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Hochzeit ins Glück (Fürstentraum) (German Edition)

Hochzeit ins Glück (Fürstentraum) (German Edition)

Titel: Hochzeit ins Glück (Fürstentraum) (German Edition)
Autoren: Marie de Cambourg
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Völkerwanderung fellbekleidet durch Deutschlands Wälder gezogen wären. Hohenthann war wahrhaftig alt, aber aus Sicht der äußerst langlebigen Mitglieder des Hauses Broock waren alle anderen nur hergelaufene Raubritter oder, schlimmer, neureiche Emporkömmlinge. Unmittelbar nach dem jämmerlichen Ende der Ostzone waren die Broocks auf ihr Stammhaus in Vorpommern zurückgekehrt und hatten vierzig Jahre Kommunismus in einem Wimpernschlag hinweggefegt.
    Dann seufzte sie und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Papier zu. Ganz unten auf der säuberlich getippten Liste stand, handschriftlich hinzugefügt: V. Aluma und Begleiter.
    Das V. stand für Vanessa, wie Mathilde wußte. Vanessa Aluma war Hedys Jugendfreundin gewesen. Allerdings hieß sie damals noch nicht Vanessa, sondern Veronika, mit vollem Namen Veronika Achleitner, gebürtig aus dem kleinen Moosach an der Aller. Für eine erfolgreiche Filmkarriere hatte ihr Geburtsname wohl nicht international genug geklungen und so war sie auf Anraten ihres Agenten auf diesen Künstlernamen verfallen. Heute drehte sie ziemlich durchschnittliche Filme wie am Fließband und verdiente sehr gut damit.
    Wer der namenlose Begleiter war, wußte Mathilde hingegen nicht. Sie griff zum Telefon und läutete ihre Tochter auf deren Zimmer an.
    “Sag mal, Hedy, ich bin an der Gästeliste. Wer ist denn der Begleiter, von dem da die Rede ist?”
    “Weiß ich auch nicht, Mutti. Die Vroni hat nichts weiter gesagt.”
    “Kannst du sie nicht nochmal anrufen?”
    “Geht nicht, sie ist in New York bei Dreharbeiten und kommt erst Samstag zurück.”
    “Ist es denn ein Mann oder eine Frau? Weißt du wenigstens das?”
    Hedy kicherte.
    “Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, daß die Vroni mit einer Frau am Arm hier aufkreuzt. Da müßte sie sich schon sehr verändert haben.”
    “Hmpf. Na, ich hoffe, der Mensch ist anständig erzogen und weiß sich zu benehmen.”
    “Ach Mama, sei doch nicht immer so gravitätisch. Er wird sich schon nicht blamieren. Und falls er doch beim Bankett auf dem Tisch tanzt, wäre das immerhin mal eine Abwechslung. Tschüß.”
    Mathilde legte den Hörer auf die Gabel. Gravitätisch. Sie, ausgerechnet sie. Und wenn einer auf dem Tisch tanzt, dann ist das keine Abwechslung, sondern ein Skandal.  
    “Vanessa Aluma”, sagte die Fürstin laut vor sich hin. “Idiotischer Name. So heißt doch kein Mensch. Und was soll ich auf die Tischkarte schreiben? ‘Der namenlose Begleiter’. Unmöglich, diese Leute, gravitätisch oder nicht.”
    Nachdem sie sich derartig befriedigend aufgeregt hatte, verflog die gute Laune, als ihre Gedanken wieder auf das Waisenhaus kamen. Sie erinnerte sich an das Versprechen, das sie Vater Sebastian gegeben hatte. Die Dinge aufzuschieben lag nicht in der Natur der Fürstin, und so streckte sie die Hand nach ihrem Adreßbuch aus.
    “Wollen wir doch mal sehen.”  

    “Es tut mir wirklich leid, Durchlaucht, aber mir sind die Hände gebunden. Die Sanierung des Haushalts hat Vorrang”, sagte die näselnde Stimme am anderen Ende der Leitung. Es klang nicht so, als würde der Stimme überhaupt irgend etwas leid tun, außer aus dem Mittagsschlaf gerissen worden zu sein.
    “Und man kann nichts machen?”
    “Nein, die Rechtslage ist da eindeutig. Wenn wir eine Möglichkeit bekommen, das Defizit auszugleichen, dann müssen wir das nutzen, sonst könnte es zu einer Klage kommen. Der Gemeinderat hat da gar keinen Spielraum. Für die Betroffenen ist das natürlich bedauerlich, und ich versichere Ihnen, liebe gnädige Frau, daß mein vollstes Mitgefühl -”  
    “Ja, ich verstehe, vielen Dank. Auf Wiederhören, Herr Bürgermeister.”
    Die Fürstin legte den Hörer zurück auf die Gabel und bedachte ihren Gesprächspartner mit wenig fürstlichen Gedanken. Was sollte man von einem Politiker schon erwarten, jedenfalls kein Verständnis. Mit derartigen Leuten hatte sie schon vorher zu tun gehabt, und es war nie ein besonderes Vergnügen gewesen.
    “Rechtslage, so ein Gewäsch”, schnaubte Mathilde. “Und was ist mit den Kindern? Den kann ich doch nicht mit solchen Phrasen kommen.”
    Immerhin sah sie jetzt etwas klarer. Nicht nur, daß der Träger des Waisenhauses pleite war, die Gemeinde war es auch und zwar gründlich. Der Verkauf des Grundstücks würde die Kassen des Städtchens   auf Jahre hinaus sanieren. Der Bürgermeister war höflich, aber bestimmt gewesen: Sollte das Waisenhaus geschlossen werden, würde die Gemeinde das Gelände
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