeit nach Plan B (German Edition)

Titel: Hochzeit nach Plan B (German Edition)
Autoren: Milena Mayfeldt
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habe sie diesen Satz auswendig gelernt. Sie zog theatralisch die Augenbrauen hoch. »Sind Sie eine Angehörige von Herrn Baumgartner?«
    Wieder nickte ich stumm.
    »Seine Schwester?«, hakte Schwester Petra nach. Sie ließ einfach nicht locker.
    Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Was wäre, wenn ich behauptete, seine Schwester zu sein, sie dann aber meinen Ausweis überprüften? Dann würde die Wahrheit sofort ans Licht kommen und ich würde vermutlich nie erfahren, was mit dem Mann passiert war. Das Gleiche galt natürlich, wenn ich mich als seine Ehefrau ausgab. Aber es gab ja auch Verbindungen, die nicht so offiziell waren.
    »Ich bin seine Verlobte. Wir werden demnächst heiraten«, hörte ich mich zu meinem eigenen Erstaunen sagen.
    Sofort hellte sich Petras Miene etwas auf.
    »Dann können Sie natürlich gleich zu ihm«, strahlte sie. Als sie einen Blick auf meine Stirn warf und das Horn entdeckte, das sich inzwischen wahrscheinlich schon blau verfärbt hatte, zögerte sie einen Moment. Aber dann wurde ihr Lächeln noch breiter.
    »Sie sind das!«, rief sie aufgeregt.
    Ich sah sie erstaunt an. War ich etwa inzwischen ohne es zu ahnen auf einem Steckbrief gelandet – die Frau, die versucht hat, ihren untreuen Freund mit einem Ring zu ersticken – und sie hatte mich erkannt? Ich wollte schon nachfragen, was sie meinte, aber sie ließ mich gar nicht zu Wort kommen.
    »Sie sind die Frau, die Herrn Baumgartner das Leben gerettet hat! Warum haben Sie das denn nicht gleich gesagt? Kommen Sie mit, ich bringe Sie zu ihm. Oh, Sie können sich ja gar nicht vorstellen, wie romantisch ich das finde. Ich habe das auch schon zu meiner Kollegin Silvia gesagt. Silvia, habe ich gesagt, ist das nicht romantisch? Dem Menschen, den man liebt, das Leben zu retten, das ist doch was ganz Besonderes. Und wissen Sie, was Silvia dazu gesagt hat? Petra, hat Silvia gesagt, die beiden sind füreinander bestimmt ...«
    Ich ließ den Wortschwall tapfer über mich ergehen, während ich hinter Schwester Petra den trostlosen Gang entlang lief. Mir war es ganz recht, dass sie so redselig war. Je mehr sie redete, umso weniger musste ich denken. Ich schaltete ab und hörte gar nicht mehr zu, bis wir vor einer Tür stehenblieben und sie sich zu mir umdrehte.
    »So, hier ist Ihr Liebster, er wird sich bestimmt riesig freuen, Sie zu sehen«, sagte sie feierlich. »Obwohl«, sie machte eine bedeutungsschwangere Pause. »Wie lange kennen Sie beide sich denn schon?«
    Ich sah sie verständnislos an. Jetzt ging mir ihre Neugier doch ein bisschen zu weit. Wahrscheinlich wollte sie sich gleich an ein Klatschblatt oder eines dieser Sensationsmagazine im Fernsehen wenden, nach dem Motto: Ich sprach mit der Frau, die ihren Mann todesmutig vor einem LKW gerettet hat – oder so ähnlich.
    Aber Schwester Petra wirkte plötzlich gar nicht mehr so redselig. Sie schien mühsam nach den richtigen Worten zu suchen.
    »Halten Sie mich nicht für neugierig. Eigentlich geht es mich ja gar nichts an, ihr Privatleben«, erklärte sie umständlich, und ich konnte tatsächlich einen Anflug von hektischen roten Flecken auf ihren Pausbacken erkennen. »Es ist nur so, dass Herr Baumgartner bei dem Unfall einen ganz ordentlichen Schlag auf den Kopf bekommen hat. Er kann sich derzeit wohl nicht mehr an die letzten Monate erinnern.«
    Als sie mich ansah, wirkte sie beinahe verlegen. »Wenn Sie sich also noch nicht so lange kennen, könnte es sein, dass er Sie nicht wiedererkennt.«
     

Kapitel 7
     
    Mit einem mulmigen Gefühl betrat ich hinter der Krankenschwester das Zimmer. Im Bett am Fenster lag eine Gestalt mit einem dicken Kopfverband, das andere Bett war leer.
    »Herr Baumgartner, wie fühlen Sie sich denn?«, polterte Petra mit ihrem lauten Organ, nachdem sie wie ein Nilpferd an das Bett herangetrampelt war.
    »Als hätte mich ein LKW gerammt«, gab der Mann mit dem Kopfverband zurück. Er verzog das Gesicht. Petras Lautstärke war im Augenblick eindeutig zu viel für ihn.
    Obwohl er ganz schön heftig zugerichtet war – die eine Gesichtshälfte unter dem Verband war geschwollen und begann, blau und grün anzulaufen – hatte ich ihn sofort wiedererkannt. Es war der Kerl, der mich so grob angerempelt hatte. Eigentlich hätte ich ja sauer auf ihn sein müssen, aber in seinem Krankenbett sah er so hilflos aus, dass mein Mitgefühl überwog.
    »Ich bringe Ihnen Ihren Schatz, Herr Baumgartner«, verkündete Petra mit der Lautstärke eines startenden Düsenjets. »Sie
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